Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
Nachttisch rechts neben dem Bett. Ich hielt den Atem an. Da lag mein zerrissenes Hemd, noch zusammengeknüllt!
    Es war ein mühsamer Prozeß, mich herumzudrehen. Wenn sie das Beweisstück gefunden hatten, bevor der Inspektor aufgetaucht war …
    Ich öffnete das Bündel mit zittrigen Fingern. Nein, es war noch hier. Ich betrachtete den graubraunen Körper auf seinem Podest. Der hölzerne, schräg nach oben führende Pfeil schien gerade durchs Herz zu dringen. Ich strich vorsichtig über die Haut der Flügel. Sie war kalt und ledrig.
    Die kleinen Augen starrten mich tückisch an. Der Rachen war geöffnet, und die spitzen Zähne erinnerten mich an jene fürchterlichen Augenblicke in dem Zimmer.
    Ich starrte das leblose Tier an und versuchte mir vorzustellen, wie diese Verwandlung vor sich ging, wie es wuchs und menschliche Gestalt annahm. Es war schwer. Selbst mit meiner Erinnerung war es schwer. Ich spürte einen vagen Drang, das Tier von seinem grausamen Pfahl zu befreien. Furcht hielt mich davon ab. Und etwas, das ich über die alten Legenden gelesen hatte: Vernichtete man Vampire nicht damit, daß man hölzerne Pfähle in ihre Herzen trieb? Und auch, daß sie wieder zum Leben erwachten, wenn man den Pfahl entfernte!
    Ich war nicht der Typ, der leicht etwas glaubte. Aber ich war auch der vorsichtige Typ.
    Ich packte die Fledermaus wieder in das Hemd und verbarg das Bündel im Nachtschränkchen. Ich mußte so schnell wie möglich hier raus – oder wenigstens Erik treffen. Er sollte die kostbare Beute in Sicherheit bringen.
    Sicher hatten sie erkannt, daß eines ihrer Tiere fehlte. Lukard war kein Dummkopf. Ihm mußte klar sein, daß ich eine Menge wußte. Wenn er herausfand, daß ich hier hilflos in einem Krankenhaus lag, und seine kalten, blutgierigen Schergen schickte …
    Ich schauderte.
    Schritte näherten sich der Tür. Eine Schwester trat ein, mit dem Rücken zu mir, um ein Tablett herein zu balancieren. Als sie mir das Gesicht zu wandte, starrte ich sie entsetzt an.
    Ich befand mich nicht in Sicherheit. Ich war noch immer in dieser Teufelsklinik!
    Die dunklen Augen der Frau, die leichenblasse Haut, der unbewusst gefletschte Mund – es gab keinen Zweifel, sie war eine von ihnen, auch wenn ihre Augen erloschen wirkten.
    Sie sagte nichts. Sie ignorierte mein Entsetzen, obwohl es ihr auffallen mußte. Stumm kam sie an mein Bett und stellte das Tablett auf den Nachttisch. Dabei wandte sie den Blick ab, als blendete sie das spärliche Sonnenlicht.
    Die Sonne ist ihr Todfeind, dachte ich unwillkürlich. Weil sie die Fäulnis beschleunigt. Weil sie verwesen läßt, was nicht lebt!
    Ebenso stumm, wie sie gekommen ging sie wieder.
    Als sie draußen war, schob ich hastig die Decke zurück und versuchte aufzustehen. Ich biß die Zähne zusammen. Mein ganzer Rücken schien auf einer Art Rost zu liegen – mit einem kräftig geschürten Feuerchen darunter. Als ich saß, wurde mir schwarz vor den Augen, und ich dachte verzweifelt, daß ich in dieser Verfassung hier niemals raus kommen würde.
    Ich zwang mich, aufrecht zu stehen. Das ging ein paar Sekunden lang, dann mußte ich mich festhalten. Dabei fiel mein Blick auf das Tablett, das sie gebracht hatte. Eine Kanne mit Tee, eine Tasse und eine zugedeckte Schüssel standen darauf. Ich verspürte keinen großen Hunger. Ein Zettel interessierte mich mehr. Er lag unter der Gasse. Mit Bleistift stand darauf: Dr. Erik Fellner besucht Sie am Abend. Verlassen Sie Ihr Bett nur wenn notwendig!
    Ich las das einigermaßen verblüfft. Jetzt verstand ich nämlich gar nichts mehr. Erik wußte also, daß ich hier lag! Sah er die Gefahr nicht, in der ich schwebte?
    Ich setzte mich kopfschüttelnd. Es war doch unmöglich, daß ich mir alles nur einbildete – oder? Es war im Grunde die alte Frage: Weiß der Irre, daß er irr ist?
    Sah ich schon überall Gespenster und Vampire?
    Wenn sie mich nur mit Erik reden ließen, und ich ihn überzeugen konnte, daß …! Der Gedanke brach ab, als ein anderer kam: War ich wirklich so krank, um hier liegen zu müssen? Oder hatten sie mir irgend etwas gegeben, daß ich mich so schwach fühlte? Oder – hatten sie mir ebenfalls bereits Blut abgenommen, wie all den anderen Patienten?
    Ich mußte ein paar Dinge herausfinden, bevor Erik kam. Ich brauchte Klarheit – oder ich wurde tatsächlich verrückt.
    Verdammt klapprig auf den Beinen taumelte ich an der Wand entlang zur Tür. Dort mußte ich erst einmal rasten.
    Mit^ zusammengebissenen Zähnen hielt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher