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0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerade die Gesichter waren das Furchtbarste an ihnen.
    Sie besaßen halbkugelartig vorstehende Facettenaugen - wie Insekten…
    Das war keine Maske. Diese Augen waren echt. Wie er zu dieser Erkenntnis kam, wußte Ted nicht, aber es konnte einfach nicht anders sein.
    Langsam dämmerte es ihm, daß hier etwas Unglaubliches geschah. Die Zerstörung seiner Villa, die schattenartigen Spinnenwesen, die ein Netz über den Trümmern woben, diese Insektenmenschen - das alles war nichts Normales mehr. Aber wie hatten sie den weißmagischen Abwehrschirm durchdringen können, der die Villa und das Grundstück umgab?
    Hier stimmt doch etwas nicht!
    Wer waren diese Unheimlichen? Woher wußten sie, daß er einen Dhyarra-Kristall besaß? Und was wollten sie damit anfangen? Sie konnten ihn doch nicht benutzen! Es war ein Machtkristall, der sie schon bei der Berührung töten - oder ihnen zumindest den Verstand rauben würde!
    »Wo ist der Kristall?« pfiff der Insektenmann wieder, der Ted niedergeschlagen hatte.
    »Fahr zur Hölle, aus der du kommst!« stieß Ted hervor. Er wünschte sich, Zamorras Amulett bei sich zu haben und es so wie Zamorra einsetzen zu können. Aber das blieb ein Wunschtraum, und an seinen Machtkristall kam er in diesem Moment nicht einmal heran, weil der, sorgfältig in ein Samttuch eingeschlagene, im Handschuhfach des Mercedes lag. In einer Stadt, die fast so viele potentielle Autodiebe wie Einwohner hatte, pflegte Ted den Kristall als magische Diebstahlsicherung zu verwenden. Etwas Sichereres gab’s nicht auf der Welt.
    Doch was nützte ihn das jetzt, wo er wehrlos war?
    Der Insektenmann mit seiner pfeifenden Stimme trat nach Ted. Der Reporter rollte sich zur Seite, konnte dem Tritt damit einen Teil seines Schwungs nehmen. Trotzdem tat es noch mörderisch weh.
    Verdammt, sollten diese nichtmenschlichen Bestien doch den Verstand verlieren! Sie hatten ihn angegriffen, es war nicht mehr als Notwehr, wenn er ihnen sagte, wo sie den Kristall fanden.
    »Warum nicht gleich so?« pfiff der Insektenmann. Er richtete die Waffe, deren Mündung er Ted vorhin in den Nacken gepreßt hatte, wieder auf den Reporter und drückte ab.
    Etwas Schwarzes zuckte daraus hervor und verwandelte Ted in einen verglühenden Schatten…
    ***
    Merlins unsichtbare Burg Caermardhin war ein Phänomen. Auf der Spitze eines Berges im südlichen Wales aufragend, war sie in ihrem Inneren weitaus größer als es ihre äußeren Abmessungen erlaubten. Die Burg mußte in eine andere Dimension hineingebaut worden sein. Unten im Tal, im walisischen Dorf Cwm Duad, erzählt man sich, daß die Burg immer dann sichtbar werde, wenn dem Dorf und der Welt größte Gefahr drohte.
    Einige Male hatte sich diese Sage in den letzten Jahren bestätigt.
    Kein Normalsterblicher konnte Caermardhin ohne Merlins Einwilligung betreten. Wer hineingelangte, mußte von dem uralten Zauberer persönlich eingeladen sein, oder er mußte zu jenen gehören, die ohnehin ständig in sehr enger Beziehung zu ihm standen. Zu ihm, dem Alten, der weitaus älter war als die Sage von König Artus und seiner Tafelrunde.
    Professor Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval, obgleich nicht unbedingt zu den »Normalsterblichen« gehörend, hatten uneingeschränkten Zutritt nach Caermardhin, ebenso wie Merlins Tochter Sara Moon und die beiden Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken sowie der telepathisch begabte intelligente Wolf Fenrir.
    Der Wolf weilte derzeit in Frankreich; aber Gryf und Teri hatten ihren Freunden Zamorra und Nicole Zugang in die Burg verschafft, indem sie ihr Privileg nutzten und die Freunde einfach per zeitlosem Sprung mitnahmen.
    Und nun wollte Merlin seine Besucher nicht empfangen!
    In einer hilflos wirkenden Geste breitete Sara Moon die Arme aus. Die Druidin mit dem silberblonden Haar und dem ausdrucksvollen, leicht asiatisch wirkenden Gesicht schüttelte den Kopf. »Er will euch nicht sehen, und er will euch erst recht nicht anhören. Ihr sollt gehen, weil er sich auf seine große Aufgabe konzentrieren muß.«
    Zamorra stöhnte auf. »Gerade um diese verflixte Aufgabe geht es doch«, stieß er hervor.
    »Der Alte ist übergeschnappt«, stellte Gryf trocken fest, der immerhin schon seit mehr als 8000 Jahren auf der Erde wandelte und Merlin so gut kannte wie kein anderer - mit Ausnahme von Merlins dunklem Bruder Asmodis, der einmal Fürst der Finsternis gewesen war. Gryf tippte sich an die Stirn. »Irgendwo da oben muß bei ihm was ausgehakt haben.
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