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044 - Die Millionengeschichte

044 - Die Millionengeschichte

Titel: 044 - Die Millionengeschichte
Autoren: Edgar Wallace
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durch die Nase.
    »Oh, haben Sie sich erkältet?« Stephen konnte sehr fürsorglich und väterlich sein.
    »Nein, ich habe mich nicht erkältet! - Weihnachten! Löschen Sie das Feuer aus! Schließen Sie Brot und Butter fort! Tun Sie es ja, Stephen. Und wenn ein Bettler kommt, soll er nichts erhalten. Ihr Gehalt werde ich heruntersetzen - ich brauche Sie übrigens gar nicht mehr, nächste Woche können Sie gehen!«
    Es schmerzte Ferdie, durch die Nase zu lachen; es war so, als ob es ihm nach Champagner aufstieße und sich die Luftblasen auf dem falschen Weg entfernen wollten, aber trotzdem lachte er. Stephen ging zu dem Dienstbotenraum zurück. »Nobbins«, sagte er ernst, »wir wollen zusammen für unseren Herrn beten.«
    »Ja, wenn es nicht zu lange dauert.«
    Und so saß Ferdie in dumpfer Verzweiflung, während Stunde um Stunde verging. Um Mitternacht riß er das kleine Päckchen in dem Silberpapier an sich, zog die Schleife auf und wurde dann nachdenklich. Sorgsam glättete er das Silberpapier und drückte auf den Knopf des kleinen Etuis. Glitzernd und glänzend lag ein großer Diamant an einer Platinkette vor ihm auf dem blauen Plüsch. Das Ding hatte viel Geld gekostet. Und was würde Letty ihm auch schon dafür geschenkt haben? Höchstens eine Zigarettenspitze, einen Spazierstock oder einen Manikürkasten. Nun, das konnte sie jetzt Poggy schenken! Er biß die Zähne aufeinander, daß sie knirschten. Letty würde auch enttäuscht sein, wenn sie kein Geschenk bekäme. Aber nein, so durfte er nicht denken. Er mußte größer sein, erhaben über Kleinlichkeiten. Er mußte ihr das Geschenk noch zusenden und dann gehen. - Leise fortgehen! Wohin, wußte er selbst noch nicht. In irgendeine fremde, ferne Stadt, wo ihn niemand vermutete.
    Aber wer würde sich dann noch um ihn kümmern? Er runzelte die Stirn. Stephen würde ihn sicher vergessen und bald einen neuen Herrn finden. Der Steuereinnehmer würde ihn schließlich auch vermissen, und das Finanzamt würde dann an seinen Rechtsanwalt schreiben. Und Letty...? Die würde kaltherzig durchs Leben gehen. Sie wußte nicht, was sie an ihm verloren hatte. Ja, sie würde sich die Seiten vor Lachen halten, wenn ihr dieser Komponist, dieser Musiker, dieser gemeine Poggy einen abgedroschenen Witz erzählte, dieser blöde Kerl mit dem Affengesicht!
    Stephen klopfte wieder an die Tür. »Wann wünschen Sie morgen den Tee?« Ferdie biß sich auf die Lippen.
    »Es ist möglich, daß ich morgen früh gar keinen Tee trinken mag, Stephen. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Vielleicht reise ich weit fort. Kümmern Sie sich nicht um mich. Hüten Sie die Wohnung. Mein Rechtsanwalt wird Ihnen das Gehalt weiterzahlen.«
    »Darf ich Ihnen die Post nachschicken?«
    Ferdie seufzte vor Ungeduld.
    »Ich bin wahrscheinlich längst tot, wenn die mich erreicht!«
    »Sehr wohl. Gute Nacht, und ein frohes... Gute Nacht.«
    Auf den Mann hatte er wenigstens Eindruck gemacht, das mußte Ferdie feststellen. Aber auf andere Leute würde er auch Eindruck machen. Er nahm das Kursbuch aus dem Bücherschrank und sah nach, wann der erste Zug nach Bournemouth fuhr.
    Aber vor allem, er mußte das Päckchen für Letty noch zurechtmachen. Er mußte ihr auch etwas schreiben, nur ganz kurz selbstverständlich, aber sehr höflich - aber nicht zu höflich, nein, wegzuwerfen brauchte er sich nicht. »In treuer Freundschaft, Ferdinand Stevington.« Oder: »Indem ich ein frohes Weihnachtsfest wünsche« - nein, das wäre doch zu kalt.
    Er griff nach einem Briefbogen und seinem Füllfederhalter.
    »Meine liebe Letty«, begann er, aber dann nahm er schon ein neues Blatt, da er zu schlecht geschrieben hatte. »Meine liebe, gute Letty«, begann er wieder. Weg damit!
    »Meine teure Freundin! Diese Kleinigkeit« - ursprünglich hatte er schreiben wollen »diese teure Kleinigkeit«, aber das ging doch nicht gut - »sende ich Dir mit meinen besten Wünschen... «
    Er durfte sie unter keinen Umständen fühlen lassen, daß sie an allem schuld war. Ritterlich mußte er sein.
    »Ich fürchte, ich habe mich Dir gegenüber sehr grob benommen - verzeih mir! ! Ich mache eine weite Reise, und es wäre möglich, daß wir uns nicht wieder treffen -«
    Er hielt inne und überlegte sich, ob er schreiben sollte »für einige Tage«. Aber dann kam er zu dem Schluß, daß es besser wäre, nichts Genaues über die Reise mitzuteilen. Es wäre auch zu grausam gewesen, falsche Hoffnungen zu erwecken.
    »Ich habe Deinen Ring in einem
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