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0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame
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verschwand gerade durch die Tür.
    Ich legte einen meiner bewährten Raketenstarts hin und spurtete quer durch das Zimmer und die Diele. Ich erwischte Rustico in dem Moment, als er die Apartmenttür aufzureißen versuchte. Als ich ihn festhalten wollte, wirbelte er herum und verpaßte mir einen Schwinger, der nicht zu der Kost gehörte, die ich am Sonntagmorgen besonders schätze. Ich konterte mit der Rechten, die ihm das Gefühl geben mußte, einen ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben. Im Nu war die schönste Keilerei im Gange.
    Danny Rustico war 28 Jahre alt. Als Gorilla eines Syndikatsbosses verfügte er über achtungsgebietende Kenntnisse auf dem Boxsektor. Er wollte mich mit einem Tiefschlag zur Strecke bringen, aber Tricks dieser Art liebe ich nicht. Rustico merkte das schon bald.
    Er fiel um und blieb grunzend liegen. In diesem Moment klingelte es. »Das wird Harper mit seinen Leuten sein«, sagte ich, leicht außer Atem. Ich öffnete die Tür. Draußen stand Phil. Er meinte: »Ich dachte, es sei eine gute Idee, dir ein bißchen Gesellschaft zu leisten.«
    Ich rückte meine Krawatte zurecht und sagte vorwurfsvoll: »Hättest du nicht etwas früher kommen können? Immer bleibt die grobe Arbeit an mir hängen!«
    »Ist das nicht unser guter Freund Rustico?« fragte Phil vergnügt. »Er steht seit sieben Wochen auf der Fahndungsliste!«
    »Das war wohl auch der Grund, weshalb er sich aus dem Staube machen wollte«, sagte ich. »Darf ich dir Miß Derridge vorstellen? Sie wohnt hier.«
    Der schwache Abglanz eines Feuerwerks, das sich im Hintergrund von Phils Augen entzündete, machte mir deutlich, daß er Miß Derridges Reize mit einem Blick erfaßte.
    Vivian gab Phil die Hand. Ich fand, daß er sie länger als notwendig festhielt. »Miß Derridge hat in ihrem Wohnzimmer eine Leiche gefunden«, sagte ich milde. Phil ließ Vivians Hand los. »Aber sie ist verschwunden«, ergänzte ich den Bericht.
    Phil hatte einige Fragen, die ich kurz und präzise beantwortete.
    Zwischendurch bückte ich mich, um festzustellen, ob Danny Rustico eine Waffe bei sich trug. Er hatte weder ein Messer noch eine Pistole bei sich, aber in der Tasche seines nougatfarbenen Lightweight-Anzuges entdeckte ich eine dicke Rolle Hundertdollarscheine. Ich zählte davon 25 Exemplare. »Notiere dir die Nummern«, bat ich Phil. »Freund Rustico wird uns erklären müssen, woher die Bucks stammen.«
    Rustico kam mühsam auf die Beine. Er schleppte sich ins Bad.
    »Woher kennen Sie ihn, und wie kommt es, daß er einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung besitzt?« wandte ich mich an Vivian.
    Sie zuckte die Schultern. Anscheinend war das eine für sie typische Geste. »Danny ist okay«, meinte sie. »Immer guter Dinge, immer spendabel, nicht sehr anstrengend…«
    »Wie viele Schlüssel existieren zu dieser Wohnung?« unterbrach ich.
    Vivian starrte mich an. »Fünf, glaube ich.« , »Wollen Sie sagen, daß Sie fünf Freunde haben, und daß jeder im Besitz eines Schlüssels ist?«
    Vivians Lächeln wirkte etwas frostig. »Ist das etwa verboten?« fragte sie.
    Phil und ich wechselten einen Blick. Wir begriffen, was es mit Vivian Derridges Reizen für eine Bewandtnis hatte. Wir waren verwundert, sie wirkte nicht billig. Auch die Tatsache, daß Danny Rustico zu ihren Freunden zahlte, war keine beträchtliche Wertminderung. Fest stand, daß Vivian Derridge den Schlüssel zu einem mysteriösen Verbrechen besaß.
    Als Rustico aus dem Bad taumelte, gingen wir gemeinsam ins Wohnzimmer und setzten uns.
    »Haben Sie die Fenster vor dem Weggehen geöffnet?« fragte ich Vivian.
    »Nein«, sagte sie.
    »Wie steht es mit Ihnen, Danny?«
    »Ich bin hereingekommen und habe mich auf die Couch gepackt«, erklärte er mit schwacher Stimme. »Ich habe Lavendelduft genossen und Vivians Rückkehr abgewartet…«
    »Wußten Sie nicht, daß sie eine Woche in Boston bleiben wollte?«
    »Nee«, sagte er verblüfft.
    »Ich habe es keinem erzählt«, warf Vivian dazwischen. »Das mit dem Lavendelduft ist leicht zu verstehen. Die Leute, die die Leiche abgeholt haben, wollten auch den Geruch vertreiben. Sie haben die Fenster geöffnet und eine Dose Duftspray verpulvert.«
    Ich wandte mich an Rustico. »Seit wann sind Sie hier?«
    »Als Sie aufkreuzten, hatte ich mich gerade hingelegt«, sagte er.
    »Weshalb wollten Sie sich aus dem Staub machen?«
    Er grinste matt. »Ich wollte Ihnen die lästigen Protokollarbeiten ersparen, Cotton.«
    »Dafür kriegen Sie nachher einen Extrabecher
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