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0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome
Autoren: Werner Kurt Giesa
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immer noch zwei bis drei Wochen - so lange braucht ein Beamter, den Arm zu heben und einen Stempel auf ein Stück Papier zu drücken, hatte einmal jemand spöttisch behauptet. Aber Boris Saranow hat die Angelegenheit enorm beschleunigt. Er besaß immer noch seine ungeliebten Kontakte zum KGB, und die nutzte er in diesem Fall weidlich aus, wenngleich er den »Verein« ansonsten gar nicht mochte. Noch bevor Zamorra und Nicole, die ihren Flug vorher telefonisch angekündigt hatten, die Kontrollen des Flughafens Scheremetjewo II, etwa 32 km nordwestlich von Moskau, erreichten, gesellte sich ein untersetzter Mann im Trencchoat und dunklem Bogart-Hut zu ihnen, ließ sich ihre Pässe zeigen und händigte ihnen dann Sonderausweise aus, die KGB-Stempel trugen. »Machen wir eigentlich nicht so gern«, nuschelte er mit einem starken kirgisischen Akzent, »aber es geht um eine Sache von nationalem Interesse, und der Genosse Saranow von der Akademie der Wissenschaften bürgt für Sie. Ich muß Sie beide allerdings dringend auffordern, sich an die Spielregeln zu halten Ansonsten könnten Sie wegen Mißbrauch Ihrer Sondervollmachten verhaftet und abgeurteilt werden.«
    Zamorra lächelte. »Wir werden uns an diese Spielregeln halten - soweit sie uns bekannt sind.«
    »Sie sind nicht zum ersten Mal in Rußland. Es hat sich, was uns angeht, nichts geändert«, sagte der KGB-Mann. »Fotografieren Sie keine militärischen oder sicherheitsrelevanten Einrichtungen, keine öffentlichen Einrichtungen, mischen Sie sich nicht, in die Innenpolitik ein, und respektieren Sie die Gebräuche unseres Staates und Volkes. Der einzige Unterschied zu früher: Sie dürfen sich überall frei bewegen. Aber machen Sie keine Dummheiten - Sie haben diese Ausweise nur bekommen, um die Einreiseformalitäten zu beschleunigen, und das auch nur, weil Sie sich bei Ihren früheren Aufenthalten in der damaligen Sowjetunion um unser Land verdient gemacht haben. Sehen Sie’s als eine Art Ersatz-Orden.«
    »Natürlich«, brummte Zamorra. Er sah sich nach dem KGB-Mann um; der war so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war.
    Es gab keine Schwierigkeiten an der Kontrolle. Sie brauchten die Sonderausweise, die verblüffenderweise sogar mit ihren Lichtbildern ausgestattet waren — der Himmel mochte wissen, was Saranow da gedreht hatte -vorzulegen und konnten sofort passieren. Nicht einmal ihr Gepäck wurde kontrolliert. Anschließend wartete Saranow auf sie. Mit ausgebreiteten Armen stürmte er auf sie zu.
    Er umarmte Zamorra und Nicole nacheinander und verpaßte ihnen Begrüßungsküsse, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatten. »Ich hoffe, ihr hattet einen guten Flug«, röhrte er. »Kommt, Freunde. Wir feiern eure Ankunft, stecken euch ins Hotel, und dann machen wir uns an die Arbeit, ja? He, Schwesterchen Nicole, hast du eigentlich das Kaffeekochen noch nicht verlernt?«
    Nicole stutzte. »Ich hab’s nie angefangen«, behauptete sie mißtrauisch. »Was Frau nicht lernt, kann Frau auch nicht verlernen…«
    »Oh, das wird den Genossen Fedor Martinowitsch aber betrüben«, seufzte Saranow.
    »Deinen Assistenten mit der Spinnen-Phobie?« fragte Zamorra.
    Saranow nickte eifrig. »Er ist auch hier. Wartet mit dem Wagen draußen. Hoffentlich habt ihr nicht zuviel Gepäck.«
    »Nur meinen und Nicoles fünf Koffern«, versicherte Zamorra. »Schließlich kann sie als Frau von Welt nicht vormittags dasselbe Kleid anziehen wie mittags oder gar nachmittags, und bei euch einkaufen lohnt sich kaum.«
    Die Frau von Welt trat ihm gegens Schienbein. »Mach mich nicht schlechter, als ich bin. Du weißt, daß ich meine Einkäufe gegen früher merklich zurückgeschraubt habe.«
    Saranow grinste. »Kann ich mal die Ausweise sehen, die der Genosse Spion euch geschenkt hat?«
    Zamorra hielt ihn die Platzkarte entgegen. Saranow betrachtete sie und pfiff durch die Zähne. »Das ist mehr, als ich erwartet habe«, stieß er überrascht hervor »Sie müssen beim KGB wirklich sehr von euren bisherigen Hilfsaktionen angetan sein. Ist euch eigentlich klar, daß man euch mit diesen Karten zu KGB-Angehörigen mit weitreichenden Privilegien gemacht hat?«
    »Geheimdienstmitarbeiter?« Zamorra verzog das Gesicht. »Was hast du uns da angetan, Brüderchen Boris?«
    »Ich wußte das nicht«, stieß der Russe hervor. »Ich habe nur verlangt, daß man euch durch den Einreisekram schleust. Aber mit diesen Ausweisen… ihr könntet in gewissem Umfang behördliche Hilfe anfordern, ihr
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