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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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immer noch nicht los! Ich weiß nicht weiter! Warum habe ich mich nur darauf eingelassen? Warum habe ich dieses vertrackte Amulett nicht schon längst in den Mississippi geworfen?«
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, es zu verschenken, oder es auf unbegrenzte Zeit zu verleihen?«
    »Nein. Das will ich nicht«, sagte Cascal schroff und stapfte mit hängenden Schultern auf die Überreste der Hütte zu. Zamorra und Nicole folgten ihm langsam.
    »Ich versteh’s nicht«, sagte Nicole leise. »Wenn diese unsichtbare Spur ihn mit einer solchen Präzision hierher geführt hat, kann sie doch nicht einfach abreißen. Oder sie war von Anfang an falsch.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, gab Zamorra zurück. »Vielleicht haben sie nur irgendwie bemerkt, daß ihnen jemand auf den Pelz rücken will, und haben sich abgeschirmt.«
    »Vor uns, ihren Freunden?«
    »Sie werden ihre Gründe haben, wenngleich ich die wohl auch nicht verstehen kann«, sagte Zamorra. »Sehen wir uns einfach mal um, ja?«
    Sie taten es. Sie leuchteten mit ihren Taschenlampen die Lichtung aus und stocherten in der Asche des niedergebrannten Holzhauses. Alles deutete auf gezielte Brandstiftung hin. Jemand hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, Spuren zu verwischen, aber dennoch waren einige Reste zurückgeblieben. Reste von Büchern, von Kleidungsstücken, von technischen Geräten…
    »Schau dir das an«, sagte Zamorra und hob ein angeschmortes Buch aus der Asche. Er leuchtete es an. »Ein Lehrbuch über Physik. Ziemlich später Jahrgang. Da hat man Julian wohl eine Privatausbildung geben wollen und sich schon für die nächsten zwanzig Jahre im voraus eingedeckt. So einen Unverstand hätte ich Rob allerdings nicht zugetraut.«
    »Hier ist ein Pfad«, hörten sie Cascals Stimme.
    Zamorra ließ das Buch in die Asche zurückfallen. Nicole und er näherten sich dem Neger.
    »Hier ist ein Dschungelpfad, oder so etwas ähnliches«, sagte Cascal. »Allerdings nur wenig benutzt. Doch die letzte Benutzung liegt noch nicht lange zurück.«
    Er leuchtete einige angeknickte Zweige an. Niedergetretenes Gras hatte sich zwar schon wieder aufgerichtet, aber mit etwas Fantasie und gutem Willen konnte man annehmen, daß es hier tatsächlich eine Art Weg durch das Unterholz gab.
    »Wie haben Sie das entdeckt?« fragte Zamorra. Er wußte mit Bestimmtheit, daß ihm der schmale Pfad nicht aufgefallen wäre. Nicht einmal bei Tageslicht.
    »Ich bin der Schatten«, sagte Ombre. »Ich lebe mit den Schatten der Nacht, sie sind mein Element. Ich finde auch die verborgenen Wege. Glauben Sie, daß uns dieser Pfad weiter führt?«
    »Spüren Sie denn nichts?« wollte Zamorra wissen.
    Cascal zuckte mit den Schultern.
    »Wir sehen nach, was sich am Ende dieses Wegs befindet«, sagte Zamorra. Er ließ Cascal den Vortritt, weil der einen besseren Blick dafür hatte, diesen Pfad nicht zu verlieren.
    Sie waren rund zehn Minuten weit gegangen, und Zamorra wollte schon fast zum Rückzug blasen, weil er keinen Sinn mehr darin sah, aufs Geratewohl durch den nächtlichen Urwald zu stapfen, als Cascal stehenblieb.
    Zamorra wäre fast gegen ihn geprallt.
    Verblüfft starrte er das än, was sich ihnen im Licht der Taschenlampe zeigte, und er glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen.
    Das hatte er nicht erwartet!
    ***
    Stygia spürte, daß der Moment der Entscheidung näher rückte. Der Skelett-Krieger, den Leonardo ihr zur Verfügung gestellt hatte, hatte seine Aufgabe erfüllt und den alten Trapper tödlich verletzt. Das Telepathenkind mußte darauf aufmerksam geworden sein, was sich da in seiner unmittelbaren Nähe abspielte. Und auch der Trapper hatte getan, was ihm befohlen war.
    Was aus seiner Seele nun wurde, interessierte Stygia nicht. Ob sie tatsächlich frei wurde, oder ob es über den Teufelspakt, der nun quitt war, hinaus noch Gründe für eine Höllenfahrt des Phil Briggs gab, ging sie nichts an.
    Briggs’ Körper war nun tot. Damit begann das Dämonenblut auf der »Freilassungsurkunde« zu wirken. Es zersetzte zunächst das Papier. Dann ging der Zersetzungsprozeß weiter und griff auf den Körper des Toten über. Erst, als nichts mehr von ihm übrig war als ein Fleck geschmolzenen Schnees, der bald zu einer Eisplatte gefror, endete der unheimliche Vorgang.
    Doch davon bekam das Telepathenkind nichts mehr mit.
    Es war fast schon in Quinhagak…
    ***
    Shirona!
    Es hatte Julian wie ein Blitzschlag getroffen. Mit allem möglichen hatte er gerechnet, nicht aber
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