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0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame
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Trinkgeld.
    Dann fuhren wir zu Vivian Derridges Wohnung, aber sie war nicht zu Hause. Wir hatten schon vorher einige Male Pech gehabt. Das schöne Wetter hatte sowohl den Hausmeister des Hauses West 14. Straße 189, als auch John Dallands Wohnungsnachbarn ins Grüne gelockt.
    Wir fuhren zurück ins Office und stellten eine präzise Beschreibung des Mädchens zusammen, die sich uns als Lucille Bowers vorgestellt hatte. Wir gaben den Bericht an die Computer-Abteilung, um zu erfahren, ob sich in der Kartei ein Girl befand, auf das die Einzelheiten paßten. Dann erkundigten wir uns, ob über John F. Dalland irgend etwas vorlag. Wir mußten feststellen, daß er noch nicht registriert war. Vorsichtshalber verfuhren wir in der gleichen Weise mit Vivian Derridge. Sie war schon zweimal aktenkundig geworden; in beiden Fällen wegen fahrlässiger Körperverletzung, verursacht durch Verkehrsunfälle, die mit Geldstrafen belegt waren.
    Dann versuchten wir Vivian Derridge telefonisch zu erreichen. Sie meldete sich nicht. »Ich schlage vor, wir betrauen Fisher mit der Aufgabe. Er ist genau der richtige Mann dafür«, sagte Phil.
    ***
    »Hallo, Doc«, sagte der sommersprossige rothaarige Bursche und nahm neben Ed Kent an der Bartheke Platz, »wie geht es denn so in letzter Zeit?«
    Ed Kent musterte den Neuankömmling erstaunt. Er konnte sich nicht erinnern, das Gesicht schon jemals gesehen zu haben. »Sie kennen mich?«
    »Miller ist mein Name«, stellte sich der Rothaarige vor. »Wilbur Miller. Wie ich höre, hat man Ihnen den Laden dichtgemacht?«
    Ed Kent war 48 Jahre alt. Er hatte ein schmales, gut geschnittenes Gesicht und sehr helle blaue Augen, aber irgendwie sah man ihm an, daß er dem Alkohol verfallen war. »Es hätte viel früher passieren müssen«, sagte er bitter, »dann wäre das Mädchen noch am Leben.«
    »Welches Mädchen?« fragte Miller verblüfft.
    »Ich denke, Sie wissen über mich Bescheid?« murmelte Kent und hob die Augenbrauen.
    »Na ja… in groben Zügen«, sagte der Rothaarige.
    »Ich habe in halbbetrunkenen Zustand eine Operation ausgeführt«, sagte Kent grimmig. »Sie ging schief. Vielleicht wäre das Mädchen sowieso nicht mehr zu retten gewesen, aber hinterher hieß eis natürlich, daß der Alkohol daran schuld gewesen sei. Es gab eine Klage und einen Prozeß… und seitdem bin ich die Lizenz los.«
    »Wovon leben Sie denn?«
    »Von meinen Ersparnissen.«
    »Da sind Sie ja fein raus.«
    »Nicht so fein, wie viele denken. In spätestens zwei Wochen sitze ich auf dem trockenen… und das ist bei mir wörtlich zu verstehen.«
    »Au verdammt«, sagte Miller. »Kein Geld, keinen Schnaps, wie? Was haben Sie vor, dagegen zu tun?«
    »Ich lasse die Dinge auf mich zukommen.«
    »Ich hätte einen Job für Sie.«
    Kent schaute Miller in die Augen. »Ich verstehe«, sagte er leise. »Deshalb sind Sie hier.«
    Miller schaute sich um. Die anderen Männer an der Theke waren mit Würfelspielen und lauter Unterhaltung beschäftigt. Niemand achtete auf den Ex-Doktor und seinen Gesprächspartner. »Setzen wir uns in die Nische!« schlug Miller trotzdem vor.
    Kent griff nach dem Whiskyglas. Es war beinahe leer. Er hob es gegen das Licht und meinte: »Geben Sie sich keine Mühe! Für krumme Sachen bin ich nicht zu haben.«
    »Es ist keine krumme Sache.«
    »Warum wenden Sie sich nicht an einen approbierten Arzt?«
    »Nun die Sache ist ein wenig delikat…« gab Miller zögernd zu.
    »Illegal?«
    »Am Rande der Legalität… mit deutlichen Tendenzen zur Ungesetzlichkeit«, meinte Miller grinsend.
    »Hauen Sie ab!« sagte Kent grob. »Das ist nichts für mich.«
    »Mann, Sie sitzen wirklich auf dem hohen Roß!«
    »Tue ich gar nicht. Aber ich will nicht noch tiefer abrutschen. Es gibt gewisse Grenzen, die durch die Selbstachtung gesteckt werden«, meinte Kent.
    »Dummerweise kann man mit der Selbstachtung keine Whiskyrechnungen bezahlen«, höhnte Miller. »Verschwinden Sie!«
    »Sie können 500 Dollar an dem Geschäft verdienen«, sagte Miller leise.
    Kent schürzte die Unterlippe. »Was soll ich dafür tun?«
    »Das kann ich Ihnen hier nicht erklären. Kommen Sie mit nach draußen!«
    Kent zögerte. Dann meinte er: »Ich kann es mir ja mal anhören. Aber das ist keine Zusage. Wenn ich das Gefühl habe, daß sich der Job nicht mit meinem Gewissen vereinbaren läßt, werden Sie sich nach einem anderen Arzt umsehen müssen.«
    Sie gingen nach draußen. Der Parkplatz lag dem Lokal genau gegenüber. Miller führte den
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