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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Pferdes und in den Schädel des Knochenmannes mit der Sense. Er sah die Kugeln einschlagen, aber sie bewirkten nichts. Die Löcher schlossen sich sofort wieder. Briggs wußte nicht, daß man Leonardos Skelett-Kriegern den Kopf abschlagen mußte, um sie zu befrieden. Sonst hätte er, der siebzigjährige Trapper mit der körperlichen Verfassung eines vierzigjährigen Städters, eine Chance gesehen, um sein Leben zu kämpfen. In der Gürtelscheide steckte das lange Jagdmesser, eine brauchbare Waffe, mit der er junge Bäume fällen konnte, warum nicht auch einem Skelett den Schädel abschlagen.
    Aber er wußte es nicht.
    Er stöhnte auf, griff in die Tasche, während er sich weiter zur Seite rollte. Er suchte nach dem Papier, aber dann sah er ein, daß es sinnlos war. Er war noch nicht frei. Er hatte seine Aufgabe noch nicht erfüllen können, hatte das Telepathenkind noch nicht auf den Aufenthaltsort von Shirona hinweisen können!
    Gevatter Tod hatte ihn vorher eingeholt.
    Der Totenschädel grinste höhnisch. Der Knochenmann hob die lange Sense aus dem Sattelschuh, ließ sie durch die Luft wirbeln und führte einen langen, wuchtigen Streich aus. Obgleich er noch versuchte, sich zur Seite zu rollen, hatte Phil Briggs keine Chance. Er entging der Sense nicht.
    Gellend schrie er auf.
    ***
    Es war längst dunkel geworden, als sie nicht mehr weiter kamen. Nicole hatte den Geländewagen mit allen nur möglichen Tricks vorwärts gebracht, und sie war eine sehr gute Fahrerin, aber nun ließ die Landschaft kein Weiterkommen mit dem Fahrzeug mehr zu. Im Lichtschein der Scheinwerfer zeigte sich vor ihnen ein Bayou, einer der Wasserläufe im Süden Louisianas, und rechts und links bildeten Mangroven einen derart dichten Vorhang, daß der Wagen nirgendwo eine Chance hatte, zur Seite durchzubrechen. Was hätte es auch genützt? Sie mußten hinüber. Unmißverständlich hatte Yves Cascal erklärt, daß es nur auf der anderen Seite des Bayou weiter ging.
    Sie waren ausgestiegen und starrten den Wasserlauf an. Selbst unter ihren Füßen gluckerte es leicht. Der Boden war weich und nachgiebig, allerdings nicht so sehr, daß sie im Morast versanken. Selbst der Geländewagen hatte seine Chance dort, wo er stand.
    Zamorra erinnerte sich an den Lastwagen, den sie in Baton Rouge gesehen hatten. An den braunen Truck mit der aufgemalten Flußlandschaft, dem nackten Mädchen, das auf einem Krokodil ritt. Unwillkürlich hielt er nach den Panzerechsen Ausschau, die meistens viel zu leicht mit treibenden Baumstämmen verwechselt werden konnten. Aber dieser Abschnitt des Gewässers und seiner Umgebung schien weder Alligatoren noch ihre Vettern, die Krokodile, zu beherbergen, die eigentlich in diesem Teil der Welt wenig zu suchen hatten. Indessen - wer von einem solchen Biest erwischt wurde, dem konnte es gleich sein, ob ihn ein Kroko, ein Alligator oder ein Kaiman fraß. Spitze Zähne und unersättlichen Hunger hatten sie alle.
    »Wir müssen irgendwie hinüber«, sagte Nicole.
    »Wir sollten einen Baum fällen«, schlug Cascal vor. »Einen möglichst großen. Der reicht vielleicht bis zur anderen Seite, und wir können darüber balancieren.«
    »Wir fällen keine Bäume«, sagte Zamorra entschieden. »Es reicht, wenn in den Tropen die Regenwälder sinnlos abgeholzt werden. Bäume sind Leben, und ich werde nicht zum Mörder an ihnen werden. Eines Tages werden wir auch noch den kleinsten Baumschößling, der nur ein paar Blättlein trägt, bitter nötig brauchen, um atmen zu können. Wir werden schwimmen.«
    »Und wenn uns die Gators fressen?« murrte Cascal.
    »Wir werden uns Schilder umhängen, auf denen steht: Ungenießbar, wenig schmackhaft. Dann lassen sie uns in Ruhe.«
    »Und wenn die Biester nicht lesen können? Oder ’ne Brille brauchen?« gab Cascal spöttisch zurück.
    Zamorra grinste. »Dann schwimmen Sie voraus, Ombre. Während die Viecher Sie zum Abendessen einladen, kommen wir durch. Außerdem hat Nicole eine Pistole.«
    »Gegen Alligatoren?«
    »Auf kurze Distanz reicht die Durchschlagskraft«, versicherte Nicole gelassen. »Wenn ich schon mal ausnahmsweise eine Waffe bei mir führe, dann sicher kein Spielzeug.«
    »Wie haben Sie das Ding durch die Kontrollen am Flughafen gekriegt?«
    »Gar nicht«, sagte Nicole. »Ich hab’s mir hier gekauft. Und jetzt los, oder wollen wir hier anwachsen?« Sie zog sich aus und rollte ihre Kleidung zu einem Bündel zusammen. Die beiden Männer folgten ihrem Beispiel. Zamorra schaltete die
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