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0465 - Stop-Signal für einen Mörder

0465 - Stop-Signal für einen Mörder

Titel: 0465 - Stop-Signal für einen Mörder
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den Zug bereits zusammengestellt?« fragte ich.
    »Ja. Der Waggon, der für Sie interessant ist, rollt als zweitletzter. Die beiden letzten Waggons bleiben in Indianapolis. Der letzte Waggon ist nur halb beladen. Wir haben dafür gesorgt, daß Sie Platz finden.«
    Phil wurde nervös. Es waren nur wenige Minuten bis zur Abfahrt.
    Der Bahnhofschef stand auf- Wir erhoben uns ebenfalls. Wir fuhren im Lift hinunter und stiefelten quer über die Gleise.
    Schon aus fünfzig Schritt Entfernung erkannte ich die weißen Kühlwaggons. Hiermit wurden nicht nur Tomaten, sondern auch Bananen und anderes leicht verderbliches Obst befördert.
    Die Lok war schon vorgespannt. Wir gingen am Zug entlang. Er bestand aus zwanzig Wagen.
    Im Wagen Nummer neunzehn befanden sich die kostbaren Gemälde, die einen Schätzwert von fünf Millionen Dollar hatten.
    Phil und ich stiegen in den letzten Wagen. Er war zur Hälfte mit Tomatenkisten beladen. Die Tomaten kamen aus irgendeinem Land, in dem die Sonne bereits warm schien. Die Ladung war an einen Großhändler in Indianapolis adressiert.
    Der Chef des Güterbahnhofs schien irgendwann einmal eine Vorlesung über amerikanische Komfortbedürfnisse gehört zu haben.
    Wir machten es uns bequem. Neben einem festgeschraubten Tisch gab es zwei Stühle und einen Schrank, der an der Wand hing.
    »Wenn Sie irgendwas brauchen an Essen oder Trinken, dann greifen Sie in den Kühlschrank«, sagte der Bahnhof schef und wies auf den Schrank.
    »Okay. Wir sind überzeugt, daß Sie alles Erdenkliche getan haben, um uns die Reise so angenehm wie möglich zu machen«, erwiderte ich und lächelte.
    Die Beleuchtung im Waggon reichte gerade aus, um einen Menschen von einem Stapel Kisten unterscheiden zu können.
    Der Bahnhofschef schob die Tür zu. Wir waren allein.
    An der Stirnseite des Waggons befanden sich zwei Fenster aus gelblich trübem Glas. Man konnte gerade noch die Puffer und den nächsten Waggon erkennen.
    »Jetzt eine Dosis Schlafpulver und erst in Indianapolis wieder aufwachen«, meinte ich.
    »Du hast gehört, daß der Chef anderer Meinung ist. Ich habe das Gefühl, er weiß, daß er uns in einen Hexenkessel schickt«, sagte Phil nachdenklich.
    »Ich werde mich von Tomaten ernähren«, schwor ich und ging zum Kühlschrank. Eine Sammlung von Konserven und Dosenbier war für uns angelegt worden. Besser konnte die Auswahl im erstklassigen Speisewagen nicht sein. Ich angelte vier Büchsen heraus und warf sie auf den Tisch.
    In diesem Augenblick setzte sich der Zug in Bewegung. Ich spurtete die wenigen Yai'd vom Kühlschrank zum Tisch, um zu verhindern, daß die Bierdosen auf die Erde platschten.
    Der Güterzug schlug ratternd durch die Weichen.
    ***
    Ich drückte den Öffner in die Dose. Es zischte leise. Ich goß die goldgelbe Flüssigkeit in zwei Giäser.
    Phil preßte seine Nase an der vergilbten Scheibe platt.
    »Ist mal was anderes, mit dem Güterzug durch New York zu fahren«, sagte er ironisch.
    Wir gondelten unter den Straßen von der 57. bis zur 37. West.
    »Hast du die Gangster schon im Visier?« schrie ich, um mich bei dem Donnern der Räder unter den Brücken verständlich zu machen.
    Phil drehte sich um und setzte sich an den Tisch.
    Ich schob ihm sein Glas hin.
    In diesem Augenblick erfüllte ein Zischen die Luft. Ich bohrte meine Finger in die Ohren. Das Trommelfell drohte zu platzen. Ganz allmählich erstarb das Geräusch unter uns.
    Phil stürzte ans Fenster und starrte hinaus.
    »Mensch, die haben uns abgehäng,t!« schrie mein Freund in die plötzlich eintretende Stille.
    Wir standen mitten auf einem viel befahrenen Gleis. Wir, das waren Phil und ich in einem. Kühlwaggon mit einer halben Ladung Tomaten.
    Das Zischen war von der Druckluftbremse gekommen.
    Mein Freund zückte seine 38er Smith and Wesson und schlug mit dem Pistolenknauf die halb erblindeten Scheiben ein.
    Kalte Nachtluft wehte herein.
    Von Sekunde zu Sekunde vergrößerte sich der Abstand zwischen uns und dem Kühlwaggon mit der teuersten Ladung der Welt. Wir konnten uns an fünf Fingern ausrechnen, wann der nächste Güterzug mit hoher Geschwindigkeit heranrauschte, unseren Waggon auf die Puffer nehmen und aus den Schienen schleudern würde.
    ***
    Die trübe Funzel brannte nicht mehr. Phil tastete sich an der Wand entlang. Mein Freund packte mit beiden Händen den Hebel der Schiebetür. Er wuchtete ihn stöhnend hoch. Zoll um Zoll schob er die Tür auf.
    Das Bahngelände war mäßig erleuchtet. Alle fünfzig Yard stand
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