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0460 - In der toten Stadt

0460 - In der toten Stadt

Titel: 0460 - In der toten Stadt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesen Kampf aufgab. Die Vorstellung, daß es Rettung für ihn gab, wie auch immer sie aussehen mochte, ließ ihn jetzt immer wieder neue Kraft schöpfen. Zamarra hatte doch behauptet, daß Gryf in der Zukunft wieder normal sein werde!
    Also mußte er es hier und jetzt schaffen, dem Drang zu widerstehen! Wenigstens noch dieses eine Mal, das schlimmer war als alle anderen zuvor.
    Er krümmte sich und sehnte das Ende dieses Anfalls herbei. Aber es schien kein Ende mehr zu geben.
    Plötzlich war die empathische Verbindung zu seinem anderen Ich wieder da. So, wie er in Teds Villa in Rom gespürt hatte, wenn der Fledermauskörper gegen die magischen Sperren krachte, so spürte er auch jetzt wieder - einen Dhyarra-Kristall, der mit seiner glühenden Sternenkraft seinen Kopf traf und ihm die Besinnung raubte!
    Der Fledermausköpfige blieb nur ein paar Sekunden länger bei Bewußtsein. So bekam er noch den stechenden, furchtbaren Schmerz mit, mit dem sich Gwaiyur in den Fledermauskörper bohrte.
    Er wußte, daß er dem Tod geweiht war. Alles, was Zamorra von den Zukunftsperspektiven geredet hatte, verschwand in dunklen Nebeln. Wenn die Fledermaus starb, würde über die empathische Verbindung auch Gryf selbst sterben, er wußte es in diesem Moment mit entsetzlicher Sicherheit. Aber da war noch etwas, das viel schlimmer war.
    Er nahm den Eindruck mit in die Bewußtlosigkeit, auf die nur noch der Tod folgen konnte, daß er das Schwert Gwaiyur gegen Zamorra geführt hatte.
    Gryf hatte seinen besten Freund erschlagen…
    ***
    Als Sara Moon Gryfs kleines Wohnquartier betrat, fand sie zu ihrer Verwunderung ihren Vater vor. Er hatte sich neben dem Druiden auf der Kante von dessen Fell-Lager im Schneidersitz niedergelassen. Neben Gryf lag ein Dolch auf dem Raubtierfell.
    Sara erschrak. Sollte Gryf tatsächlich in ihrer Abwesenheit versucht haben, seinem Leben ein Ende zu setzen?
    »Er weiß nicht, ob er leben oder sterben will, dieser Narr«, beantwortete Merlin ihre unausgesprochene Frage. »Ich will versuchen, mit seiner Erlaubnis in seine Erinnerung zurückzugehen, um vielleicht verborgene Details herauszuholen. Hilfst du mir dabei, Tochter? Gemeinsam sind wir stärker. Du weißt, wie wenig Kraft ich zur Zeit aufwenden kann. Es war schon damals fast zuviel, in Ted Ewigks Haus…«
    »Natürlich helfe ich dir«, sagte Sara Moon.
    »Ich bin froh, daß du gekommen bist«, sagte der uralte Zauberer und wies auf den Platz neben sich. »Setz dich, und gemeinsam werden wir versuchen, Gryf zu helfen. Er muß sich an das erinnern, was seinerzeit wirklich geschah.«
    »Und was ich lange für einen bösen Alptraum gehalten habe«, murmelte der Druide bitter. »Ich habe ihn ermordet, daran gibt es- keinen Zweifel mehr. Ich sehe es wieder vor mir. Ich hebe das Schwert, lasse es niedersausen und werde im gleichen Moment vom Dhyarra-Kristall Yareds getroffen. Ich weiß noch, daß ich verletzt wurde, daß es ein tödlicher Schmerz war, ehe ich die Besinnung verlor, aber weshalb ich selbst noch lebe und wie diese Rückverwandlung stattfand, darüber weiß ich überhaupt nichts.«
    »Du wirst es erfahren, Gryf, wenn wir dein Unterbewußtsein befragen«, sagte Merlin ruhig. »Entspanne dich, mein junger Freund.«
    Und so, wie Merlin seinerzeit Erinnerungen blockiert hatte, so versuchte er jetzt, Verschüttetes ans Tageslicht zu bringen.
    ***
    »Jetzt wird es langsam, aber sicher haarig«, sagte Nicole. »Wenn uns jetzt nicht sehr schnell etwas einfällt, werden wir unseren Freund Gryf in seiner richtigen Gestalt nie mehr erleben.«
    »Was meinen Sie damit, Nicole?« erkundigte sich der Ewige. Er war herangekommen und nahm jetzt seinen Dhyarra-Kristall wieder auf. Katia war ihm an der Hand gefolgt. Sie machte einen völlig verstörten Eindruck, sah sich immer wieder angstvoll um. Aber es war Ruhe eingekehrt. Im Haus breiteten sich die Flammen aus; durch die offene Eingangstür fiel heller Lichtschein nach draußen in die beginnende Nacht. Unwillkürlich sah Nicole nach oben und versuchte Sternbilder zu erkennen, um daraus vielleicht erkennen zu können, wo sich diese tote Stadt befand - aber sie konnte kein einziges Bild identifizieren.
    »Stirbt er?« fragte Salem. Er deutete auf den Vampirkörper.
    »Wenn wir ihm nicht helfen können, sicher«, sagte Nicole. »Aber keiner von uns ist Arzt und kann diese tiefe Wunde schnell genug versorgen. Was also sollen wir tun?«
    Salem zuckte mit den Schultern.
    »Es ist zum Mäusemelken«, sagte Nicole
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