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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erklärung. Der Turm war durch den Fluch entweiht worden. Der Zorn, der Haß eines Menschen, dem durch die Katastrophe alles genommen worden war und der keine Hoffnung mehr sah, schien stark genug gewesen zu sein…
    Aber vielleicht war das alles auch nur eine Legende…
    Zamorra näherte sich der Ruine. Er sondierte das Gebiet mit dem Amulett. Aber zu seiner Verwunderung konnte er nichts wahrnehmen, das auf Schwarze Magie hinwies. Entweder war der Vampir tot - oder er befand sich nicht hier unter den Trümmern.
    An seinen Tod glaubte Zamorra aber nicht. So leicht waren die Blutsauger nicht zu töten.
    Er mußte also einen anderen Unterschlupf gefunden haben. Vielleicht hatte er Lunte gerochen. Zamorra schalt sich einen Narren, daß er an diese Möglichkeit nicht gedacht hatte. Er hätte vielleicht doch besser die Rückkehr des Vampirs hier erwarten sollen. Aber schlauer ist man immer erst hinterher…
    »Was jetzt?« fragte Nicole. »Wir stehen wieder am Punkt Null, nicht wahr?«
    Zamorra versuchte, mittels des Amuletts einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Die Silberscheibe zeigte ihm - in rückwärtigem Ablauf - die Ankunft des verletzten Vampirs, sein Verschwinden in einem kleinen, geheimen Durchschlupf, den Zamorra in der Nacht nicht bemerkt hatte, und dann das Chaos, als der zornige Vampir mit seinen Infraschallschreien den Turm zum Einsturz brachte. Noch während das Bauwerk zusammenkrachte, flog der Vampir aus. Zamorra versuchte seine Flugbahn zu verfolgen, schaffte es aber nicht. Dadurch, daß der Blutsauger sich durch die Luft bewegte, verlor er ihn zwangsläufig aus dem »Blickfeld« des Amuletts. Die Richtung zu schätzen, brachte nicht viel. Er mochte sich noch einige Male geändert haben.
    »Pech«, sagte Zamorra schulterzuckend. »Du hast recht, Nici. Wir sind wirklich wieder am Punkt Null. Das hier ist nur noch ein Fall für die Planierraupe. Zu finden gibt's hier nichts mehr… na, Careio wird sich freuen…«
    Und wie er sich freute! »Dann braucht Cartagena die Räumkolonne ja erst gar nicht mehr in Bewegung zu setzen. Er weiß sowieso nicht, aus welchem Haushaltsposten er das Geld dafür nehmen soll, bei der chronischen Pleite der Stadtkasse! Er hatte schon darauf gedrängt, daß die Polizei die Kosten übernehmen solle… aber das können wir uns ja jetzt sparen, Zamorra. Bloß unseren Mörder haben wir dadurch immer noch nicht.«
    »Es wird schwer, ihn jetzt wieder aufzuspüren«, gestand Zamorra. »Im Grunde müssen wir wieder einmal darauf warten, daß er zuschlägt.«
    »Und gerade in den beiden nächsten Nächten, in denen alles drunter und drüber geht, wird es wichtigere Dinge geben. Man kann's den Beamten kaum verdanken, wenn sie sich nicht um Fledermaussichtungen kümmern werden. Wir können auch nicht die gesamte Bevölkerung der Stadt inklusive der Besucher vor dem Vampir warnen. Niemand würde das ernst nehmen. Wir werden also sehenden Auges hinnehmen müssen, daß es weitere Todesfälle gibt.«
    Diese Aussichten gefielen keinem von ihnen. Doch was konnten sie tun?
    Zamorra sah keinen Weg. Zudem hatte er das Gefühl, daß Careio nicht so ganz bei der Sache war. Der glaubte wohl immer noch nicht wirklich an einen Vampir, sondern hoffte auf einen menschlichen Verbrecher, der bloß eine neue Methode entwickelt hatte.
    Den Rest des Nachmittages grübelte Zamorra darüber, wie er den Vampir aus der Reserve locken und ihn zwingen konnte, sich zu zeigen. Aber er fand trotz allen Grübelns keine brauchbare Möglichkeit.
    ***
    Als es dunkel wurde, erwachte der Vampir wieder aus seiner Schlafstarre. Seine Flughautverletzung schmerzte immer noch! Ihr Zustand hatte sich nicht gebessert. Wie denn auch? Ohne die beruhigende Heimaterde, ohne frisches Blut…
    Die Erde bekam er nicht mehr zurück. Denn es gab für ihn auch keine Rückkehr in die Welt, aus der er gekommen war. Die Sternenstraßen waren vor kurzem vernichtet worden, und so war er abgeschnitten. Aber er legte auch keinen Wert auf eine Rückkehr, denn selbst unter seinesgleichen war er ein Außenseiter gewesen.
    Nun mußte er in dieser Welt mit einem starken Handicap weiterexistieren.
    Auf jeden Fall brauchte er wieder ein Opfer. Er mußte seine Verletzung auskurieren. Und er wollte auf jeden Fall sich an seinen Gegnern rächen, die ihn in diese unerfreuliche Lage gebracht hatten.
    Wer ihm die böse Falle in seinem bisherigen Versteck gestellt hatte, wußte er nicht. Aber er war sicher, daß es einen Zusammenhang mit dem gestrigen
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