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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geben.
    »Wenn es dich irgendwohin zieht, wirst du dorthin gehen müssen, sonst findest du keine Ruhe«, war das einzige, was sie ihm sagen konnte.
    Aber wie sollte er das anstellen?
    Das Amulett hatte ihn offenbar in jenen Traum versetzt. Aber damit war die Sache auch schon erledigt. Cascal hatte keine Möglichkeit, von sich aus diesen Vorgang zu wiederholen. Und herausfinden, wo der Träumer sich aufhielt, war so lange illusorisch, wie Cascal nichts hatte, wo er einhaken konnte. Er wußte, daß es in Florida niemanden mehr gab, der für ihn von Interesse war. Die Menschen, mit denen er es dort zu tun gehabt hatte, waren tot. In diesem fremden Traum, in dem er sich aufgehalten hatte, hatte er lediglich ihre Gesichter gesehen.
    Die Gesichter von Toten. Von Gespenstern. Damit ließ sich nichts anfangen. Er war nicht daran interessiert, Selbstmord zu begehen, um im Jenseits auf die Quelle seiner Unruhe zu treffen.
    Aber irgend etwas mußte er tun, um den Störfaktor auszuschalten. Aber was?
    Er war nahe daran, eine bestimmte Telefonnummer hervorzukramen und ein Auslandsgespräch nach Frankreich zu führen. Möglicherweise konnte Professor Zamorra ihm einen Rat geben. Traumforschung gehörte doch auch zum Bereich der Parapsychologie. Und das Geld für dieses Gespräch würde er schon irgendwie zusammenbekommen. Er fand immer das, was er brauchte.
    Aber dann entschied er sich dagegen. Er wollte mit dem Parapsychologen nichts zu tun haben, der wie Cascal ein silbernes Amulett besaß. Jedesmal, wenn er mit Zamorra zusammengetroffen war, hatte es eine Menge Ärger gegeben. Und den wollte Cascal nicht abermals heraufbeschwören, indem er den Franzosen herbat. Es reichte schon, ihm in der Traumwelt begegnet zu sein.
    Yves Cascal, der Mann, den man den Schatten nannte, wollte nichts anderes, als seine Ruhe haben.
    Aber das war in diesem Fall so schwer wie nie zuvor.
    ***
    Eingedenk früherer Erfahrungen hatten Zamorra und Nicole einen Geländewagen gemietet, nachdem sie das Flugzeug verlassen hatten. Ein eleganter, offener Sportwagen oder eine repräsentative Limousine mit Klimaanlage wären bei dem hier vorherrschenden Wetter zwar eher nach ihrer beider Geschmack gewesen, aber jedesmal, wenn sie in diesem Landstrich waren und es mit Ombre, dem Schatten, zu tun bekamen, hatten sie sich in unwegsames Gelände begeben müssen. Außerdem waren Luxusautos in Pascals Wohngegend ein bevorzugtes Objekt, es zu stehlen, oder wenigstes teilweise zu demontieren, sofern nicht eine Schutzgebühr an die jeweilige Straßenbande bezahlt wurde. Geländewagen waren da wesentlich unattraktiver. Schließlich war hier nicht Europa, wo solche Fahrzeuge immer noch vorwiegend zur Show gefahren wurden, statt aus praktischen Erwägungen.
    »Glaubst du, daß er überhaupt zu Hause ist?« fragte Nicole Duval, die den Wagen lenkte. Vom Metro-Airport im Norden der Stadt hatten sie über den City-Highway 110 etwa acht Kilometer zu fahren, um dann im Hafenviertel durch verwinkelte Seitengassen das große Mietshaus zu erreichen, in welchem Ombre mit seinen Geschwistern eine Kellerwohnung sein eigen nannte. Die Klimaanlage des Wagens arbeitete auf Hochtouren. Dennoch hatte sie ihre Mühe, erträgliche Temperaturen im Innern zu schaffen. Zamorra wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Egal, zu welcher Jahreszeit wir hierher kommen«, seufzte er, »es ist immer zu heiß. Ob im Sommer oder im Winter. Ein bißchen ist ja ganz schön, aber wenn hier immer so eine Hitze herrscht… ich verstehe nicht, wie die Menschen das aushalten.«
    »Die Sumpflandschaft macht eine Menge aus, und die Tatsache, daß wir uns etwa in Höhe der algerischen Wüste und Ägyptens befinden«, gab Nicole ihre erdkundliche Bildung bekannt. »Vielleicht haben wir auch immer das Glück, in eine Schönwetterzone zu geraten. Meiner Frage bist du trotzdem elegant ausgewichen.«
    »Weil ich Hellseher sein müßte, um sie zu beantworten. Ombre ist zwar ein Nachtmensch, aber das sind wir beide auch, und trotzdem fahren wir jetzt am Tag durch dieses hupende und stinkende Verkehrsgewühl.«
    Von früheren Besuchen her wußte er, daß Baton Rouge zwei Gesichter hatte. Bei Tage dominierte in der Hauptstadt des Bundesstaates Louisiana der Straßenverkehr. Personenwagen und die riesigen Trucks drängelten sich in mehrfach gestaffelten Schlangen auf den Straßen, an den Seiten flankiert von nicht enden wollenden Strömen von Fußgängern und ein paar Radlern, sowie einer Unmenge Rollschuh- und
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