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0465 - Stop-Signal für einen Mörder

0465 - Stop-Signal für einen Mörder

Titel: 0465 - Stop-Signal für einen Mörder
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hatte Frank Loring ermordet und mich anschließend informiert? Gewöhnlich will der Mörder einen möglichst großen Vorsprung, gewöhnlich versteckt er das Opfer. Aber dieser Mörder mußte ein offensichtliches Interesse daran haben, daß Dollar-Jim schnell gefunden wurde.
    Schritte trommelten über den Kellerflur. Der Hausmeister stieß die Stahltür des Heizungskellers auf. Lieutenant Wabel, Chef der Mordkommission, erschien im Türrahmen.
    »Hallo, Wabel«, begrüßte ich ihn.
    »Hallo, Cotton«, sagte er mit seiner jugendlichen Stimme.
    »Was gibt es?«
    »Einen Toten, der wahrscheinlich nicht hier ermordet wurde«, antwortete ich, »denn ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Gangster wie Dollar-Jim sich an einen Tisch setzt, um sich abknallen zu lassen. Ich habe übrigens nichts verändert. Nicht einmal den Boden habe ich abgesucht nach irgend welchen Indizien. Das wollte ich der Mordkommission überlassen. Das Seltsame an der Geschichte ist, daß der Mörder oder einer, der genau wußte, daß sich die Leiche hier befand, mich vor einer halben Stunde selbst angerufen hat.«
    Ich erzählte Wabel den Inhalt des Telefongesprächs.
    »Merkwürdig«, murmelte Wabel und gab seinen Assistenten Anweisungen.
    »Frank Loring saß aufrecht. Als ich ihm auf die Schulter tippte, fiel er vornüber. Ich habe Sie dann sofort informiert«, sagte ich.
    Wir traten an den Tisch. Der Fotograf baute seine Kamera auf, ebenso die Standscheinwerfer. Frank Loring lag mit dem Gesicht auf der Tischplatte. Die Arme baumelten leblos am Körper herunter.
    Der Kameraverschluß klickte mehrere Male. Dann bat der Fotograf, den Toten aufzurichten.
    »Er hat vollständig aufrecht im Stuhl gesessen«, wiederholte ich.
    »Es ist ausgeschlossen, daß wir das wieder erreichen. Denn die Leichenstarre hat bereits eingesetzt«, sagte Wabel.
    »Hallo, Lieutenant, bleiben Sie mal stehen«, sagte der Fotograf, »vor Ihrem Fuß liegt irgendein Gegenstand.«
    Wabel blieb wie angewurzelt stehen. Der Fotograf richtete die Scheinwerfer nach unten. Vor Wabels Füßen lag ein Browning. Nur wenige Zoll darüber baumelte Lorings Hand.
    Ich sah den Lieutenant an.
    »Selbstmord?« fragte Wabel. Ich zuckte die Achseln und antwortete:
    »Es sieht zumindest so aus. Oder soll so aussehen.«
    »Ein alter Trick. Schuß in den Mund«, sagte Wabel. Er ging in die Knie und zückte eine Taschenlampe, die er auf Franks Gesicht richtete.
    »Die Lippen sind leicht geöffnet. Aber die Leichenstarre tritt an den Kiefermuskeln zuerst ein. Wir müssen warten, bis der Doc kommt, um die genaue Todesursache festzustellen«, sagte Wabel und richtete sich auf.
    »Ich habe unseren Doc angefordert und rechne damit, daß er jede Minute eintrifft«, bemerkte ich. Lieutenant Wabel nickte.
    Aber immerhin dauerte es noch zehn Minuten, ehe unser Doc zur Tür hereinkam. Er begrüßte mich flüchtig. Ich erstattete mit wenigen Worten Bericht.
    Der Doc kippte den Stuhl vorsichtig nach hinten. Dann hob er den Toten vom Sitz und legte ihn auf den Boden. Der Doc machte seine Untersuchungen. Nach wenigen Minuten erhob er sich.
    »Der Tod ist wahrscheinlich durch einen Schuß in den Mund eingetreten. Die Schaumspuren lassen darauf schließen, daß der Schuß aus einer Entfernung von dreißig bis fünfzig Zentimetern abgefeuert wurde. Ein Ausschußloch gibt es nicht. Demnach befindet sich das Geschoß noch in der Schädelhöhle.«
    »Selbstmord oder Mord?« fragte ich leise.
    Der Doc zuckte die Achseln.
    »Beides möglich?« fragte ich. Er nickte mit dem Kopf und sagte: »Obwohl die meisten Selbstmörder den Lauf an die Schläfe setzen. Aber wer kann auf die Statistik schwören, Cotton.«
    Wir waren so weit wie am Anfang.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. In einer Stunde ging unser Zug nach Indianapolis. Ich durfte keine Minute mehr verlieren.
    »Vielleicht gibt der Inhalt seiner Taschen irgendwelche Aufschlüsse«, bemerkte ich.
    Lieutenant Wabel zog die Brieftasche heraus und reichte sie mir. Sie enthielt einige Pfandscheine, eine Rechnung über einen Maßschneideranzug und eine Identitätskarte. Mit einer Büroklammer war der Gefängnisentlassungsschein angeheftet. Ich klappte die Brieftasche weiter auf. Mir fielen Dollarnoten in die Hände.
    Zehn säuberlich glatte Dollarnoten. Von Wabels Assistenten ließ ich mir die Pinzette geben und zog eine dieser sauberen, ungebrauchten Noten heraus.
    Ich hielt sie gegen das Licht des Scheinwerfers.
    Ich entdeckte auf den ersten Blick, daß es sich
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