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044 - Die Blutsauger von Tahiti

044 - Die Blutsauger von Tahiti

Titel: 044 - Die Blutsauger von Tahiti
Autoren: Larry Brent
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und einzigen Stadt der Insel.
    Die meisten
Eingeborenen hatten ihre Stände auf dem Markt abgebaut. Wer an diesem Vormittag
gut verdient hatte, hockte sich in eines der zahlreichen Cafés am
Markt und trank ausgiebig Hinano , bis der Verdienst
im Eimer war.
    Holloway und Saluta verbrachten die Mittagszeit in einer Bar. Ein
Lautsprecherwagen fuhr vorbei und gab den Bewohnern Papeetes bekannt, daß ein
Teil des Strandes wegen dringender wissenschaftlicher Untersuchungen für die
nächsten Tage gesperrt sei. Die Einwohner und Touristen sollten unbedingt die
Hinweise der Polizei beachten.
    »Das ist
wegen Eve«, bemerkte Saluta rauh.
    »Wie kommst
du darauf ?« wollte der Pop-Sänger wissen.
    »Die Quallen
- die Burschen hier stehen vor einem Rätsel, weshalb die Quallen Menschen
anfallen. Und was für Viecher! Ich habe nie zuvor in meinem Leben solche
überdimensionalen Exemplare gesehen. Und sie verhalten sich wie Blutegel...«
    Saluta zeigte mit
den Händen, wie groß die schleimigen Wesen waren, die den Körper der toten Eve
Sanders bedeckten. Quallen, größer als eine Suppenschüssel ...
    Saluta wollte den
Rest des Nachmittags verschlafen. Mit einem Taxi fuhren sie ins Hotel zurück.
Holloway lebte in einer anderen Unterkunft, nahe der Lagune, in der immer ein
Dutzend Jachten aus aller Welt vor Anker lagen.
    »Ich bin zum
Nachmittagstee bei Lafayette eingeladen. Ich sehe mich dort mal um. Wir treffen
uns dann gegen abend , wie abgesprochen .«
    »Viel Spaß!«
Wie ein gebrochener Mann verschwand Saluta hinter dem
Glasportal des klimatisierten Hotels. Er achtete nicht auf den Alten, der nur
etwa dreißig Meter von ihm entfernt auf der Bordsteinkante saß, um selbstgezeichnete
Ansichten von Tahiti und den umliegenden Inseln oder Stimmungsbilder von Sonnenauf - und -Untergängen zu verkaufen, die er auf dem
Boden neben sich ausgebreitet hatte.
    Diesen Mann
kannte jeder auf Tahiti. Es war Emile Solier . Er
lebte schon seit über zwanzig Jahren auf der Insel. Als weltumsegelnder
Abenteurer war er hier eingetroffen. Sein altes, morsches Schiff war längst
vermodert. Und Solier war auf Tahiti geblieben. Zwei
Wochen hatte er bleiben wollen. Nach zwei Monaten hatte er begonnen, ein Buch
zu schreiben. Solier war zu einem Original für die
Eingeborenen und Touristen geworden. Er war ein eigenartiger, rätselhafter
Mann. Ein Mann, der viel wußte, aber wenig sprach. Er lebte mit einer alten
Eingeborenen am Rande der Stadt in einer armseligen Behausung. Nur selten
verkaufte er eine Grafik, ein Aquarell oder eine Zeichnung. Von dem Verdienst
konnte man weder leben noch sterben.
    Aus den
Augenwinkeln heraus beobachtete Solier den reichen
Italiener, als er im Hotel verschwand.
    Ein seltsames
Lächeln spielte um die schmalen Lippen des Alten.
     
    ●
     
    Bevor
er sich auf das kühle Bett legte, um über die angeblichen Ereignisse der
vergangenen Nacht und das Geschehen von heute nachzudenken, bestellte er sich
telefonisch einen Cocktail.
    Zwei Minuten
später klopfte der Zimmerkellner an die Tür. Auf einem silbernen Tablett wurde
das fast randvoll gefüllte Glas hereingetragen. In einem gläsernen Behälter
lagen Eisstückchen.
    »Stellen Sie
es auf den Nachttisch !« Saluta machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu drehen. Er fühlte sich mit einem Mal
benommen und schwerfällig. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und die
Einrichtung des luxuriös gestalteten Zimmers begann sich vor ihm zu drehen.
    Die
farbenfrohen Gestalten auf einem Originalgemälde Paul Gauguins, das an der Wand
gegenüber hing, gerieten in hektische Bewegung, schienen den Rahmen zu
verlassen und auf ihn zuzukommen.
    Mit leisem
Aufschrei verbarg Saluta den Kopf in den Kissen.
    Wieder eine
Halluzination - an die er sich später nicht mehr würde erinnern können?
    Er nahm sich
vor, dem Stoff weniger zuzusprechen und auch vorsichtiger mit dem Alkohol zu
sein. Befand er sich schon im Delirium? Dann war es nicht mehr weit, und er
würde bald Mäuse und Ratten zu sehen bekommen, die nachts unter seine Bettdecke
krochen und ihn annagten ...
    Er versuchte
seine aufgepeitschten Sinne zu beruhigen. Es gelang ihm mit einiger
Schwierigkeit. Er drehte sich um, richtete sich auf, zog das Tablett vom
Nachttisch näher zu sich heran und ließ drei Eiswürfel in das Glas fallen.
    Dann führte er
es zum Mund, nahm einen herzhaften Schluck, einen zweiten ... Der Magen drehte
sich ihm um, als der Geschmack sich in seinem Mund verbreitete.
    Es war
widerlich, schmeckte salzig,
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