Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle

Titel: 0440 - Mein Boß saß in der Todeszelle
Autoren:
Vom Netzwerk:
Für mich hat ein Handschlag viel Bedeutung. Man kann von ihm auf die Person schließen. Nicht, daß ich über Sie noch, etwas wissen müßte. Sie haben es mir ja gegeben.«
    »Wäre ich es nicht gewesen, hätte es ein anderer G-man getan. Einmal erwischen wir euch alle, Danto. Manchmal dauert es nur ein bißchen länger, häufig erzielt ihr Teilerfolge. Aber immer werdet ihr letzten Endes doch erwischt.«
    Danto schaute auf seine Füße. Fast sah es so aus, als schämte er sich, als wäre er von seinem Lehrer oder von seinem Vater gescholten worden. Ich hörte, daß er irgend etwas murmelte. Es klang wie »okay«.
    »Sie haben sehr viel von Ihrer gefürchteten Härte verloren«, sagte ich. »Ihr Gesicht sieht fast friedlich aus. Wenn ich nicht wüßte, daß Alberto Danto das Schreckgespenst von Alaska bis Florida, von Kalifornien bis New York war, würde ich annehmen, er wäre aus Versehen in diese Zelle geraten.«
    »Nicht wahr?« Er schaute mich an und lachte wieder. Er schien stolz auf sein zartes Benehmen geworden zu sein. »Sie sind alle überrascht, Cotton, können Sie das verstehen?«
    »Ja«, antwortete ich. »Sie haben einen Mann umgebracht, weil er Sie ausgeschimpft hat. Mit ihren nackten Händen haben Sie ihn ermordet.«
    »Okay, okay, Cotton!« unterbrach mich Danto fast mit zerknirschter Stimme. »Das ist jetzt vorbei, oder? In zwei Tagen bezahle ich dafür. In genau achtundvierzig Stunden.«
    »In der Gerichtsverhandlung haben Sie nur ein fadenscheiniges Motiv angegeben, warum Sie den Mann umgebracht haben. Was steckte wirklich dahinter?«
    »Nicht viel, Cotton. Das Syndikat schickte zwei Männer, um den Kerl fertigzumachen. Dreimal versagten sie. Dann bin ich gefahren. Ich begegnete ihm in einer Nachtbar, und da passierte es.«
    »Aber für Sie war das Selbstmord, Danto.«
    »Ich bin nie der Typ gewesen, der kleine Fehler macht, Cotton.«
    »Okay, Danto. Warum bin ich hier? Was sollte ich hier?«
    Er sah mir ins Gesicht. Konnte ein Mensch sich so verändern? Ich hatte Dantos Augen noch in Erinnerung. Damals waren sie blutunterlaufen, eins war geschwollen. Kalte Mordgier hatte in ihnen gestanden.
    Und jetzt? Die landläufige Bemerkung »Er sieht nicht aus wie ein Mörder« traf auf Danto zu. Hundertprozentig.
    »Ich habe einen Bruder«, begann Danto. »Manfredo. Er heißt nicht mehr Danto, sondern Costella.«
    »Das ist seltsam«, sagte ich. »Ich dachte, in euren Kreisen legt man Wert auf große Vorbilder, besonders wenn sie aus derselben Familie kommen.«
    Danto sah wieder auf den Fußboden. »Manfredo schämte sich des Namens und aller Bedeutung, die der Name später gewann«, sprach der Mann fast im Flüsterton. »Er wollte nicht einmal das Geld haben, das ich ihm angeboten habe.«
    »Geld?«
    Er zögerte. »Das Geld von den Rackets. Ich habe ihm einen Teil davon angeboten. Aber er sagte, es klebe Blut daran, und er fände andere Wege, um den Leuten zu helfen.«
    »Ich verstehe nicht, Danto…«
    »Mein Bruder hat eine private Mission in New York. In der Bowery. ›The Kindred Souls Mission‹ heißt sie.«
    Ich pfiff durch die Zähne.
    Danto sah mir wieder in die Augen. »Ich traue Ihnen, Cotton. Ich habe schon viel von Ihnen gehört, bevor wir uns persönlich kennenlernten. Und ich habe immer wieder sagen hören: Mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Well, Cotton, so einen Mann brauche ich. Der keine Angst hat. Der nicht in die Hosen macht, wenn es heiß wird.«
    »An diesen Burschen wird es doch in Ihrer Organisation nicht mangeln, Danto! Oder hat das Syndikat Nachwuchsschwierigkeiten?«
    »Ich kann ihnen nicht trauen, Cotton. Außerdem bin ich Junggeselle. Mein Geld geht somit automatisch in die Hände des Syndikats über.«
    »Das Geld, das Sie beiseitegeschafft haben?«
    »Geld, das mir gehört. Das ich bei Wetten gewonnen und von meinem Onkel geerbt habe, das also rechtmäßig mir gehört. Ich kenne euch G-men doch. Wenn es heißes Geld wäre, hätte ich mit Ihnen nicht ins Geschäft kommen können, Cotton. Aber erkundigen Sie sich beim Finanzamt, wenn Sie wollen.«
    »Okay, Danto. Ich sehe immer noch nicht, was ich damit zu tun habe.«
    Daß Danto Geld geerbt hatte, war mir bekannt.
    »Sie sollen das Geld zu meinem Bruder bringen, Cotton. Sie sind aus dem Holz geschnitzt, aus dem der Mann sein muß, der diesen Job übernimmt.«
    »Will Ihr Bruder denn jetzt das Geld annehmen?«
    »Ja. Er sieht es als eine Art Vermächtnis, als meinen Letzten Willen an, deshalb wird er es nehmen.«
    »Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher