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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH
Autoren: Hugh Walker
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sich zum Gehen. „Ich komme morgen abend wieder. Du bist auch nicht ganz allein. Inspektor Hartwig hat ein paar Männer draußen, die das Gebäude beobachten.“
    „Weiß jemand, daß du hier bist?“
    „Hartwigs Männer haben mich sicher bemerkt, als ich kam. Morton weiß auch davon. Er wollte zu dir, aber ich sagte ihm, er solle sich gedulden. Ist es wahr, daß du dich mit ihm zusammengetan hast?“
    Ich nickte. „Ich glaube, er ist recht brauchbar.“
    „Na, ich weiß nicht“, meinte er zweifelnd, „ob das auf die Dauer gutgeht. Er hat eine ganz hübsche Liste abgesessen. Leute wie er geben auch nicht so leicht auf …“
    „Er zweifelt jedenfalls nicht an meinem Geisteszustand“, meinte ich trocken.
    Als er ging, fühlte ich instinktiv, daß es ein Fehler gewesen war, nicht mit ihm zu gehen. Eine verpasste Chance.
    Aber in den nächsten Minuten wurde mir klar, daß es nie eine Chance gewesen war.
    Aus dem Korridor kamen gedämpfte Rufe durch die Tür. Eine davon war Eriks Stimme. Ich hörte sie ganz deutlich. Auch als sie schrie, wußte ich, daß es seine war. Irgend etwas Schreckliches geschah da draußen. Nach Sekunden wurde es still.
    Während ich die Zähne zusammen biß, um die Schwäche zu überwinden, und mich zur Tür schleppte, erklang draußen hastiges Getrappel vieler Füße. Es entfernte sich rasch.
    Ich erreichte die Tür und wollte sie einen Spaltbreit öffnen, um zu sehen, was vorging. Sie war verschlossen.
    Ich war gefangen. Mit Erik war irgend etwas geschehen. Und die ganze Nacht stand noch bevor.
    Ihre Nacht.
     

     

Ich mußte trotz allem eingeschlafen sein. Dafür war wohl meine physische Schwäche verantwortlich. Was mich weckte, waren Stimmen, eine weibliche und eine männliche, und beide kalt wie Eis.
    „Er ist erwacht“, sagte die weibliche.
    „Auch gut“, antwortete die männliche – Lukards Stimme. „Er wird zu schwach sein am Tag. Und danach sieht er seine Erinnerungen in einem anderen Licht …“
    Erst ein stechender Schmerz am rechten Arm brachte mich ganz zu Bewußtsein. Ich schlug die Augen auf. Halbdunkel herrschte im Raum. Lukards Gesicht war meinem ganz nahe. Seine behandschuhten Hände drückten eine Nadel in meine Armbeuge. Die Schläuche und Gläser sagten mir genug.
    Ich bäumte mich auf, aber kalte Arme drückten mich auf das Bett zurück. Ich schauderte unter der Berührung. Eine Schwester stand über mich gebeugt und drückte meinen Oberkörper nieder. Ihre Augen loderten in dem spärlichen Licht. Sie beugte sich über mich. Ihre Lippen strichen über mein Gesicht, kalt und mit einem Hauch von Fäulnis. Ich war starr vor Entsetzen.
    „Meister, wie es schlägt“, sagte sie.
    Lukard hantierte an dem Apparat.
    „Meister, er hat den Keim bereits in sich, nicht wahr?“ murmelte die Frau trunken. Mein Herzschlag schien sie zu berauschen. Ihre Hände lagen eisig an meinem Hals und fühlten das Pochen der Schlagadern. Ich war wach, und nahm doch alles wie im Traum wahr. Etwas war unwirklich daran. Ich hätte mich längst wehren müssen.
    „Ja, er hat ihn in sich“, stimmte Lukard zu. „Er wird einer von uns sein.“
    Ich blickte zu ihm auf. Seine Augen hypnotisierten mich, und wenn noch irgendwo in mir der Wille zum Widerstand war, so krümmte er sich nun und verkroch sich vor diesem Blick.
    Die Frau sprach wieder, und ich erfaßte die Bedeutung ihrer Worte nicht sofort.
    „Laß ihn uns nehmen, wie wir es früher taten, Meister.“ Es klang bittend. Die Stimme vibrierte vor unterdrückter Gier.
    „Du bist rückfällig, Verna“, sagte Lukard scharf.
    „Ich habe immer getan, was du gesagt hast, Meister!“ Ein wimmernder Ton war in ihrer Stimme. „Geht es nicht in deinen Kopf, daß ich unsere Art zu kultivieren versuche? Wir können nur überleben, wenn die Menschen ihren Abscheu überwinden. Wenn sie uns akzeptieren. Das habe ich in all den Jahrhunderten gelernt.“
    „Meister, ich weiß nicht, ob sie uns weniger verabscheuen, wenn wir ihr Blut heimlich aus Gläsern trinken. Ich weiß nur, daß nichts dem Biss gleichkommt, diesem unvergleichlichen Gefühl des Eingrabens der Zähne in ihr Fleisch. Es ist ja nicht nur ihr Blut, es ist auch ihr Leben, das überfließt.“
    „Das ist Aberglaube“, wies er sie schroff zurück. „Und es ist animalisch.
    Wir können in einer zivilisierten, menschlichen Welt nur überleben, wenn wir unser Gesicht wahren und der Lust unserer dunklen Sinne nicht freien Lauf lassen. Wir würden uns vermehren wie Feuer. Aber
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