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0446 - Höllenfrost

0446 - Höllenfrost

Titel: 0446 - Höllenfrost
Autoren: Werner Kurt Giesa
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damit, hier wieder auf Shirona zu treffen. Doch die Worte des Sterbenden waren eindeutig gewesen.
    Shirona wartete am Ende der Spur!
    Nur kurze Zeit rang Julian mit sich. Sein Verstand sagte ihm, daß er sich schleunigst zurückziehen und die anderen warnen sollte, daß sie alle hier auch nicht sicherer waren als in ihrem alten Versteck. Denn daß Shirona hier war, konnte kein Zufall sein.
    Wie hatte sie ihn wieder gefunden?
    Wie war sie überhaupt neulich in seinen Traum geraten? In die Welt, die er selbst durch die Kraft seiner Vorstellung aus dem Nichts erschaffen hatte, um sich darin körperlich zu bewegen und sie zu steuern?
    Wer war Shirona? Wieso hatte sie sich ihm mit dem Gesicht seiner Mutter gezeigt? Woher kannte sie dieses Gesicht?
    Er durchschaute die Zusammenhänge nicht.
    Er wußte nicht, daß es etwas gab, das Energie sammelte, die bei der Benutzung der ersten fünf Amulette freigesetzt wurde. Dieses Etwas, das Werdende, hatte in Gestalt der Person Shirona eine Materialisation geschaffen. Es war eine Dreiecksverbindung, die mit Yves Cascal zusammenhing, dem Träger des sechsten Amuletts - und mit dem unsichtbaren Band, das Cascal und Julian miteinander verknüpfte, ohne daß es beiden bewußt war.
    Von alledem wußte Julian nichts. Ihn packte nur die brennende Neugier, und so ließ er den Toten zurück. Für ihn konnte er ohnehin nichts mehr tun; die Kälte würde ihn konservieren. Nach seiner Rückkehr wollte er ihn begraben. Er ahnte ja nicht, daß er nichts mehr vorfinden würde, weil Schwarze Magie den Leichnam beseitigte. Jetzt jedenfalls war es für ihn wichtig, Shirona zu finden und sie zur Rede zu stellen.
    Er schwebte wieder.
    Er folgte der Spur des Trappers und des Todesreiters, die irgendwann aufhörte, wo der Skelett-Krieger mit seinem Pferd aus dem Nichts erschienen war. Schon bald tauchte Quinhagak vor Julian auf.
    Das Gasthaus zu finden, in welchem Shirona auf ihn wartete, war für ihn nicht schwer.
    Er brauchte nur das einzige hell erleuchtete Fenster anzusteuern - und sich hinein zu wünschen.
    Augenblicke später war er am Ziel und stand der Frau gegenüber, die ihn hergelockt hatte.
    ***
    »Was zum Teufel ist das?« fragte Yves Cascal. »Solche Blumen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.«
    »Vorsicht«, warnte Zamorra. »Treten Sie nicht zwischen die Blüten. Und falls ja, dann denken Sie nicht an ein bestimmtes Ziel.«
    »Was soll das heißen?«
    »Diese Blumen«, sagte Zamorra, »sind eine Art pflanzliches Weltentor. Mit ihnen kann man über große Entfernungen reisen.« Er erinnerte sich daran, wie Nicole und er es zum ersten Mal mit diesen Blumen zu tun bekommen hatten, die je nach Blickwinkel und Lichteinfall in allen Regenbogenfarben schimmernd und dabei wie überdimensionale, fast menschengroße Blütenkelche fleischfressender Pflanzen geformt waren. In den weitgehend unerforschten Kellerbereichen von Château Montagne, in die sich kaum jemals ein Mensch begab, wuchsen sie.
    In Ted Ewigks Haus in Rom wuchsen sie. In einer anderen Dimension gab es sie, in der der Dunkle Lord sein Unwesen getrieben und schließlich unschädlich gemacht worden war. [5]
    Wer sich zwischen diese Blumen stellte und konzentriert an seine gewünschte Zielumgebung dachte, fand sich alsbald in derselben wieder -sofern sich dort ebenfalls diese Regenbogenblumen befanden, welche ihn in Empfang nehmen konnten. Es war ein wundersames, fantastisches Transportsystem. Bisher kannte Zamorra nur jene drei Orte, an denen die Transmitterblumen blühten. Dies hier war der vierte.
    Er war überaus verblüfft.
    Aber nun wurde ihm klar, welchen Weg die Flüchtigen genommen hatten, um zu verschwinden. Vermutlich hatten sie sich auch auf diesem Wege Lebensmittel, Kleidung und alles andere besorgt, was sie brauchten. Es war nicht anzunehmen, daß sie in der ehemaligen Blockhütte riesige Vorräte gehortet hatten, und noch weniger, daß sie sich für jede Kleinigkeit, die zu beschaffen war, einen Weg durch das dichte Gehölz gebahnt hatten.
    »Dieser verflixte Geheimniskrämer«, murmelte Zamorra. »Er muß doch diese Blumen schon wesentlich länger kennen als wir, hat aber nie etwas darüber erwähnt…«
    »Vielleicht hat er sie erst durch Zufall entdeckt«, gab Nicole zu bedenken.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »So werden wir die Freunde jedenfalls finden«, sagte er. »Kommen Sie, Ombre. Wir fassen uns bei den Händen und stellen damit einen Körperkontakt her. Das erleichtert den Übergang.«
    »Und
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