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0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jemand ihm raten konnte, war das Zamorra, und wenn nicht, dann wußte der Parapsychologe zumindest andere, die es konnten.
    Blieb nur zu hoffen, daß Zamorra überhaupt in seinem Château anzutreffen war. Fast schon viel zu lange war alles ruhig geblieben. Möglicherweise brannte die Geisterwelt inzwischen schon wieder an allen Ecken und Enden, und Zamorra war irgendwo auf dem Erdball oder in anderen Dimensionen unterwegs, um wenigstens das größte Unheil abzuwehren. Zu lange war »Ruhe vor dem Sturm« gewesen…
    Was aber, wenn Zamorra Opfer einer ähnlichen Wahrscheinlichkeitsänderung geworden war?
    ***
    Plötzlich tauchte Merlin auf.
    Unwillkürlich zog Professor Zamorra die rechte Augenbraue hoch. »Ich dachte, du wolltest mit niemandem reden und dich lieber in dein Schneckenhaus zurückziehen«, sagte er.
    Merlin lächelte. »Du bist ein guter Freund, mit dem zusammen ich schon etliche gefährliche Abenteuer erleben konnte. Einen guten Freund verweist man nicht des Hauses.«
    Eher ein guter Vasall, verbesserte Zamorra in Gedanken. Unter Freundschaft verstand er mehr als das, was ihn mit Merlin verband; mehr als ein Zweckbündnis. Aber um dieses »mehr« zu erreichen, hätte Merlin sich nicht mit dermaßen vielen Rätseln und Geheimnissen umgeben dürfen.
    Aber er sah gut aus, der Alte von Avalon. Wesentlich besser, als Zamorra ihn von ihrer letzten Begegnung her in Erinnerung hatte. Er war bei weitem nicht mehr so saft- und kraftlos wie damals, bewegte sich rasch und energisch, und seine Augen funkelten wach. Zamorra war erleichtert. Er hatte schon befürchtet Merlin würde sich zuviel zumuten und an seiner Schwächung dahinsterben. Aber offensichtlich hatte er sich wieder gut erholt. Der Mann in dem bodenlangen, weißen Gewand, mit dem weißen Bart und den Augen, die jung wie die Ewigkeit funkelten, hob die Hand. »Du bist aus einem ganz bestimmten Grund hier«, sagte er. »Nicht nur, um mir die Warnung eines anderen zu überbringen.«
    »Lucifuge Rofocale ist in größter Sorge«, sagte Zamorra. »Merlin, wenn der Teufel selbst zu seinem größten Gegner kommt und ihn bittet - dann ist die Gefahr größer, als wir alle nur denken können.«
    »Es gibt keine Gefahr«, sagte Merlin.
    »Aber…«
    »Lucifuge Rofocale ist ein alter Narr«, sagte Merlin. »Er hat zu lange gelebt, ist zu alt geworden, und deshalb auch zu vorsichtig. Ich kenne ihn gut. Er fürchtet die Zukunft und scheut Schwierigkeiten. Nur deshalb ist er seinerzeit auch Magnus Friedensreich Eysenbeiß kampflos gewichen, als dieser ihn mit dem Ju-Ju-Stab bedrohte. Lucifuge Rofocale kehrte erst auf seinen Thron zurück, als Eysenbeiß vom Tribunal der Hölle gerichtet worden war. Er scheut Risiken; er ist ein Feigling.«
    »Ich habe da einen ganz anderen Eindruck«, warf Gryf ein. »Vergiß nicht, daß auch ich eine verflixt lange Zeit damit zubringen konnte, ihn und sein Verhalten zu studieren. Er warnte nicht ohne Grund.«
    »Wovor warnt er denn?« lachte Merlin spöttisch; ein Wesenszug, den Zamorra früher nie an ihm festgestellt hatte. »Was weiß er denn? Nichts! Er gibt leeres Gewäsch von sich, Halbheiten. Er kennt die Wahrheit nicht.«
    »Und was ist die Wahrheit?« fragte Zamorra.
    »Wartet nur noch kurze Zeit, und ihr werdet sie erfahren. Etwas nie Dagewesenes, Einmaliges wird geschehen.«
    »Hat es etwas mit dem Silbermond zu tun?« fragte Zamorra mißtrauisch.
    Merlin wurde ernst. »Weshalb bist du wirklich gekommen?«
    »Du weichst meiner Frage aus«, beharrte Zamorra.
    Auf Merlins Stirn entstand eine steile Falte. »Forderst du Rechenschaft von mir?«
    »Ich will wissen, woran ich bin. Es geschehen eigenartige, bedrohliche Dinge, die…«
    »Die schlagartig ihr Ende finden werden, sobald ich getan habe, was ich tun muß!« sagte Merlin schroff. »Und ich werde nicht darüber reden, ehe es vollbracht ist. Es wäre ein schlechtes Omen.«
    Ein abergläubischer Merlin war nicht nur Zamorra unbekannt. Was war mit dem uralten Zauberer geschehen? Was hatte seine Persönlichkeit so verändert? Die lange Zeit der Stasis in dem Kokon aus gefrorener Zeit, in welchen ihn die Zeitlose Morgana seinerzeit wob? Oder jene Episode auf dem Silbermond, als sie alle in der Vergangenheit gestrandet waren und Merlin sein Gedächtnis und seine Magie verlor, weil ein magisches Wesen wie er nicht zweimal zugleich existieren durfte?
    »Sage endlich, was du willst und stehle mir nicht meine Zeit. Ich habe noch vieles zu bedenken«, sagte Merlin schroff.
    »Nun,
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