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0443 - Einer hat den Mord gefilmt

0443 - Einer hat den Mord gefilmt

Titel: 0443 - Einer hat den Mord gefilmt
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»Richten wir uns genau nach den Anweisungen des Chefs! Immer nach Vorschrift! Das hat er gern!«
    Die Tür der Dunkelkammer besaß einen Innenriegel. Sander hatte ihn anbringen lassen, nachdem Jill, als sie laufen gelernt hatte, zweimal unvermutet auf der Suche nach ihrem Vater in die Dunkelkammer eingedrungen war und der Lichteinfall die Filme verdorben hatte.
    Frosky schob den Riegel vor. Jill benutzte die Gelegenheit und floh an die Seite ihrer Mutter. Frosky sah es, als er sich umdrehte.
    Evelyn fürchtete, er würde das Kind mit Gewalt wegreißen, aber das Teiggesicht verbreiterte sein Grinsen noch um ein paar Zoll.
    Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und begann mit dem Messer an seinen abgekauten Nägeln zu schaben.
    Evelyn hielt den Atem an. Unter Anspannung aller Sinne lauschte sie nach draußen. John mußte ihre Warnung verstanden haben. Mit Entsetzen erfüllte sie der Gedanke, John könnte, statt die Polizei zu alarmieren, unüberlegt in seinen Wagen gesprungen und hergekommen sein.
    Trotz aller Anspannung vermochte die Frau nichts zu hören. Die Dunkelkammer lag zu weit von der Garage entfernt. Außerdem raschelten bei der geringsten Bewegung die Filme auf dem Fußboden.
    Die Zeit schien Evelyn unerträglich langsam zu vertröpfeln. Längst mußte jenseits der Tür die Entscheidung gefallen sein. Sie blickte Frosky an, aber der hatte sich ganz in die Behandlung seiner Nägel vertieft. Er spürte offenbar nicht, daß Black schon zu lange fort war.
    Dann zuckte Evelyn zusammen. Frosky hob mit einem Ruck den Kopf. »War das ein Schrei?«
    Die Frau rang nach Luft. »Ich… ich habe nichts gehört«, stieß sie hervor. Mit einer wütenden Geste befahl Frosky ihr zu schweigen. Er schob den Kopf vor. Jetzt lauschte auch er.
    ***
    Meine Fäuste krallten sich in Blacks Jackenaufschläge, während Phil die Arme des Gangsters umklammert hielt. »Wo sind die Frau und das Kind?«
    »In der Dunkelkammer!« antwortete Black. Seine Stimme klang ganz ruhig. »Die Tür ist von innen verschlossen. Spencer hat den Befehl, nur mir zu öffnen.«
    Ich spürte die ganze Qual der Wahl. Bei jedem anderen Gorilla hätte ich ein paar Handschellen angelegt, hätte ihn eine Meile von der Tür entfernt gehalten und wäre selbst hineingegangen, um dem Gangster zu erklären, daß das Spiel aus und die Partie verloren sei.
    Von hundert Gorillas geben neunundneunzig auf, wenn der Boß sich in den Händen der Polizei befindet. Sie sehen keinen Sinn darin, den Hals für einen Mann zu riskieren, der nicht mehr zahlen kann.
    Leider bestand die Gefahr, daß Spencer Frosky der eine von hundert Gangstern war, der anders als die Masse reagierte. Ich fürchtete, daß er, wenn er sich in der Falle sah, zu toben beginnen würde.
    »Ich werde euch helfen«, sagte Black in meine Überlegungen hinein. Ich bohrte meinen Blick in seine Augen, aber die Augen verrieten nichts.
    Er spürte mein Mißtrauen. Ein kurzes Lächeln verzerrte seine Lippen. »Was sollte es jetzt noch für einen Sinn haben, Spencer von der Kette zu lassen?«
    »Also gut! Du wirst Frosky befehlen, die Tür zu öffnen?«
    »Ja!« entgegnete er knapp.
    Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen, nickte Phil zu, der genauso verfuhr. Phil wechselte den Griff. Er hielt jetzt nur noch einen Arm Blacks. Ich ging voran. Durch den Gang erreichten wir die Diele.
    Ich sah Black fragend an. Mit einer Kopfbewegung wies er auf eine der geschlossenen Türen. Wir gingen hin. Nur Richard Blacks Schritte waren zu hören. In zwei Schritt Abstand blieben wir vor der Tür stehen.
    Ich hielt die rechte Faust geballt. Ich starrte Richard Black an und nickte ihm zu. Wie in einer Großaufnahme sah ich jede Einzelheit. Sein Mund öffnete sich.
    Die Zunge leckte über die trockenen Lippen. Seine Wimpern zuckten. Dann schrie er:
    »Spen, die Bullen…!«
    ***
    Jetzt hörte Evelyn Schritte… die Schritte eines einzelnen Mannes. Sie hatte das Dröhnen von Polizeistiefeln erwartet. Wie eisige Kälte hauchte sie die Gewißheit an, daß Jill und sie verloren waren.
    Froskys Gesicht entspannte sich. Er nahm den Kopf zurück und richtete sich auf. Seine Hand griff nach dem Riegel.
    Die Schritte stoppten vor der Tür. Für die Dauer eines Herzschlages war absolute Stille.
    Blacks Schrei zerriß sie: »Spen, die Bullen…!«
    Froskys schlaffe Gestalt spannte sich unter dem Schrei, als habe er einen Elektroschock erhalten. Er riß den Mund auf, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Er warf sich so heftig herum,
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