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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ließ er sich ungern etwas vorschreiben. Aber in diesem Fall wußte er, daß er sofort etwas unternehmen mußte.
    Er begann, sich einen Überblick zu verschaffen. Und dann entwickelte er seinen Plan.
    ***
    Sie waren fertig.
    Sie hatten in Holzkisten gepackt, was unentbehrlich war. Es war nicht mehr, als sie tragen konnten.
    Julian Peters stand zwischen ihnen draußen auf der nächtlichen Lichtung. Er sah die Hütte an, in der er aufgewachsen war. Tendyke fragte sich, wie es der Junge verkraften würde, seine Heimat zu verlassen. Für Tendyke und die Peters-Zwilinge waren es ein paar Monate Aufenthalt gewesen. Nicht einmal ein ganzes Jahr. Aber für Julian war es ein ganzes Leben. Es lief in der Entwicklungsphase im Zeitraffer-Tempo ab. Später würde es sich normalisieren. Aber jetzt war dies seine Heimat, in der er seine ganze »Kindheit« und seine »Jugend« zugebracht hatte.
    Diese Heimat mußte aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden. Julian, der über die Hintergründe nicht redete, hatte es selbst angeregt. Und doch…
    Hinzu kam, daß kaum etwas von seinen Sachen mitgenommen werden konnte. Die Bücher, der Computer mit den Lernprogrammen… alles zu schwer, um es hinüberzuschaffen in das andere Versteck.
    Tendyke starrte seinen Sohn an.
    Und dann wußte er, daß er noch einmal zurückkehren würde. Erstens, um noch etwas von Julians Sachen hinüberzuschaffen, und zum anderen hatte es den Nutzen, daß das Versteck erst dann zerstört werden mußte, wenn die anderen das nicht mehr mitbekamen. Sie würden es in Erinnerung behalten, wie es gewesen war. Das mochte vor allem für den Jungen wichtig sein.
    Rob Tendyke packte sein Bündel. »Gehen wir«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Ihr werdet es nicht sehen. Ihr werdet es nicht wissen. Ihr werdet blind sein«, sagte er und marschierte los.
    Die anderen folgten ihm.
    ***
    Immer wieder mußte Yves Cascal an die seltsame Welt denken, in der er gewesen war. Die mittelalterliche Holzstadt mit ihren mörderischen, brutalen Bewohnern. Die maskierten Schergen des Fürsten, dessen Aussehen sich nicht genau bestimmen ließ. Nur daß er menschliche Umrisse besaß, hatte Cascal feststellen können. Mehr nicht. Dann die Burg, in der nichts so war, wie es den Anschein hatte. In der große Entfernungen klein wurden und umgekehrt, in der Wände aufhörten zu existieren. Eine Welt, in der Verletzungen verschwanden, wenn man nicht mehr an sie dachte.
    Ja, es mußte ein Traum gewesen sein.
    Und in diesem Traum hatte Cascal das Ziel einer früheren Suche gefunden. In den Traumfiguren hatte er Robert Tendyke, den er von einem Foto Zamorras her kannte, gesehen, und auch die Mutter jenes damals noch ungeborenen Kindes. So wie damals, als er nach Florida gereist war, so war er auch jetzt von einer räselhaften Unruhe erfüllt gewesen, bis er in der Traumwelt dem Fürsten gegenüberstand - und den Menschen von damals.
    Als der Traum verging, hatte Cascal sich in Baton Rouge wiedergefunden, in seiner Heimatstadt in Lousiana, USA. Aber er kam aus dem Grübeln nicht mehr heraus.
    Aber immer wieder mußte er an die Personen denken, die er gesehen hatte. Und die Unruhe war wieder da. Er fühlte, daß ihn etwas zu sich ziehen wollte. So wie damals. Jetzt, nach seinem merkwürdigen Aufenthalt in einem fremden Traum, konnte er die Unruhe besser deuten als vor Tagen, als sie einsetzte. Es hatte des Anstoßes dieser Begegnung bedurft, um ihn begreifen zu lassen, was ihn bewegte.
    Er sprach mit Angelique und Maurice darüber, seinen Geschwistern. Maurice wich dem Problem aus. Yves verstand ihn nur zu gut. Maurice steckte in einer Zwischenprüfung seines Studiums, da lag es nahe, daß er sich nicht mit anderen Dingen belasten wollte. Angelique dagegen war zu realistisch eingestellt. Die Sechzehnjährige war allen übersinnlichen Dingen gegenüber äußerst skeptisch eingestellt, obgleich sie es bereits einmal mit einem magischen Wesen zu tun gehabt hatte. Aber dennoch zweifelte sie diese Magie an, und ohne ihre ablehnende Skepsis hätte sie es vielleicht nicht einmal gewagt, Sid Amos entgegenzutreten. Damals, als er Cascal jagte…
    Von daher erhoffte Cascal sich von dieser Unterhaltung einige Impulse, denn Angelique ging diese Probleme natürlich von ihrer skeptischen Warte her an. Aber die Ratschläge und Hinweise, die er sich erhofft hatte, blieben aus. Selbst Angelique mit ihrer blühenden Fantasie war nicht in der Lage, das Geschehene geistig nachzuvollziehen und ihrem Bruder neue Denkanstöße zu
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