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0451 - Drei Gräber bis Soho

0451 - Drei Gräber bis Soho

Titel: 0451 - Drei Gräber bis Soho
Autoren: Jason Dark
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um ihn mit der rechten Hand zu berühren.
    Suko erlebte die Szene so intensiv, dass er seinen Kopf der gleitenden Hand entgegenstreckte, um von ihr gestreichelt zu werden.
    Er spürte nichts.
    Nicht einmal einen Hauch, der über seine Wangen glitt. Es war doch nur eine Halluzination gewesen, alles andere verschwamm.
    Shao lächelte.
    Jetzt sah sie aus, als würde sie leben, und Suko forschte im Gesicht seiner toten Freundin nach, als könnte er darin lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch.
    Das Lächeln sollte ihm Hoffnung geben, aber er konnte nicht daran glauben.
    Shao war tot, sie blieb tot…
    Er sang nicht mehr weiter. Allein die Worte hatten es geschafft, diesen Zauber aufzubauen. Jetzt, wo sie nicht mehr gesungen wurden, brach das andere zusammen.
    Noch immer leuchteten die Kerzen, auch strömte weiter der Rauch aus der Schale, die noch immer so auf den Handflächen der Toten stand, wie Suko sie aufgebaut hatte.
    Shao lag auf dem Rücken.
    Bleich und tot!
    Über die Lippen des Inspektors drang ein tiefes Schluchzen. Es war nur eine Halluzination gewesen, er konnte Shao nicht mehr ins Leben zurückrufen.
    Er musste sich mit dem Tod seiner Geliebten für alle Zeiten abfinden. Diesmal waren ihre Feinde stärker gewesen.
    Suko, der seinen Oberkörper vorgebeugt hatte, richtete sich wieder auf. Er schaute über die Tote hinweg, und sein Blick verlor sich in der Dunkelheit.
    Zuerst glaubte er an das Flüstern oder Raunen des Windes, dann an eine Einbildung, doch als er länger über die Tatsache nachdachte, wurde ihm bewusst, dass es sich um Stimmen handelte.
    Nein, um eine Stimme!
    »Bleib nur so sitzen, Chinese, sonst töten wir dich sofort!«
    ***
    Diesmal hatte kein Geist gesprochen. Er hatte auch keine Warnung aus dem Jenseits erhalten, das war echt gewesen. Suko rührte sich nicht. Sein Gesicht blieb unbewegt, während hinter seiner Stirn die Gedanken rasten. Es fiel ihm schwer, sich mit der neuen Tatsache abzufinden. Man hatte ihn aus einem tiefen Traum hervorgerissen und ihn mit den Realitäten konfrontiert. Da wollte jemand, dass er die Totenfeier abbrach.
    Suko blieb starr.
    Er wollte wissen, wie es weiterging und schielte über den Lichtschein der Kerzen hinweg.
    Wie lange sie schon am Grab gewesen waren und ihn beobachtet hatten, wusste er nicht. Jedenfalls war ihnen das Gelände sehr entgegengekommen. Sie hatten sich unbemerkt anschleichen und im Schutz der Hügelwände lauern können.
    Jetzt richteten sie sich auf.
    Suko sah nur vier von ihnen, konnte sich aber vorstellen, dass sich auch jemand in seinem Rücken befand.
    Ihre Oberkörper waren noch immer nackt. Sie trugen nur ihre engen Hosen und die Stirnbänder um die Köpfe geschlungen. Regungslos waren ihre Gesichter, in die erst Leben hineingeriet, als sie vom unruhigen Schein der Kerzen erfasst wurden.
    Da sah es aus, als würden sie lächeln und gleichzeitig Grimassen schneiden.
    Um die Totenstätte herum bildeten sie einen Kreis. Waffen trugen sie sichtbar nicht, aber sie hielten in den Händen ihre Trommelstöcke, mit denen sie perfekt umgehen konnten.
    Suko hatte es erlebt, und er wusste auch, dass die Trommelstöcke zu Waffen werden konnten.
    Sie standen da mit hängenden Armen, aber sie ließen Suko keinen Moment aus den Augen. Innerhalb einer Sekunde konnten sie sich blitzschnell bewegen und explosionsartig handeln.
    Bisher hatte Suko von ihnen nicht einmal Schritte vernommen. Das änderte sich, als er in seinem Rücken die entsprechenden Geräusche vernahm. Er konzentrierte sich auf diese Laute, die so unnatürlich dumpf klangen, als würde jemand mit einem schweren Gegenstand auf dem Friedhofsboden schlagen.
    Dabei waren es nur Schritte.
    Schwer gesetzt, etwas mühsam und wankend, aber lauter werdend, so dass der Inspektor genau mitbekam, wie sich die Person ihm näherte. Hinter ihm blieb sie stehen.
    Über den Rücken des Chinesen kroch ein Schauer. Früher hätte er etwas getan, sich gewehrt, zum Beispiel, aber jetzt schaffte er so etwas nicht. Da war die Barriere einfach zu hoch.
    »Du weißt, wer ich bin?« Die Stimme klang drohend und gleichzeitig rauh.
    »Ja, Ondekoza!«
    »Richtig, Chinese. Wir sind gekommen, um an deiner Beerdigung teilzunehmen. Wir wußten, wo du hinwolltest, denn wir stehen mit Mächten in Kontakt, die dir über sind.«
    »Was wollt ihr?«
    Ondekoza bewegte sich. Suko hörte ein leises Geräusch, einen Augenblick später presste sich etwas auf seine beiden Schultern. Es war der Druck knöcherner, harter
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