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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abzudrängen versucht hatten. Sie hatten Katia ein paar Dutzend Meter weit fortgeschleppt.
    »Es ist vorbei«, sagte Salem leise.
    »Sie haben - sie haben mich gebissen, diese furchtbaren Ungeheuer«, stieß Katia hervor.
    »Jetzt werde ich auch zum Vampir…«
    Salem schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Das werden wir verhindern. Noch ist es Zeit, noch kann der Keim sich nicht ausgebreitet haben. Versuchen Sie, ganz still zu liegen und gar nichts mehr zu denken.«
    »Aber wie kann ich das?« flüsterte Katia verstört.
    »Ganz ruhig bleiben«, sagte Salem monoton und ließ sich nicht von den Kampfgeräuschen ablenken, die aus Richtung Zamorra kamen. Der wurde mit seinen Gegnern schon allein fertig. Hier galt es aber, das blonde Mädchen zu retten.
    Salem benutzte abermals seinen Dhyarra-Kristall. Er wirkte unmittelbar auf Katias Blut ein. Es war schwierig und bedurfte enormer Konzentration und Vorstellungskraft, diesen abstrakten Vorgang in Gedankenbildern umzusetzen, mit denen der Dhyarra-Kristall etwas anfangen konnte. Aber dann fühlte der Ewige die nachwingende Resonanz, und er konnte sicher sein, daß er es geschafft hatte.
    Erleichtert löste er sich aus seiner Konzentration und fand wieder Gelegenheit, sich um seine Umgebung zu kümmern. Daß er sich unglaublich leichtsinnig verhalten hatte, als er alles andere vernachlässigte und sich auf der freien Fläche nur um Katia kümmerte, wurde ihm nicht klar. Er wäre in diesem Moment ein leichtes Opfer für weitere angreifende Vampire geworden.
    Aber er fühlte sich sicher, weil er gegen sie immun war.
    Nun aber sah er dort drüben einen am Boden liegenden Zamorra, zwei erschlagene Vampire und - den »ändern« Gryf im hundegroßen Fledermauskörper, der das Schwert Gwaiyur auf Zamorra niedersausen ließ!
    Ihm blieb nur noch eine einzige Möglichkeit.
    Er schleuderte den Dhyarra-Kristall, den er aus der Gürtelschließe genommen hatte, um ihn für Katias Heilung zu benutzen.
    ***
    Nicole stürmte die Treppe hinunter, vier, fünf Stufen zugleich und wunderte sich später, daß sie dabei nicht gestrauchelt und gestürzt war. Sie landete mit dem letzten Sprung neben dem brennenden Vampir, hakte mit der Stiefelspitze unter ihn und stieß ihn von Fenrir herunter, ließ ihn dann zur Seite fallen. Die Flammen konnten weder Stiefel noch Hosenbein ihres Overalls so schnell in Brand setzen.
    Aber der Pelz des offenbar bewußtlosen Wolfs begann schon an einigen Stellen zu glimmen. Nicole schlug die Glut mit den bloßen Händen aus. Dann versuchte sie den Wolf nach draußen zu zerren. Wie in dem Haus, in welchem sie zum ersten Mal überfallen worden waren, gerieten hier durch den Vampir jetzt ebenfalls Bodenbelag und Tapeten in Brand, und das Feuer begann sich rasch auszuweiten. Keine Chance für Nicole, es noch ablöschen zu können.
    »Verflixt, bist du schwer! Abspecken solltest du, aber gewaltig!« keuchte sie und zerrte Fenrir durch den Korridor nach draußen.
    Entsetzt ließ sie ihn los, als sie erkannte, was sich in der Dunkelheit abspielte: Eine Kreatur, die der Beschreibung nach Gryfs andere Hälfte sein mußte, schlug gerade mit dem Schwert Gwaiyur auf Zamorra ein!
    Etwas blau Funkelndes flog durch die Luft. Es mußte mit ungeheurer Kraft geworfen worden sein, denn es prallte gegen die Schwertklinge und änderte deren Schlagrichtung. Der abprallende Dhyarra-Kristall traf den Druidenkopf, und haltlos sank das Vampirmischwesen in sich zusammen.
    Nicole spurtete los, überwand die Distanz und tauchte neben den beiden zerfallenden, kopflosen Vampiren, Zamorra und dem Mischwesen auf, das sich nicht mehr bewegte. Sie zerrte es von Zamorra herunter.
    Es war noch gerade eben hell genug, daß sie erkannte, was geschehen war.
    Der Gryf-Vampir war beim bewußtlosen Zusammenbrechen in die Schwertklinge gestürzt.
    Dunkles Blut sickerte aus der schmalen, aber tiefen Wunde und breitete sich langsam auf dem Steinpflaster des Platzes aus…
    ***
    An einem anderen Ort kämpfte der Vampirdruide gegen seinen Anfall an, der stärker war als jemals zuvor. Das Vampirische in ihm wollte ihn zwingen, im zeitlosen Sprung wieder zurückzukehren zu den anderen und sich auf sie zu stürzen. Immer übermächtiger wurde das Verlangen, und teuflisch waren die Schmerzen, die in Gryf wühlten und schlimmer als jeder Hunger oder Durst waren.
    Mit aller Willenskraft kämpfte er gegen den Zwang an. Er wollte sich ihm nicht ergeben. Er wußte, daß er für alle Zeiten verloren war, wenn er
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