Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame
Autoren:
Vom Netzwerk:
Headquarters nur wenige Häuserblocks von meinem Apartment entfernt liegt, und hielt es für besser, Sie persönlich von dem grausigen Fund in Kenntnis zu setzen.«
    »Sie haben den Weg zu Fuß zurückgelegt?«
    »Ja… ich brauchte dringend frische Luft.«
    »Ist Ihnen klar, daß der Mörder dadurch eventuell einen entscheidenden Vorsprung gewinnen kann?«
    Vivian Derridge schüttelte den Kopf. »Der Tote ist nicht in meiner Wohnung ermordet worden. Der Teppich, auf dem er liegt, ist sauber. Es steht fest, daß der Tote erst nach seinem Ableben in meine Wohnung gebracht worden ist.«
    »Warum?«
    Vivian Derridge zuckte hilflos die wohlgerundeten Schultern. »Ich kann mir nur denken, daß…« Sie unterbrach sich und schwieg.
    Ich beugte mich interessiert nach vorn. »Ich habe eine Vorliebe für nicht zu Ende geführte Sätze, Miß Derridge.«
    »Jemand will mich hineinlegen!« sagte sie durch die zusammengepreßten Zähne. »Eine andere Erklärung gibt es nicht.«
    »Haben Sie Feinde?«
    »Wer hat die nicht?«
    »Gibt es jemand, dem Sie eine solche Tat Zutrauen?«
    »Nein«, sagte sie sofort.
    Ich griff nach dem Hörer und stellte eine Verbindung mit dem dritten Morddezernat her. Lieutenant Harper meldete sich. Ich sagte ihm, worum es ging, und schloß: »Ich fahre jetzt mit Miß Derridge zu ihrer Wohnung und erwarte Sie dort, okay?«
    »Okay«, sagte er.
    »Geben Sie mir den Laufzettel, bitte!« wandte ich mich dann an Miß Derridge. Ich füllte ihn aus und erhob mich. »Wir können gehen.«
    Beim Portier lieferte ich den Zettel ab und hinterließ, wo wir zu erreichen waren. Als ich mit-Miß Derridge vor meinem roten Jaguar stand, rundeten sich ihre Augen zu grünlich schimmernden Spiegeln der Hochachtung. Dann schaute sie mich an. Es war nicht sehr schwer zu erkennen, daß ich neu eingestuft wurde. Sie lächelte. »Der Wagen gehört Ihnen?«
    »So ist es«, bestätigte ich. »Bitte steigen Sie ein!«
    Sie blickte mich noch immer an, irgendwie amüsiert und sogar bewundernd. Sie schien plötzlich an mir Eigenschaften zu entdecken, die ihr bisher entgangen waren.
    Wir falteten uns in den Flitzer und fuhren los. Fünf Minuten später standen wir vor Miß Derridges cremefarbig lackierter Wohnungstür. »Hier haben Sie den Schlüssel«, sagte Vivjan. »Ich bleibe in der Diele. Oder in der Küche. Ich bringe es einfach nicht fertig, nochmals in mein Wohnzimmer zu gehen, nicht, solange der Tote darin hegt.«
    Ich schloß die Tür auf. Wir traten ein. Die Diele hielt mit der Klasse des Hauses Schritt. Sie war groß und elegant. Schnuppernd hob ich die Nase. Dann ging ich zu der Tür, von der ich annahm, daß sie ins Wohnzimmer führte, und riß sie auf.
    Der Mann, den ich sah, lag nicht am Sekretär auf dem Teppich. Er ruhte auf der Couch.
    Und obwohl über seinem Kopf eine dünne, bläuliche Rauchwolke schwebte, war er zweifellos weder verbrannt noch tot.
    Er wandte träge den Kopf. Als er mich sah, sprang er hoch, als habe sich vor der Couch eine angriffslustige Kobra aufgerichtet. Er nahm die Zigarette aus dem Mund. »Jerry Cotton!« stieß er hervor.
    Ich ging auf ihn zu. »Guten Morgen, Mr. Rustico«, sagte ich. »Wo haben Sie den Toten gelassen?«
    ***
    Seine Augen weiteten sich. Sie drohten aus den Höhlen zu fallen. »Den Toten?« wiederholte er heiser. »Wovon, zum Henker, reden Sie?«
    Vivian Derridge trat über die Türschwelle. Der kurze Dialog hatte ihr klargemacht, daß eine gewisse Lageveränderung stattgefunden hatte.
    »Danny!« rief sie verblüfft aus. »Wie kommst du denn hier herein?«
    »Na, wie denn wohl?« fragte er mißgelaunt und ohne mich auch nur eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen, »durch die Tür natürlich.«
    »Er hat einen Schlüssel«, sagte Vivian erklärend. Dann wandte sie sich wieder an Rustico, der noch immer nicht so aussah, als fände er die Situation sehr beglückend. »Wo ist die Leiche geblieben?«
    »Jetzt platzt mir gleich der Kragen!« explodierte Rustico. »Von welcher Leiche ist hier eigentlich die Rede?«
    Vivian ging an mir vorbei ins Zimmer. Am Schreibtischsekretär blieb sie stehen. Zögernd wies sie mit der Fußspitze auf eine echte Shiraz-Brücke. »Hier hat er gelegen!«
    Ich durchquerte den Raum und ließ mich vor der Brücke auf die Knie fallen. Ich suchte die Brücke mit den Blicken ab. Ich bemerkte einige dunkle Partikelchen, die mir zu denken gaben, und ich nahm einen schwachen, häßlichen Geruch wahr.
    Ein Geräusch ließ mich herumfahren. Danny Rustico
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher