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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte
Autoren: Edgar Wallace
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es auch gar nicht wagen -«
    Dann fiel ihr Blick auf seinen Briefumschlag, und sie runzelte die Stirn.
    »Wenn er mir die Pfeife zurückgeschickt hat, die ich ihm zum letzten Weihnachtsfest schenkte, dann soll er etwas erleben!« Sie riß das Papier auf und holte tief Atem. »Ach, wie wundervoll! Aber das hätte er doch nicht tun sollen! Das sieht ihm wieder ganz ähnlich, Papa. Er hat einen so feinen Geschmack!«
    Mr. Revel sah auf das kleine Preisschildchen, das Ferdie nicht abgenommen hatte, und rechnete dann schnell aus, wieviel zehn Prozent von fünfundneunzig Pfund ausmachten.
    »Um Himmels willen!«
    Poggy sah, daß ihre Lippen bleich wurden. Ohne noch ein Wort zu sagen, schob sie ihm den Brief zu.
    »Ach, das ist doch alles Blödsinn«, sagte Poggy brutal. »Der hat sich doch nur, dem geht es gut. Denken Sie nur ja nicht... Ach, das ist ja zum Lachen! Solche Witze hat er früher auch schon gemacht.«
    »Wenn Ferdie sagt, daß er etwas tun will, dann tut er es auch«, erklärte sie bestimmt.
    »Was sagst du, mein Liebling?«
    Mr. Revel setzte den Klemmer gerade auf.
    »Ferdie hat vielleicht Selbstmord verübt!« sagte sie atemlos.
    »Aber das wäre ja furchtbar«, entgegnete Mr. Revel und nahm den Klemmer wieder ab. Er fragte nicht weiter; schon den ganzen Tag hatte er das Gefühl gehabt, daß es einen interessanten Abend geben würde.
    »Ach, Quatsch!« rief Poggy erregt. »Und was fällt dem Jungen ein, meine Verse abzuschreiben! Wo werde ich ruhn in dieser Nacht! Das ist ja direkt ein Plagiat!«
    Letty holte tief Atem. Ja, es gab noch ritterliche Charaktere!
    »Wo mag er jetzt nur sein?«
    Der Autor von »Wo werde ich ruhn in dieser Nacht?« lächelte verächtlich.
    »Ich weiß einen neuen Witz«, begann er dann. »Ein Südamerikaner fragt einmal einen Iren -«
    »Ach, lassen Sie doch Ihre dummen Witze, die Sie aus Ulkblättern ausschneiden«, erwiderte sie eisig. »Ich habe sie etwas ganz anderes gefragt.«
    »Sie haben mich gefragt, wo er ist«, entgegnete der Komponist etwas beleidigt. »Das kann ich Ihnen leicht sagen. Der sitzt in seiner Wohnung und spielt die gekränkte Leberwurst. Ich gehe die höchste Wette darauf ein. Es ist eigentlich ein Skandal, daß er alle Leute so in Aufregung bringt.«
    Erregt erhob er sich.
    »Ich gehe hin und hole ihn! Mit meinen bloßen Händen werde ich ihn aus seinem Versteck herauszerren! Mir kann er nichts vormachen. Mein Freund Cruthers hat eine Wohnung in derselben Etage. Warten Sie nur, ich werde bald mit ihm zurückkommen.«
    Damit eilte er aus dem Zimmer. Mr. Revel hatte nicht recht zugehört und fuhr aus seinen Träumen auf.
    »Ja, und dann wird noch eine Totenschau abgehalten werden müssen«, sagte er und schaute zur Decke hinauf. »Nur ein Glück, daß ich nicht als Zeuge auftreten muß.«
    Sie sah ihren Vater schmerzlich an.
    »Aber Papa, wie kannst du so etwas sagen! Ferdie war so bescheiden, niemand hat er sich aufgedrängt. Der würde doch niemals zugeben, daß man dich mit dergleichen belästigt!«
    Mr. Cruthers, Poggys guter Freund und Schulkamerad, kleidete sich gerade zum Abendessen um, als ihm Poggy gemeldet wurde. Für gewöhnlich stand er früh auf, aber heute war kein Rennen, und es erschienen auch keine Zeitungen. Infolgedessen gab es auch keinen Skandal in der Welt, und Mr. Cruthers hatte ruhig und bequem bis sieben Uhr abends durchgeschlafen.
    »Nein, Ferdie habe ich nicht gesehen. Sein Diener sagte mir, daß er verreist sei. Seit gestern abend hat man ihn nicht mehr gesehen.«
    »Und das glaubst du? Der sitzt doch nur zu Hause und brummt. Seine einzige Beschäftigung ist ja, daß er übelnimmt. Ich habe an seine Tür geklopft, aber er hat nicht einmal geantwortet. Selbstverständlich wird er sich hüten, mir die Wohnungstür aufzumachen, aber ich werde dir etwas sagen. Ich steige aus deinem Fenster, klettere die Feuerleiter entlang und überzeuge mich einmal persönlich.«
    »Also, mach das Fenster jetzt nicht auf, das zieht - und ich ziehe mir gerade die Unterhosen an. Du wirst doch wohl so lange warten können. Ich erkälte mich sonst.«
    Poggy setzte sich mit verschränkten Armen auf einen Stuhl und machte ein Gesicht wie Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz.
    »Ich kann natürlich warten«, erklärte er stolz.
    Erst als sein Freund beinahe angekleidet war, öffnete er das Fenster und kletterte an der Feuerleiter entlang. Das Fenster zu Ferdies Schlafzimmer stand oben offen. Schnell stieg er auf die äußerste Fensterbank, faßte mit dem
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