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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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kamen von allen Seiten. Wie ein zäher Brei aus Menschenleibern schwappten sie über die Quader. Nichts konnte sie mehr aufhalten. Zuerst würde dieser Weiße sterben. Dann der andere.
    Morgan wußte nicht, was in den Gehirnen dieser Menschen vorging. Doch er sah, daß eine Veränderung mit ihnen vorgegangen war. Er sah die Entschlossenheit in ihren Gesichtern, eine Entschlossenheit, die sie gefährlich wie hungrige Raubtiere machte.
    Neben dem Opferstein lag noch der Dolch des Priesters. Patrick Morgan hob ihn auf. Felisa drückte sich ängstlich gegen den Opferstein. Es gab keinen Ausweg mehr.
    Morgan verzichtete auf ein Wort des Trostes. Es wäre fehl am Platz gewesen. In wenigen Augenblicken würden die ersten Angreifer bei ihnen sein. Der Journalist bereitete sich vor auf seinen letzten Kampf. Er streichelte dem Mädchen noch einmal beruhigend über die langen schwarzen Haare. Er versuchte ein Lächeln und wußte im selben Augenblick, daß es mißglückt war.
    Der Tod schlich leise und unaufhaltsam herauf. Morgan schaute auf das Messer in seiner Hand.
    Die Lösung durchfuhr ihn wie ein Blitz.
    »Halt!« schrie er, so laut er konnte.
    Der Menschenbrei verharrte.
    Morgan sprang auf den blutigen Opferstein.
    »Ihr macht einen Fehler! Seht, ich bin eurem Gott überlegen! Ich kann euch ein Wunder zeigen. Die Kraft des schwebenden Messers ist auf mich übergegangen. Ihr könnt nur meinen Körper töten, nicht aber die Kraft, die ich besitze!«
    Mißtrauisch schauten die Indios ihn an, wie er wie eine Statue auf der Chacmol-Figur stand.
    »Wenn ihr mir auch noch einen Schritt näher kommt, dann wird das schwebende Messer euch und eure Frauen töten. Ihr werdet das Geschrei euer sterbenden Kinder hören, und ihr werdet den Tag bereuen, an dem ihr geboren wurdet.«
    Patrick Morgan hatte das Messer in beide Hände genommen. Jetzt nahm er die Hände auseinander. Und — das Messer schwebte zwischen ihnen.
    Morgan drehte sich nach allen Seiten, so daß jeder der Angreifer es sehen konnte.
    Das Messer schwebte frei zwischen seinen Händen.
    In die haßerfüllten Augen schlich sich die Furcht. Der erste der Indios warf seinen Dolch von sich und schlug die Hände vors Gesicht. Entsetzt und erschrocken kauerten sie sich gegen die Steinblöcke wie verängstigte Mäuse, die im Bannstrahl der giftigen Schlange auf den todbringenden Biß warteten.
    Das Hemd hing Patrick Morgan in Fetzen herunter. Sein Gesicht glänzte wild. Seine Augen stachen wie Nadeln hinunter zu den Indianern.
    Er sprang vom Opferstein und machte einen schnellen Schritt auf einen Indianer zu.
    Der zuckte zurück, als wäre er von einer Viper gebissen worden. Er brachte keinen Schrei heraus, denn das Messer zwischen den Händen des Gringos kam auf ihn zu. ....
    »Lauf!« zischte Morgan plötzlich, und der Indio sprang auf wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil. Seine Arme und Beine schlotterten.
    Morgan ging um den Stein herum, und wie die Ebbe das Wasser vom Strand weglockt, schwappte die mordgierige Meute verängstigt zurück an den Fuß der Pyramide. Immer schneller wurden ihre Bewegungen, je näher sie dem rettenden Gang kamen. Dann stürzten sie in aberwitziger Flucht kreischend »davon. Der Berg schluckte einen nach den anderen. Die beiden Männer und Mädchen blieben allein zurück.
    Barry Queens sprang herunter. Er schaute zweifelnd zur Pyramide hinauf.
    Auch in den Augen Felisas nistete die Furcht. Doch sie verschwand, als Patrick Morgan jungenhaft grinste und das Messer zwischen seinen Händen klirrend auf den Stein zu seinen Füßen sprang. Eine Andeutung von einem Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Jetzt wurde sie sich auch ihrer Nacktheit bewußt, und sie schlug die Hände vor ihrem Körper zusammen.
    »Ich sehe nicht hin«, grinste Patrick. Queens kam mit Riesensprüngen herauf.
    Er keuchte, als er sagte: »Du hättest Aztekenpastor werden sollen. Um ein Haar hättest du mich überzeugt.«
    »An einem Haar hat auch unser Leben gehangen«, sagte Morgan und hielt die rechte Hand hoch. Wenn man genau hinsah, konnte man eines von Felisas langen Haaren sehen, das an der Hand hängengeblieben war, als Patrick ihr über den Kopf gestreichelt hatte. »Sie haben gutes, festes Haar, Senhorita. Wenn man es doppelt nimmt, trägt es ein Messer.«
    »Ich werde es in eine Flasche Whisky tauchen«, meinte Queens, »und es so der Menschheit für alle Zeiten erhalten.«
    Er griff nach dem Haar und wickelte es sich sorgfältig um seinen linken Zeigefinger, wo es
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