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047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits

Titel: 047 - Der Schlitzer aus dem Jenseits
Autoren: Larry Brent
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über sein glühendes Gesicht. Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu
fassen, und vor seinem geistigen Auge tauchte ständig ein Bild auf, das er
nicht mehr loswurde: die Leiche Peggys, ihre durchschnittene Kehle.
    Der Nebel
kroch um seine Füße, die dunklen Häuserreihen zu beiden Seiten schienen wie
Schemen. Hin und wieder fiel ein winziger Lichtfleck aus einem scheinbar fernen
Fenster. Dann passierte Lunch einen Torbogen… eine Bewegung… er registrierte
sie im Augenwinkel und riß sofort seinen Kopf herum.
    Peggy war
nicht einem natürlichen Tod gestorben. Sie war ermordet worden. Und die Tat lag
noch nicht lange zurück. Das Blut auf der Bettdecke und dem Laken war frisch.
Der Mörder? Hielt er sich vielleicht noch in dieser Gegend auf?
    Die Nebelmauer
rückte auf ihn zu. Lee Lunch atmete schnell. Der Torbogen schloß an eine
Wirtschaft an. Ein Haus mit zweifelhaftem Ruf. Die schwachen roten und grünen
Lichter an der Fassade konnten die Nebelwand kaum durchdringen.
    Eine
schattengleiche Gestalt kam auf Lunch zu. Der Engländer verlangsamte seinen
Schritt, kniff die Augen zusammen; und starrte auf den Ankömmling.
    Es handelte
sich nicht um einen Mann. Es war eine Frau.
    Großgewachsen,
superblond, mit aufregenden Kurven, daß einem Mann schwindlig wurde. Sie trug
einen weißen Pelzmantel, den sie nicht zugeknöpft hatte, darunter weder BH noch
Schlüpfer. Eine Angehörige des horizontalen Gewerbes auf Kundenfang.
    „… warum so
eilig, my little?“ Ihre Stimme war wie Schmirgelpapier. „Die Nacht ist verdammt
kalt. Bei mir ist geheizt…“ Sie warf den Kopf zurück, und ein nacktes Bein
schob sich unter dem weichen Pelz hervor. Aufregend lange Beine, konstatierte
Lee Lunch im Unterbewußtsein. Der Duft eines penetranten Parfüms stieg ihm in
die Nase.
    „Verschwinde“,
stieß er hervor. Die Frau stellte sich ihm in den Weg.
    „Oh, so
unhöflich, Kleiner?“ Das konnte sie mit gutem Recht sagen. Sie war mindestens
einsachtzig groß und überragte Lee Lunch um einen Kopf.
    Sie streckte
ihre Arme aus, als wolle sie ihm den Schlips zurechtrücken, doch Lunch schlug
ihr den Arm herunter.
    „Verschwinde!“
preßte er zwischen den Zähnen hervor. Mit der Rechten stieß er ihr vor die
Brust, daß die Superblonde mit dem schulterlangen Haar zurücktaumelte.
    Er kümmerte
sich keine Sekunde weiter um sie. Er begann zu laufen und hörte die Dirne
hinter sich schimpfen.
    Was er nicht
mehr sah, war, daß die Blonde sich abrupt abwandte, den Pelzmantel zuklappte
und im Selbstgespräch vor sich hinmurmelte: „Du wirst alt, Brenda! Wenn keiner
mehr anbeißt, dann lassen wir eben die Jalousien herunter…“ Und damit verschloß
sie fest den Pelzmantel und huschte durch den düsteren Torbogen auf eine
schmale, verschimmelte Holztür zu.
    Die
Gunstgewerblerin drehte sich nicht mehr um. So entging ihr, daß sich nur wenige
Schritte von ihr entfernt der Nebel bewegte. Etwas, das selbst ein Teil dieses
Nebels war, aber eindeutig menschliche Züge aufwies, näherte sich auf leisen
Sohlen.
     
    ●
     
    Lee Lunch
schien es wie eine Ewigkeit, die gut dreihundert Meter entfernte Telefonzelle
zu erreichen.
    Sie stand
genau an der Straßenecke. Die rote Farbe der Zelle hob sich kaum aus der
Nebelwand ab.
    Eine Minute
später wußte Scotland Yard Bescheid. Lunch hatte sich während des Weges zur
Zelle genau vorgenommen, was er sagen wollte. Im entscheidenden Augenblick
jedoch versagte er. Wahllos warf er alles durcheinander, und es schien, als
wolle mit einem Mal alles aus ihm heraus, was er gesehen und erlebt hatte.
    „Wir kommen
sofort.“ Diese Worte des Beamten am anderen Ende der Strippe klangen noch in
seinen Ohren nach wie ein Echo.
    Lunch kam erst
wieder zu sich, als er bereits den Rückweg angetreten hatte.
    Fröstelnd zog
er die fellgefütterte Jacke enger um seine Schultern, und mechanisch tastete er
nach der zerdrückten Zigarettenschachtel, nahm sich ein Stäbchen heraus und
zündete es an. Zischend verlöschte das Streichholz auf dem feuchten Boden.
    Wieder ging
Lunch an dem Gasthaus vorüber. Er hörte Stimmen hinter den verschlossenen,
rötlichen Fenstern. Darüber, direkt unter dem Dach, gewahrte er ein
hellerleuchtetes Fensterkreuz, hinter dem die Silhouette einer Frau erschien.
Der Form nach konnte es sich um Brenda handeln.
    Ein dunkler,
schwerer Vorhang wurde vorgezogen Lunch ging weiter. Er erreichte das Haus, in
dem er wohnte zwei Minuten vor dem Eintreffen des Scotland-Yard-Teams.
    Wortlos
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