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0470 - Die blutrote Nacht

0470 - Die blutrote Nacht

Titel: 0470 - Die blutrote Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wissen.
    »Während du den Vormittag verschlafen hast, habe ich Zeitungen gelesen und Radio gehört und mich entsprechend gebildet«, versicherte Nicole.
    Zamorra warf einen prüfenden Blick zum Himmel. Vom Vampir nichts zu sehen. Er sah wieder nach unten, wo sich die Zuschauer drängten, wo die Wagen rollten, wo getanzt wurde, wo die Samba-Rhythmen die Menschen mitrissen. Aus einem Hauseingang stürmte eine Gruppe von fünf Mädchen, Blumen im Haar, mit straßglitzernden Tangas oder gar nicht bekleidet, drängten sich durch die Zuschauer und mischten sich in den Zug. Teri wurde unruhig. »Hätte Lust, da unten auch mitzumischen«, sagte sie. »Wie sieht es mit dir aus, Nicole? Machst du mit, oder muß ich mich allein trauen?«
    Nicole sah an sich herunter. »Wir dürften wohl kaum passend kostümiert sein«, sagte sie.
    »Das kriegen wir schon mit ein bißchen Zauberei hin«, stellte Teri fest. Ihre Augen glühten wieder in grellem Grün auf. Augenblicke später trug Nicole statt ihres Kleides nur noch einen Glitzertanga; Teri präsentierte sich mit farbenprächtigem Bodypainting, die Blößen von bunten Blüten bedeckt. Sie griff nach Nicoles Hand. »Fertig?«
    »He, ihr seid verrückt!« stieß Zamorra hervor. »Wir warten auf den Vampir, und…«
    Teri schnellte sich mit Nicole über die Dachkante und löste gleichzeitig mit dieser Vorwärtsbewegung den zeitlosen Sprung aus, der sie beide im gleichen Augenblick heil unten ankommen ließ. In dem chaotischen Durcheinander nahm niemand von ihrem überraschenden Auftauchen sonderlich Notiz. Aus seiner luftigen Höhe sah Zamorra die Druidin und seine Gefährten im Strom der Akteure wirbeln.
    Er tippte sich an die Stirn.
    »So ein Leichtsinn«, murmelte er. »Die müssen doch beide durchgedreht sein…« Die Stimmung hatte sie einfach mitgerissen. Und Zamorra hockte nun auf dem Dach und konnte zusehen, wie er wieder herunterkam…
    Fenrir war klüger gewesen und im Hotel geblieben. Kein Interesse, mir tanzende Menschen anzusehen , hatte er mitgeteilt. Außerdem hatte er immer noch seine Verletzungen auszukurieren und war längst noch nicht wieder völlig fit.
    Zamorra seufzte. Wenn jetzt der Vampir auftauchte…
    Es war der Moment, in dem der Vampir auftauchte.
    ***
    Er stieß aus der Höhe herab. Er hatte Nicole wiedererkannt, noch als sie sich auf dem Dach befand. Da schwebte er zwischen Wolken und war selbst nicht zu erkennen. Es irritierte ihn, daß die Frau, bei der er gestern eine schwache Vampir-Aura gespürt hatte, zusammen mit einer anderen plötzlich nach unten zum Festzug versetzt wurde. Aber das war für ihn noch besser. Wenn er dort angriff, würden die Menschen sich in dem Gedränge gegenseitig behindern.
    Also griff er an.
    Er jagte in die Tiefe. Er wollte sein Opfer packen und davonzerren. Es gab zwischen den Häusern jede Menge dunkler Winkel, in die in dieser Nacht niemand schaute, selbst wenn dort jemand schrie. Die Frau würde sterben. Diesmal ließ der Vampir sich nicht von ihrer Aura verblüffen.
    Wie ein Raubvogel stieß er herab und schlug zu…
    ***
    Zamorra sah den Blutsauger, wie er direkt auf Nicole herabstieß. Viel zu schwach sprach das Amulett an. Dennoch versuchte Zamorra, es zum Angriff zu zwingen. Endlich flammte ein silbriger Blitz auf.
    Er stach wie ein Laserstrahl durch die Nacht und berührte den Vampir.
    Grell wie ein sprühendes Feuerwerk leuchtete es auf. Der Vampir kreischte. Der Blitz hatte ihn genau in dem Augenblick erwischt, in welchem er seine Gestalt wachsen lassen wollte. Mit dem Körper wuchs auch die neuerliche Wunde und das Feuer, das ihn umfloß.
    Noch einmal! befahlen Zamorras konzentrierte Gedanken. Abermals jagte ein greller Blitz nach unten und traf den Vampir mit untrüglicher Sicherheit. Gleichzeitig mußte auch Teri Rheken eingegriffen haben, denn nur durch das Amulett konnte der Vampir nicht in der Form sterben, wie es jetzt geschah…
    Noch in der Luft zerfiel er, wild mit den Flughäuten um sich schlagend, zu Staub.
    Seine wütende Rachsucht, die ihn zu einem blindlings durchgeführten, leichtsinnigen Angriff verleitet hatte, war ihm zum Verhängnis geworden…
    ***
    Wer den Vorfall beobachtete, nahm ihn anscheinend nicht ernst. Der bunte Trubel ging weiter; niemand störte sich an dem Feuerwerk. Die Presse berichtete später nichts darüber. Sie berichtete auch nichts über die Zerstörung des Fledermausturmes. Offenbar hatte Cartagena eine Möglichkeit gefunden, seinen Widersacher Maneira an einer
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