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0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
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Hand, und ich sah in der Rechten eine kleine Pistole, wahrscheinlich einen 22er Derringer. »Come on«, zischte der Kerl mir zu, »es hat lange genug gedauert.« Schnell legte er wieder die linke Hand auf die kleine Waffe, damit die Passanten von der Szene nichts mitbekamen.
    Es wäre wahrscheinlich eine Kleinigkeit gewesen, den Mann hereinzulegen. Ich hätte nur näher an ihn heranzugehen brauchen, mich unmittelbar vor ihm plötzlich bücken müssen, um ihm dann die rechte Hand festzuhalten, so daß er in meine Richtung nicht schießen konnte.
    Aber ich wollte nicht. Ich wollte wissen, wer so ein großes Interesse an mir hatte. Oder vielmehr an Dantos Millionen. Ich machte also nicht den geringsten Versuch, mich zu wehren. Schön brav ging ich auf die rechte Tür des Straßenkreuzers zu. Der Mann öffnete die Tür und rückte vorsichtig zurück zum Fahrersitz. Ich setzte mich.
    Mit seiner linken Hand durchsuchte er mich nach Waffen. Ich war froh, daß ich die Smith and Wesson im Hotel gelassen hatte, weil ich gedacht hatte, daß sich wahrscheinlich sowieso keine Gelegenheit böte, sie zu benutzen.
    Auch ein G-man kann sich irren.
    Er fand nichts. Das schien ihn zu beruhigen. Der Kerl legte den Derringer in die linke Hand und hielt die Mündung in meine Richtung. Mit der rechten Hand steuerte er den schweren Wagen. Anfänger, dachte ich, wenn ich aus dieser Lage herauskommen will, bereitet es fast keine Schwierigkeiten.
    Wenn Dantos Syndikat wirklich keine besseren und cleveren Leute hatte, tat er wirklich gut daran, einen G-man als Schatzsucher einzuspannen. Oder war der Knabe nicht vom Syndikat? Dann wurde es noch verwirrender.
    Der Kerl hätte rpir zumindest die Straßennamen sagen können, denn ich wollte ja schließlich meine Frisco-Kenntnisse erweitern. Aber er nahm keine Rücksicht auf meinen Lerneifer. Meine schüchternen Versuche, aus ihm etwas herauszubekommen, scheiterten an seiner Starrköpfigkeit.
    Die Fahrt dauerte etwa zwanzig Minuten. Natürlich hätte sich beim Aussteigen wieder eine Möglichkeit ergeben, die Szene unter umgekehrten Vorzeichen weiterzuspielen, aber ich harrte geduldig der Dinge, die da kommen würden.
    »Voran, aber keine falsche Bewegung«, zischte mein Freund und drückte mich eine ausgetretene Steinstufe hinauf, die zu einem einsam stehenden Haus führte. Die Gegend war nicht gerade vornehm zu nennen. Wir befanden uns offenbar in der Bannmeile Friscos. Aus nicht allzu weiter Entfernung — es waren vielleicht zwei Meilen, schätzte ich — hörte ich noch das geschäftige Treiben des Welthafens. Fast unaufhörlich tuteten Schiffssirenen, pfiffen Lokomotiven, signalisierten Kräne. Häfen gleichen sich in aller Welt. Die Geräusche demonstrieren das pulsierende Leben, sie sind universal, in Hamburg, Hongkong, Frisco und New York.
    Mein Chauffeur, den man ohne Übertreibung für einen Trappisten halten konnte, jedenfalls was seine Stimmbänder anging, schob mich im Hausflur eine Treppe hinunter. Unten angekommen — ständig spürte ich den Druck des Derringers auf meinem Rücken — öffnete er eine Tür und drückte mich in den Raum.
    Es war ein stattliches Zimmer. Es hatte etwa dreißig Quadratyard und diente offenbar als Wohn-Arbeitszimmer. Leder herrschte vor. Und Schwarz. Der Schwarzhaarige hinter mir, der den anthrazitfarbenen Anzug trug, schien seine Lieblingsfarbe nirgendwo verheimlichen zu können.
    Aber zunächst sah ich schwarz für mich.
    Denn mitten im Zimmer, auf einem hellgrauen, modern gemusterten Teppich, stand ein Typ, dem die Brutalität im Gesicht geschrieben stand. Die Backenknochen waren hart markiert, die rechte Gesichtshälfte wurde von einer häßlichen, rotschimmernden Narbe beherrscht. Die Augen, unter buschigen, langgezogenen Brauen, lagen tief in den Höhlen. Ihre Farbe war nicht auf Anhieb zu erkennen, irgend etwas zwischen grau und grün.
    Diese Augen musterten mich ausgiebig. Der Gesichtsausdruck des Mannes hatte sich seit meinem Eintreten nicht verändert. Es schien mir unmöglich, ihn einmal ladien zu sehen.
    Drei Schritte trennten uns. Der Mann überbrückte diese Entfernung, trat dicht an mich heran und sagte mit einer Stimme, die außergewöhnlich hart und schneidend klang: »Was haben Sie in San Francisco getan?«
    Dem Dialekt nach mußte der Mann aus dem Osten kommen. Jedenfalls sprach er nicht in der kalifornischen Tonart.
    »Ich hätte mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt gern noch etwas angesehen«, sagte ich, »aber Ihr Freund hatte
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