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0451 - Ich gegen Randy, den Toten

0451 - Ich gegen Randy, den Toten

Titel: 0451 - Ich gegen Randy, den Toten
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Nur der dunkelbraune Fleck auf der linken Seite der Decke störte den friedlichen Anblick.
    Ich sah, daß meine Kollegen von dem Anblick ebenso erschüttert waren wie ich. Der Fotograf hatte vergessen, sein Stativ aufzubauen, und der Doc bekam den Verschluß seiner Tasche nicht auf.
    Der einzige, den nichts zu berühren schien, war Seamore, der Hotelchef. Er plapperte unentwegt vor sich hin und hopste wie ein Gummiball im Zimmer hin und her.
    Ich packte ihn am Arm und schob ihn zur Tür.
    »Bitte, gehen Sie jetzt. Wir werden nachher alle Leute verhören, die die Frau gekannt haben, und alle, die gestern nacht Dienst hatten.«
    »Aber niemand hat etwas gesehen! Ich weiß selbst alles!« japste er, so als hätte ich ihm vorgeschlagen, gleich anschließend ein Fernsehinterview zu geben.
    »Was wissen Sie denn?« fragte ich ihn. Er lief rot an und berichtete: »Sie ist vor zwei Tagen hier eingezogen. Sie hatte nur einen kleinen Koffer bei sich, bezahlte aber für eine Woche im voraus. Normalerweise sind wir etwas wählerisch mit unseren Gästen, aber sie machte einen netten und sympathischen Eindruck. Tagsüber war sie kaum hier. Sie aß auch auswärts. Besuch hat sie während dieser Tage nicht bekommen, das kann ich beschwören!«
    »Offensichtlich hat sie doch Besuch bekommen«, sagte ich hart. »Gestern nacht!«
    »Ja, ja, natürlich!« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich habe mich schon umgehört, ob sie jemand in dieser Zeit näher kennengelernt hat. Ich meine von den anderen Gästen. Aber niemand kannte sie. Mrs. Wheeman, die direkt nebenan wohnt, hat einige Male versucht, ein Gespräch mit ihr zu beginnen, aber Miß Richardson hat nicht einmal geantwortet!«
    Der Doc war fertig und richtete sich auf. Sein Gesicht wirkte plötzlich sehr müde. Mit langsamen Bewegungen packte er seine Instrumente ein.
    »Sie wurde erschossen«, berichtete er. »Aus nächster Nähe, direkt ins Herz. Trotzdem kann sie noch ein paar Minuten gelebt haben. Aber vermutlich hatte sie nicht mehr die Kraft, zu schreien. Aus ihrer Stellung sehe ich, daß sie den Mörder kommen hörte. Sie muß sich aufgesetzt haben und dann an die Rückwand des Bettes zurückgewichen sein. Jedenfalls wurde sie nicht im Schlaf erschossen.«
    »Aber sie hat nicht geschrien! Bestimmt hätte man etwas gehört!« widersprach ich. Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Nicht unbedingt. Entweder war sie durch den Schreck gelähmt, oder sie kannte ihren Mörder.«
    »Wie alt war sie?«
    »Ungefähr 30. Vielleicht jünger.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas auf gefallen?«
    »Ja«, er zögerte und wies dann mit der Hand auf den weichen cremefarbenen Flauschteppich vor dem Bett. Direkt an der Kante war der zarte Flausch an zwei Stellen dunkel und eingedrückt. Es war, als hätte jemand mit nassen, schmutzigen Schuhen dort gestanden.
    »Ich fand an ihrem rechten Handgelenk Spuren, minimale Spuren, wie von einem Stoffhandschuh, als hätte jemand ihr Handgelenk mit einem nassen Handschuh umspannt. Aber das kann ja kaum der Fall sein!« Er runzelte die Stirn und brach ab.
    »Doch, es könnte schon der Fall sein!« Phil bückte sich und ging langsam um das Bett herum. Vor der Balkontür richtete er sich auf.
    »Jerry, komm mal her. Hier sind deutliche Spuren. Jemand ist in der Nacht vom Balkon durch die Tür hier hereingekommen, um das Bett herumgegangen und…« Phil sprach den Satz nicht zu Ende, aber ich verstand auch so, was er meinte. Ich trat neben ihn auf den Balkon hinaus und beugte mich über die Brüstung. Dann wandte ich mich um.
    »Hör zu, Phil, die einzigen Spuren, die wir gesehen haben, führen hier vom Balkon und wieder zurück. Aber um hier hereinzukommen, mußt du ein Fassadenkletterer sein. Ein gewandter Turner!«
    »Ja, und?«
    »Ein Hoteldieb, ein Einbrecher, aber kein Mörder. Der Mann, der das Girl getötet hat, benützte einen Schalldämpfer, das ist ein ziemlich unhandliches Gerät auf einem Revolver. Kein Mann, der vorhat, hier oben von Balkon zu Balkon zu turnen, wird sich mit so einem schweren Ding belasten.«
    »Sie haben recht«, sagte der Arzt, der neben uns getreten war. »Nach meiner Meinung kann der Mann, von dem die feuchtön Fußspuren stammen, nicht der Täter sein, denn der Winkel der Einschußwunde zeigt deutlich, daß der Mörder auf der anderen Seite des Bettes gestanden haben muß. Nicht auf der Fensterseite. Er muß von der Flurtür hergekommen sein!«
    »Aber Sie sagten doch, daß das Mädchen noch gelebt haben kann!«
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