Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
ich mich aufrecht. Himmel, mir war noch nie im Leben so übel gewesen. Lukards Hals wäre mir im Augenblick das liebste gewesen, um mich festzuklammern.
    Vor der Tür stand niemand. Auch das nahm ich einigermaßen verwundert wahr. Sie bewachten mich also nicht. Sie verließen sich offenbar auf meine physische Schwäche. Das sollte sich als Fehler erweisen, nahm ich mir vor.
    Auf dem Korridor war es totenstill. Fest stand, daß ich mich noch in Lukards Klinik befand. Ich hatte den Korridor zu deutlich in Erinnerung, wenn ich auch bis zu diesem Zimmer nicht gekommen war. Direkt gegenüber meiner Tür befand sich der Eingang zu jenem Raum, in dem ich mich verbarrikadiert hatte.
    Ich huschte über den Korridor. Besser gesagt, ich versuchte zu huschen. Es blieb bei einem kläglichen, schmerzhaften Sprung. Den Rest des Weges kroch ich. Aber ich erreichte die Tür. Als ich keuchend innehielt, lauschte ich, das Ohr an das Holz gepreßt.
    Nichts. Kein Geräusch. Das ganze Haus lag da wie ausgestorben.
    Ich zog mich zur Klinke hoch und fiel mit der aufgehenden Tür hinein.
    Sie hatten alles wieder in Ordnung gebracht. Aber es war kein Traum gewesen. Ich bemerkte die Kerben an der Tür, wo sie gegen den Tisch gestoßen war unter dem Anprall meiner Verfolger.
    Ich schaffte es bis zur Stahltür, aber der Schlüssel hing nicht mehr in der verborgenen Nische. Entmutigt kehrte ich um. Die tiefe Nachmittagssonne blendete mich. Dabei fiel mir ein Umstand besonders auf. Der Korridor war trotz der Fenster am einen Ende düster gewesen. In meinem Zimmer dämpften schwere Vorhänge das Sonnenlicht, im Korridor geschlossene Läden. Hier war plötzlich alles offen.
    Wenn sie wirklich die Ungeheuer waren, für die ich sie hielt, dann war ich hier vor ihnen am sichersten. Aber die Sonne stand schon tief. Ich konnte nicht mehr viel tun.
    Ich trat ans Fenster. Durch die Gitter sah ich in den Park hinaus. Bäume und die hohe Mauer bildeten den Horizont. Ich hatte den Eindruck, selbst wenn ich hier wie am Spieß brüllte, würde kaum jemand Notiz von mir nehmen. Das Eingangstor, das den Blick wenigstens auf ein kleines Stück der Straße freigegeben hätte, lag auf der anderen Seite.
    Selbst wenn ich es jetzt bis in den Keiler schaffte und tatsächlich aus dem Schacht klettern konnte und noch genug Kraft übrig hatte, mich bis zum Tor zu schleppen – über das Tor zu klettern vermochte ich in meiner augenblicklichen Verfassung nicht. Wenn ich mich verbarg, würden sie nach mir suchen und vielleicht meine Fluchtmöglichkeit im Keller entdecken und beseitigen. Zudem blieb mir nicht mehr viel Zeit. Sobald die Sonne unterging würden sie aufwachen. Sicher schliefen sie während des Tages irgendwo, oder lagen in jener totenähnlichen Starre.
    Plötzlich kam mir noch ein anderer elektrisierender Gedanke: Wenn ich sie fand in dieser hilflosen Lage, dann konnte ich sie vielleicht auch vernichten. Ich war mitten unter ihnen. Sollte ich diese Chance ungenützt verstreichen lassen?
    Aber würden sie mich lange genug am Leben lassen? Und bei Bewußtsein? Oder würden sie meine Erinnerungen blockieren, so wie bei den anderen Patienten?
    Diese eine Schwester, die in mein Zimmer gekommen war, warum war sie wach? War sie noch nicht vollständig eine von ihnen, daß sie die Sonne noch ertrug, wenigstens für kurze Zeit, und am Tage wach sein konnte? Wenn es mehr von ihnen gab, mußte ich sehr vorsichtig sein.
    Die Sonne verschwand hinter der Gartenmauer. Lange Schatten krochen auf das Haus zu. Ich mußte mich beeilen.
    Ich wankte zur Tür zurück und spähte in den Korridor hinaus. Er schien leer. Als ich die Tür meines Zimmers erreicht hatte, atmete ich auf. Im Zimmer schien nichts verändert. Ich kroch in mein Bett und lag erschöpft, während die Dämmerung kam. Ich lauschte auf die Geräusche des Hauses. Es blieb totenstill wie eine Gruft.
    Bis zu jenem Augenblick, da die Sonne untergegangen war. Dann erwachte es mit Stimmen, Schritten, dem Klirren von Instrumenten.
    Da gab es für mich keinen Zweifel mehr!
     

Dr. Lukard war ein hochgewachsener Mann. Ich sah ihn zum ersten mal, als er kurz nach Anbruch der Dämmerung in mein Zimmer kam. Möglicherweise hatte ich mich in meiner Phantasie so weit hineingesteigert, daß ich jeden Hereinkommenden für einen Vampir gehalten hätte, aber bei ihm sah ich es auf den ersten Blick.
    Ich schätzte ihn auf fünfzig – mit menschlichen Maßstäben gemessen. Das bedeutet jedoch nicht viel, wenn die alten Legenden wahr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher