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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania
Autoren: Bernd Frenz
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beherztem Griff riss er Matts zerschnittene Jacke auf, um den Streich freizulegen. Die starke Blutung verhinderte eine Verun- reinigung, trotzdem holte er ein Desinfektionsmittel aus dem Medikit und reinigte die Wundränder. Das Fleisch klaffte einen guten Fingerbreit auseinander, doch es sah schlimmer aus, als es war. Der Schnitt ging nicht allzu tief, das Muskelgewebe war unverletzt.
    Er trug das Regenerationsgel auf, das das Zellwachstum beschleunigte, drückte die Wundränder gegeneinander und heftete sie mit einem speziellen Tacker zusammen. Danach folgten eine weitere Schicht des Gels und ein Streifen Schnellverband.
    Aruula verfolgte jeden der Handgriffe mit atemloser Spannung. Neugierig sah sie den Cyborg an. Sie musste nicht die Frage formulieren, die ihr auf der Seele brannte, denn sie stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Aiko zwinkerte aufmunternd. »Morgen früh kann dein Freund schon wieder Bäume ausreißen«, versicherte er, bevor er sich daran machte, Matts Hand zu versorgen. Der Shuriken steckte immer noch im Fleisch, doch Aiko entfernte ihn mit einem präzisen Ruck seiner mechanischen Finger.
    Fong nahm den Wurfstem an sich. »Ja, das ist die Handschrift der Schatten«, zischte er aufgebracht. Seine Augen funkelten wie in religiösem Wahn, als er den Umstehenden die blutverschmierten Zacken präsentierte. »Aber diesmal sind sie zu weit gegangen. Diesmal sollen sie ihre feige Tat büßen.«
    »Immer mit der Ruhe«, fiel ihm Aiko unwirsch ins Wort.
    »Diese vermummten Typen sind eiskalte Killer, gegen die habt ihr Bauern doch überhaupt keine Chance. Überlasst lieber alles mir.«
    Der Cyborg bereute seine überheblichen Worte noch bevor er sie ausgesprochen hatte. Doch es war zu spät, um sie noch zurück zu nehmen.
    Fongs Miene vereiste. Er war das Oberhaupt einer ganzen Gemeinde, das ein jeder mit entsprechendem Respekt zu behandeln hatte.
    Seine mandelförmigen Augen wurden noch schmaler, als sie es von Natur aus waren, während er Aiko abschätzig musterte.
    »Wer seid Ihr überhaupt, Fremder, dass Ihr es wagt, so mit dem obersten aller Nam zu sprechen?«, fragte er gefährlich leise. Obwohl nicht mehr als ein Flüstern, schnitt seine Stimme scharf wie ein Dolch durch den Raum, als er fortfuhr: »Seid Ihr überhaupt einer von uns? Eure Aussprache, die Hautfarbe, die Augenform - das alles sieht mir sehr nach einem Japs aus.«
    Aiko bezweifelte, dass er anhand dieser Merkmale als Japaner identifiziert werden konnte. Dummerweise hatte Fong trotzdem ins Schwarze getroffen.
    »Ich bin weder Japs, Nam, Jello, Blax oder Pale«, gab Aiko kühl zurück. »Ich bin einfach nur ein Meerakaner, so wie jeder andere hier im Raum.« Na ja, abgesehen von Aruula, aber er wollte die Situation nicht komplizierter machen als sie ohnehin schon war.
    Die Barbarin lenkte das Gespräch zum Glück in neue Bahnen, bevor es noch weiter eskalieren konnte. Besorgt deutete sie auf Aikos linken Oberarm. Seine Jacke wies einen Riss auf, dessen dunkle Ränder feucht glänzten. »Du bist selbst verletzt worden«, sagte sie.
    Verwundert zog der Cyborg den Stoff auseinander. Tatsächlich, das hatte er im Eifer des Gefechts gar nicht mitbekommen. Einer der Vorderlader musste ihn beim Abflug erwischt haben. Die Blutung war längst versiegt, doch im Licht der grellen Lampen blitzte es metallisch zwischen den Hautlappen auf.
    »Ich wusste doch, dass etwas nicht mit dir stimmt«, stichelte Fong. »Du bist einer von diesen verdammten LoBots!«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Knechte, manche von ihnen kicherten jedoch. Aiko fühlte sich plötzlich nicht sonderlich wohl in seiner Haut.
    »Ein LoBot?«, fragte Aruula. »Was soll, das sein?«
    »Künstliche Menschen, die sich zu Herrschern der Welt aufschwingen wollen«, erklärte Fong mit Verachtung in der Stimme.
    »Vor vielen Sommern sind einige von ihnen in El'ay aufgetaucht, um sich wichtig zu tun, aber wir haben sie mit Schimpf und Schande davon gejagt. Von reisenden Händlern hörten wir, das man sie anderswo LoBots nennt, was immer das auch heißen mag.«
    »Aiko ist keiner von ihnen«, wischte Aruula das Thema kurzerhand vom Tisch. »Er ist ein Freund aus dem Westen, der beide Arme durch einen Unfall verloren hat. Sein übriger Körper unterscheidet sich nicht von unseren.« Zum Beweis kniff sie dem Cyborg in die linke Wange, bis er vor Schmerz aufschrie. »Seht ihr?«, triumphierte sie. »Im Gesicht und auch sonst empfindet er die gleichen Schmerzen wie wir.«
    Aiko funkelte
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