Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
048 - Amöba saugt die Menschen aus

048 - Amöba saugt die Menschen aus

Titel: 048 - Amöba saugt die Menschen aus
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Möglichkeit,
diesen Fremdkörper vom Gesicht zu reißen.
    Es war die
Meisterleistung eines perfekten Chirurgen und eines einfallsreichen
Maskenbildners, diesen Mann in der Gestalt eines anderen Menschen nachzuformen.
    Und nicht
geringer war die Leistung des Nachgestalteten einzustufen, der sich monatelang
mit dem Leben Dommajews beschäftigt, Tag und Nacht
Bücher gewälzt hatte, in denen Dommajews Leben von
der ersten Sekunde an aufgezeichnet war. Alle Stationen im Leben des echten Dommajew waren zu Stationen im Leben des Doubles geworden.
    Der Mann, der
jetzt Dommajew verkörperte, hieß in Wirklichkeit Dr.
Fan Lung, stammte aus Zentralchina, hatte mehrere Wissenschaften studiert und
war dann in den Dienst des geheimen chinesischen Nachrichtendienstes getreten.
    Vor
anderthalb Jahren schon war die Kopie des echten Professor Dommajew in der Person Dr. Fan Lungs gelungen. Leicht war es Fan Lung gefallen, sich mit
dem wissenschaftlichen Fragenkomplex auseinanderzusetzen und sich in Dommajews Wissensgebiet einzuarbeiten. Er brachte alle
Anlagen des qualifizierten Forschers mit.
    Schwieriger
war es gewesen, sich in das private Lebens- und Interessengebiet einzutasten.
Er hörte seit anderthalb Jahren nur die Musik, die Dommajew gern hörte, er las die Bücher des Russen und redete mit seiner Stimme, die ihm
im Wachen, Schlafen und Träumen von einem Tonband vorgespielt worden war.
Akzentfreies Russisch sprach er bereits seit seinem dreiundzwanzigsten
Lebensjahr. Er hatte viele Jahre in der UdSSR verbracht und war mit Land und
Leuten bestens vertraut.
    Die Prozedur,
die man bei Fan Lung vorgenommen hatte, war auch bei Nicolaj alias Ching Pua durchgeführt worden.
Ebenfalls ein Mann, der nach genauen Grundsätzen von der Partei auserwählt
worden war, um die Kopie des Dieners von Dommajew zu
verkörpern. Größe, Farbe der Augen und einen scharfen Intellekt hatte man als
Grundvoraussetzung mitbringen müssen. Auch um einen so vertrottelten Rabauken
wie Nicolaj darzustellen, bedurfte es großer Aufmerksamkeit und intensiven
Einfühlungsvermögens. Sowohl Lung als auch Pua brachten diese Voraussetzungen mit.
    »Nimm ihnen
die Pflaster wieder ab«, kommandierte Dommajew alias
Lung. Selbst wenn er unbeobachtet war, wenn er nicht bewußt die Rolle Dommajews zu spielen hatte, zeigte er nicht sein wirkliches
Gesicht.
    In jeder
Situation mußte er Dommajew sein. So lautete die
Devise, und das erwartete man von ihm. Er mußte denken, reden und fluchen wie Dommajew .
    Er war Dommajew ! Auch jetzt. Er wußte, daß der wahre Dommajew kurz und knapp zu sprechen gewohnt war, wenn ihn
eine Sache störte oder wenn er etwas anordnete. Dies nicht nur seinen
Mitarbeitern auf dem Schiff gegenüber, sondern auch im Beisein des bäuerlichen
Nicolaj.
    Pua zog die
Klebestreifen ab. Sowohl bei Dommajew als auch bei
dem Mann, der wortlos und mit fiebernden Augen neben Dommajew auf dem Boden hockte und genauso aussah wie Pua jetzt.
    Die Haare
hingen dem echten Nicolaj wirr in die Stirn.
    »Jetzt können
Sie wieder reden, was Sie wollen, Professor«, sagte Lung mit sanfter Stimme.
»Und Sie können auch wieder mal schreien, wenn Sie die Lust dazu verspüren. Nur
- das wissen Sie ja selbst: Die Wände sind so dick, daß kein Mensch Sie hören
kann! Während der Anwesenheit Ihrer Tochter in diesem Haus hielt ich es allerdings
für angebracht, besondere Vorkehrungen zu treffen. Sie müssen schon
entschuldigen, aber es lag in Ihrem und im Interesse von Larissa, daß es zu
keinem unliebsamen Zwischenfall in diesem Haus kam. Ein unnötiges Geräusch aus
dem tiefen Keller hätte Ihre Tochter schließlich erschrecken können .«
    »Was haben
Sie mit Larissa gemacht ?« Die Stimme des echten Dommajew schien das Echo von Lungs Organ zu sein.
    Der
Angesprochene lächelte. »Gemacht? Nichts, Professor. Wir haben uns prächtig
verstanden, das war alles. Zum Abschied hat sie mich sogar geküßt .«
    Dommajew stöhnte. Der
blaue Schein der Lampe spielte auf seinem verschwitzten Gesicht.
    »Sie werden
nicht durchkommen«, sagte er dumpf und schüttelte heftig den Kopf, daß die
weißen Haare flogen. »Auf dem Schiff wird es Sie erwischen, das garantiere ich
Ihnen !«
    »Sie irren«,
lachte Lung »Wenn nicht mal Ihre Tochter etwas bemerkte, wie sollen dann
Menschen, die Ihnen nicht so nahestehen, die Täuschung feststellen ?«
    »Es gibt ein
Geheimnis, und daran werden Sie zerbrechen. Sie mögen mein Leben genauestens
studiert haben, aber Sie können nicht alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher