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0458 - Der Schrecken hinter der Wand

0458 - Der Schrecken hinter der Wand

Titel: 0458 - Der Schrecken hinter der Wand
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schwarz.
    ***
    Casey McNaught rief Daten ab. Er hatte Zugriff auf die meisten Speicherungen des Rechnerverbundes, mit dem Parascience arbeitete. McNaught gehörte zur Abteilung Sicherheit. Sein Arbeitsbereich umfaßte nicht allein den Schutz von Anhängern und Mitgliedern sowie Einrichtungen der Gemeinschaft, die von Außenstehenden profan als »Sekte« beschimpft wurde. Die Abteilung Sicherheit kümmerte sich auch darum, daß Leute, die mehr oder weniger offen gegen Parascience vorgingen, kaltgestellt wurden.
    So oder so.
    McNaught wußte, daß er schalten und walten konnte, wie er wollte, wenn er, wie in diesem Fall, freie Hand zugesichert bekam. Man würde ihn decken. Parascience hatte Anhänger überall in der Welt. In den höchsten Stellen. Selbst wenn jemand versuchen würde, ein Verfahren zu eröffnen, gab es immer irgend einen Parascience- Anhänger, der es niederschlagen würde. Das war für McNaught natürlich kein genereller Freibrief für alle möglichen und unmöglichen Dummheiten. Er durfte nicht leichtsinnig werden. Wenn er einen Fehler beging, würde man ihn gnadenlos fallenlassen. Mehr noch: es wäre der letzte Fehler seines Lebens.
    Er wußte zu gut Bescheid.
    Aufgrund seiner Position gehörte er zu denen, die einerseits in die großen Hintergründe eingeweiht waren, dir aber andererseits darüber niemals plaudern durften. Sollte er verhafte! werden, gab es nur zwei Möglichkeiten: man holte ihn offiziell heraus, oder man jagte ihm noch in der Zelle eine Kugel in den Kopf.
    Seine eigenen Leute würden es tun. Leute, die möglicherweise nicht einmal wußten, was sie taten. Sie waren auf die Ziele der Sekte eingeschworen.
    Die Sekte arbeitete weltweit. Sie war nicht unumstritten. Immer wieder tauchten Warner auf. Manchmal stellten sich auch Behörden quer. In Australien hatte ein hohes Gericht sogar erlaubt, die Sekte offiziell eine »kriminelle Vereinigung« zu nennen. Das war natürlich ein höchst ärgerlicher Vorfall. Aber andererseits standen die Australier in dem Ruf, ähnlich spleenig wie die Engländer zu sein, so daß man nicht alles ernst nehmen mußte, was in Australien behauptet wurde. Und: Australien war weit, wenn man in den USA oder in Europa oder in Asien lebte. Ferner bedeutete ein Gerichtsurteil noch nicht, daß sich alle anderen Gerichte dieser Wertung anschließen würden.
    McNaught ließ sich von alledem nicht beeindrucken. Er tat seinen Job. Und er tat ihn mit der Vorsicht und Gründlichkeit, die man ihm abverlangte. Und er war längst zu hoch in der Hierarchie der Macht aufgestiegen, als daß er sich noch den Luxus von Skrupeln oder auch nur Nachdenklichkeit erlaubt hätte. Das einzige, worüber er nachdachte, war, wie er seine Machtposition noch weiter verbessern konnte.
    Es war gut, mächtig zu sein.
    Es war ein gutes. Gefühl. Ein sicheres Gefühl.
    Sicher, solange er das tat, was die Ziele von Parascience ihm abverlangten. Solange er tat, was getan werden mußte, um den Einfluß von Parascience zu vergrößern und jede Kritik zu verhindern.
    Das Prinzip von Befehl und Gehorsam funktionierte, auch wenn es hier nicht mit diesen Worten umschrieben wurde. Obgleich McNaught hoch oben in der Hierarchie stand, fragte er nicht weiter nach dem Grund für die Eliminierung Zamorras. Garth hatte gesagt, es sei geheim. Also lohnte es nicht, weiter nachzufragen. McNaught fiel es auch nicht ein, seine Computerzugriff-Berechtigung dahingehend auszunutzen, aus eigenem Antrieb Fakten über den Fall Bank of Flagstaff/Koenig abzurufen.
    Hätte er es getan, währe ihm eine Niederlage der Sekte offenbar geworden. Eine Niederlage, welche die Sekte eben diesem Professor Zamorra zu verdanken hatte.
    Leonard Koenig war der Eigentümer und Chef jener Bank in dem US-Bundesstaat Arizona. Seinen Sohn Walt hatte die Sekte sich gefügig gemacht. Über Walt Koenig kam sie an Finanzierungschancen heran, an zinslose Kredite, an Bezuschussungen. Der alte Leonardo Koenig hatte gemerkt, was lief, und die Zahlungen gestoppt und gesperrt. Daraufhin hatte die Sekte beschlossen, Leonard Koenig zu töten. Sein Erbe, Walt Koenig, war ja gefügig und würde die entsprechenden Unterschriften schon leisten. Aber dann war jener Professor Zamorra dazwischengekommen. Der alte Koenig hatte überlebt, Walt Koenig hatte erfahren, daß die Sekte hinter dem Mordanschlag auf seinen Vater steckte und sich abgewandt, und der verantwortliche Exekutor war von Walt erschossen worden. Die Finanzierung, die mit den Geldmitteln der Bank
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