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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania
Autoren: Bernd Frenz
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einge- arbeitet, die sich durch Sensorpunkte aktivieren ließen.
    Derart gerüstet, packte Aiko das Lenkrad und stieg auf zehn Meter Höhe. Ein letzter Blick zum bedeckten Himmel. Solange sich der Mond hinter den Wolken versteckte, konnte nichts schief gehen.
    Jetzt oder nie! Er schaltete auf Flüstermodus um, in dem das Magnetfeld maximal zehn Minuten lang von einer Batterie gespeist wurde.
    Das ohnehin leise Summen des Antriebs verstummte.
    Mit einem eleganten Schlenker zog der Gleiter um die Ecke. Auf dem Infrarot- Bildschirm konnte Aiko mehrere Wachen ausmachen, die auf der Palisadenbrüstung patrouillierten. Geschickt wählte er die größte Lücke zwischen ihnen aus, um unbemerkt über die angespitzten Baumstämme hinweg zu fliegen.
    Kein Alarmruf erklang. Wenn einer der Posten überhaupt etwas bemerkte, dann höchstens einen kompakten Schatten, der mit der Dunkelheit verschmolz. Lautlos glitten sie über das leere Zuschauerareal.
    Die Infrarotschirme zeigten keine verdächtige Bewegung, trotzdem waren Aiko und Aruula auf der Hut. Die Schatten hatten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie Meister der Tarnung waren, die gerne aus dem Hinterhalt operierten.
    Die dunkle Silhouette des Arco Plaza rückte näher. Aiko tippte auf den Sensor-Bildschirm, um die Daten abzurufen, die sein Bordcomputer am Nachmittag gesammelt hatte. Innerhalb eines Sekundenbruchteils baute sich ein dreidimensionales Gitter auf, das das Innenleben des Turms offen legte. Anhand des Querschnitts konnte der Cyborg die Beobachtungsplattformen umgehen, bevor er das Gebäude von der Ostseite anflog. Im vierten Stock, nur zwei Meter von der rechten Ecke entfernt schälte sich eine vergitterte Fensteröffnung aus der vermauerten Fassade.
    »Dahinter ist die Feuertreppe, von der ich erzählt habe«, flüsterte Aiko. »Mein Echoscanner kann niemanden ausmachen, aber er arbeitet auch zu grob, um Bewegungen zu registrieren.«
    Aruula verstand, was er von ihr wollte. Sie ließ den Kopf zwischen die Knie sinken und streckte ihre geistigen Fühler aus. »Ich spüre nichts«, gab sie leise zurück, »aber mein Lauschsinn ist auch nicht unfehlbar.«
    Aiko zuckte mit den Schultern.
    »Ohne ein bisschen Risiko würde es keinen Spaß machen.« Vorsichtig manövrierte er näher, bis keine Fußbreit mehr zwischen Fassade und Gleiter passte. Obwohl der Zweisitzer am oberen Rand seiner maximalen Flughöhe operierte, schwankte er nicht, als Aiko sich auf den Vordersitz stellte.
    Nun konnte er ohne Mühe ans Gitter gelangen. Seine Finger schlossen sich um zwei runde Eisenstäbe, die fest in die Mauer betoniert waren. Für einige Sekunden sah es so aus, als würde nichts geschehen. Auf Aikos Gesicht war nicht die geringste Anstrengung zu erkennen. Nur ein leises Zittern seiner Arme ließ ahnen, dass er bereits all seine Kräfte einsetzte. Dann ein durchdringendes Knirschen, als ob Fingernägel über eine Schultafel kratzten. Das Gitter hielt dem steten Druck nicht länger stand, der Beton am unteren Ende gab nach. Staub rieselte über Aikos Hände.
    Begleitet von einem hässlichen Laut, gruben sich die Stäbe nach außen. Es gab einen kurzen hellen Laut, als der Beton wegplatzte. Aiko atmete auf. Das Gröbste war geschafft. Scheinbar mühelos bog er die Stäbe in die Höhe. Eine Öffnung entstand, durch die sie problemlos hindurch schlüpfen konnten.
    Aruula ging als Erste, denn sie war geschmeidiger als Aiko. Als sie ein Zeichen gab, dass die Luft rein war, schwang er sich hinterher. Mit Hilfe der Handschuhe aktivierte er einen vorprogrammierten Kurs, auf dem der Gleiter zu einem zwei Straßen entfernten Hausdach flog und dort parkte.
    Von nun an waren sie auf sich allein gestellt.
    In dem engen Treppenhaus gab es weder Fackeln noch Fettlampen, nur absolute Dunkelheit. Aiko aktivierte die Minischeinwerfer, die über die Fingerknöchel seiner Handschuhe hinaus ragten. Acht dünne Strahlen zerschnitten die Finsternis. Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den anderen, um die ersten Stufen zu erklimmen. Mit jedem Treppenabsatz wurden sie sicherer, trotzdem dauerte der beschwerliche Aufstieg eine knappe halbe Stunde.
    Sie erreichten gerade den achtunddreißigsten Stock, als die Deckenlampen aufflammten. Geblendet kniffen sie die Augen zusammen.
    Aruula umklammerte ihren Schwertgriff mit beiden Händen, wusste aber nicht, auf wen sie einschlagen sollte. Sie war praktisch blind. Nachdem sich ihre Pupillen auf die Veränderung eingestellt hatten, sahen sie, dass
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