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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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drückte sie nach unten. »Vielleicht glaube ich dir ja doch?« bot er besorgt an. Daß sie so wie jetzt trank, hatte er noch nie zuvor erlebt. Es mußte ihr tatsächlich etwas Furchtbares zugestoßen sein. In Filmen sahen Leute so aus, denen Vampire oder Zombies oder sonstige Biester begegneten.
    Er sah sie zwingend an. Wieder wollte sie trinken, aber er hielt ihre Hand fest. »Erst erzählst du mir, was passiert ist, dann nimmst du den nächsten Schluck, okay?«
    Sekundenlang sah es so aus, als wolle sie nach ihm schlagen, um sich die Möglichkeit, sich zu betrinken, zurückzuerkämpfen. Aber dann wurde ihr Körper schlaff; sie fiel fast in den Sessel und verschüttete den Whisky. John nahm ihr ruhig das leere Glas aus der Hand und schenkte etwas nach.
    Candice schüttelte sich.
    Leise und stockend berichtete sie, was geschehen war.
    »Ich glaube auch, es war eine Ölspur«, meinte John schließlich. »Der Schock, daß dir der Wagen weggerutscht ist, hat dich nachträglich diesen Schwarzen sehen lassen.«
    »Schau dir den Wagen an«, beharrte sie.
    »Sicher - wenn du mit nach draußen kommst.« Er wollte verhindern, daß sie in der Zwischenzeit die ganze Flasche leer trank. Sie war große Mengen Alkohol nicht gewöhnt. Und John Ivory wollte sie nicht in einer oder eineinhalb Stunden ins Krankenhaus fahren müssen.
    Er nahm sie bei der Hand. Sie betrachteten den Toyota. Die Flanke war eingedrückt, der Lack - nein, er war nicht abgeplatzt, nicht vom Metall gesplittert. Er war weggebrannt .
    John schaute mehrmals hin, berührte die Stelle mit den Fingern. Sein erster Eindruck täuschte ihn nicht; etwas unglaublich Heißes mußte den Lack hier tatsächlich weggefackelt haben. Aber wie war das möglich?
    »Die Lanze, oder was auch immer es war, die der Tod in der Hand hielt! Damit hat er den Wagen doch in die Gegenfahrbahn gedrückt!«
    John nagte an der Unterlippe. Die Beule im Blech war nicht groß genug, einen Wagen dieses Gewichts einfach so wegzudrücken. Auch wenn er nur das halbe »Kampfgewicht« eines Cadillac, von dem John immer träumte, auf die Waage brachte, konnte ein Schlag, der eine solche Beule hinterließ, das Fahrzeug nicht einmal um ein paar Zentimeter aus der Spur bringen - und vor allem nicht, wenn es keine Berührung zweier Autos war, sondern ein Schlag mit einer Metallstange oder einem anderen Gegenstand.
    John verstand das nicht. Er fragte sich, warum am Ort des Geschehens niemand darauf geachtet hatte. Aber vermutlich hatten alle nur gesehen, daß Candice mit dem Fahrzeug wegrutschte, und niemand hatte beobachtet, daß die Beule genau in diesem Augenblick entstanden war.
    John wußte, daß sie noch nicht im Blech gewesen war, als Candice losfuhr. Schließlich war es sein Wagen. Und er achtete immer sehr darauf, daß der Wagen keinen Kratzer abbekam, wenn er selbst am Lenkrad saß.
    Er war weit davon entfernt, Candice für die Beule und den abgebrannten Lack einen Vorwurf zu machen. John wußte zu genau, daß es keinen fehlerfreien Menschen gibt.
    Er küßte Candice. »Komm ins Haus«, bat er. »Versuch dich zu entspannen.« Seine Hand strich sanft über ihren Rücken. Candice nickte nur, reagierte überhaupt nicht auf die zärtliche Berührung. Sie folgte ihm wieder ins Haus.
    »Wenn er nun wiederkommt«, murmelte sie. »Er will mich holen. Ich bin ihm entwischt. Wenn er nun wiederkommt, was dann?«
    »Wen meinst du?«
    »Den Tod!«
    »Er kommt nicht wieder.« John grinste ermunternd. »Und wenn, dann müßte er sich erst einmal mit mir auseinandersetzen. Wir sind hier sicher.«
    Klirrend flogen die Reste des Fensters ins Zimmer, und herein kam das schwarze Ungeheuer…
    ***
    Kriegsrat in Château Montagne!
    Ein paar Stunden war es erst her, daß der Druide Gryf ap Llandrysgryf aufgetaucht war und vom spurlosen Verschwinden des Sid Amos berichtet hatte. Ein paar Stunden erst, daß Zamorra und Nicole mehrmals vergeblich versucht hatten, das Château zu verlassen, um in den USA nach dem verschwundenen Julian Peters zu suchen.
    Zamorra, total übermüdet wie auch Nicole Duval, seine Gefährtin, hatte sie und sich hypnotisch in einen erholsamen Tiefschlaf versetzt. Jetzt, am frühen Vormittag, waren sie wieder fit.
    Im Kaminzimmer hatte der alte Diener Raffael das Feuer entfacht. Knisternd und prasselnd zehrte die Glut an den Holzscheiten, leckten die Flammen bizarre Muster. Der Rauch zog durch den Kaminschacht ohne Schwierigkeiten ab. Draußen schien seit Tagen zum ersten Mal wieder die
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