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0464 - Der Tod der Lebedame

0464 - Der Tod der Lebedame

Titel: 0464 - Der Tod der Lebedame
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erwarteten?«
    »Ich bin nicht sehr überrascht, daß dieser Versuch unternommen worden ist. Bei seinen Freunden…«
    »Haben Sie feststellen können, daß etwas verschwunden ist?« fragte Phil.
    »Nein… noch nicht. Ich bin kurz vor Ihnen gekommen«, erwiderte sie. »Auf den ersten Blick steht oder liegt alles an seinem Platz, aber es ist ja offensichtlich, daß die Eindringlinge Dinge suchten, die sich in einem Versteck befanden.«
    »Um welche Dinge kann es sich dabei gehandelt haben?« wollte Phil wissen.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte Lucille Bowers. »Vielleicht kümmern Sie sich einmal darum…«
    »Das haben wir vor«, versicherte ich. Lucille Bowers trat an einen Wandschrank. Sie öffnete ihn und nahm eine Flasche Whiskey heraus. »Ein irisches Produkt«, sagte sie. »Zehn Jahre gelagert. Das war Johns Lieblingsmarke. Ich selbst mache mir nicht viel aus irischem Whiskey. Sie sollten ihn trotzdem einmal probieren. Ich besorge nur etwas Eis aus der Küche…« Sie stellte die Flasche auf dem Tisch ab und verließ das Zimmer. Phil und ich starrten uns an. »Was hältst du von ihr?« fragte Phil leise.
    »Sie lügt wie gedruckt«, sagte ich.
    »Sie kann sich doch nicht alles aus den Fingern saugen«, meinte Phil.
    »Ich wette, daß sie Wahrheit und Lüge zu einem scharfen Cocktail mixt.«
    »Du glaubst, daß sie es war, die die Wohnung in diesen Zustand versetzte?«
    »Ich bin ziemlich sicher.«
    »Wessen sind Sie sicher?« fragte Lucille in diesem Moment.
    Wir wandten die Köpfe und sahen unsere Gesprächspartnerin auf der Türschwelle stehen. Statt des Eiskübels hielt sie eine Maschinenpistole unterm Arm. Die Art, wie sie die Waffe umspannt hielt, machte deutlich, daß sie damit umzugehen verstand.
    »Nehmen Sie Ihre Polypengreifer hoch und legen Sie sie verschränkt hinter den Nacken!« forderte sie uns auf. Ihre Stimme hatte den Schmelz eisgekühlter Blausäure.
    Weder Phil noch ich gingen auf die Forderung ein. Wir standen nur einfach da und starrten das Mädchen an. »So wenig wie ich John Dallands Schwester bin und Lucille Bowers heiße, so wenig Skrupel hätte ich, der Waffenindustrie zu einer kleinen Umsatzsteigerung zu verhelfen. Ich hoffe, wir verstehen uns. Wenn Sie auch nur die kleinste dumme Bewegung machen, schieße ich!«
    »Ihre deutliche Sprache ist zu loben!« sagte Phil. Seine Blicke huschten durch das Zimmer, aber sie fanden keinen Ansatzpunkt für eine Änderung der Situation.
    Sie trat rasch einen Schritt zurück und schlug die Tür zu. Wir hörten, wie sie blitzschnell von außen den Schlüssel umdrehte. Das Manöver klappte, als hätte sie es schon zwei dutzendmal geübt. Dann hörten wir sie auf hohen Absätzen durch die Diele eilen. Im nächsten Augenblick fiel die Wohnungstür ins Schloß. Phil stand bereits am Telefonapparat. Er hielt den Hörer in der Hand. »Wenn ich bloß wüßte, welche Nummer der Hausmeister hat«, stieß er hervor.
    »Es hat keinen Zweck, ihn einzuspannen. Das Mädchen ist bewaffnet, und außerdem…«
    Phil unterbrach mich. »Sie kann es sich nicht leisten, mit der MPi unter dem Arm durch das Haus zu stürmen!«
    »Sie wird ihren Mantel vom Garderobenhaken gerissen und um die Waffe gewickelt haben«, vermutete ich. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Patrolcars zu alarmieren. Ein platinblondes Mädchen im grünen Chiffonkleid, hinter dem ein langer Schal herflattert, fällt leicht auf.«
    Phil war schon dabei, die Nummer zu wählen. Ich hörte, wie er die erforderlichen Anweisungen gab. Ich stellte mich ans Fenster, um zu sehen, ob das Mädchen aus dem Haus kam.
    »Ob sie hier in der Wohnung gefunden hatte, was sie suchte?«
    Es war drei Uhr 20 nachmittags, als wir dazu kamen, unsere Steaks zu verzehren. Wir unterzogen uns dieser Aufgabe wie einer lästigen Pflichtübung. Wir hatten keineswegs das Gefühl, uns mit Ruhm bekleckert zu haben.
    Immerhin. Wir hatten eine Theorie. Eine recht brauchbare sogar. Es kam nur darauf an, etwas daraus zu machen.
    »Wir müssen sie warnen«, sagte Phil plötzlich. Ich begriff sofort, was er damit meinte. »Ja, es ist besser.« Wir erhoben uns und marschierten gedankenverloren zum Ausgang. Noch ehe wir ihn erreicht hatten, stellte sich uns die empörte Serviererin in den Weg. »So ist es recht!« keifte sie. »Piekfein in Schale, einen Jaguar fahren, aber die Zeche prellen wollen…!« '
    Phil und ich blickten einander betreten an. Wir entschuldigten uns und besänftigten das Mädchen mit einem
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