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0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mindesten. Es hätte ihn in diesem Augenblick nicht einmal gestört, wenn es nicht ein Mietwagen, sondern sein BMW 735i gewesen wäre. Lack läßt sich erneuern, Menschenleben sind unersetzbar.
    Zamorras Rechnung ging auf.
    Metall auf Metall erzeugte Funken.
    Auf der Motorhaube entstand ein Feuerball. Der Kanister explodierte förmlich, während er der Kraken-Schlange entgegenrutschte. Eine flammende, tödliche Wand raste dem Ungeheuer entgegen und hüllte seinen vorderen Teil ein.
    Das Biest schnellte sich empor.
    Der ›Kopf‹, diese Ansammlung aus Krakenarmen mit Schlangenköpfen, wurde hochgerissen, war von Flammen umhüllt und wirbelte mit einer rasend schnellen Bewegung zurück zum Wasser. Immer noch geschah alles lautlos, mit Ausnahme von Zamorras Schritten auf dem steinigen Boden, dem Aufschrammen und der Exposition des Kanisters, gefolgt von brausenden Flammen.
    Das unheimliche Biest verschwand wieder unter Wasser. Das Wasser löschte die Flammen.
    Das Feuer hatte auf den Nissan Patrol komplett übergegriffen.
    Der Geländewagen brannte; er war nicht mehr zu retten. Die Handfeuerlöscher des Nissan und des Polizei-Jeeps reichten dafür nicht aus.
    ***
    »Nun, glaubt ihr mir jetzt?« fragte Julio Zantos, aber kein Triumph klang in seiner Stimme mit. Nicole, die ganz in seiner Nähe stand, erhaschte den flüchtigen telepathischen Eindruck, daß es ihm lieber gewesen wäre, sich geirrt zu haben. Sie blockte ihre Telepathie sofort wieder ab. Sie wollte nicht einmal unbewußt in Zantos’ Gedankenwelt herumschnüffeln.
    Mejia zuckte mit den Schultern. »Es hat wieder keiner fotographiert, nicht?«
    »Ist das wichtig?« fragte Zamorra. »Reichen die Zeugenaussagen nicht?« Aber er wußte die Antwort im voraus. Seit er sich mit magischen Erscheinungen befaßte, kannte er die Einstellung der Behörden dazu. Es gab nur wenige rühmliche Ausnahmen. Scotland Yard unterhielt ein Sonderdezernat; eine Zwei-Mann-Abteilung unter der Verantwortung von Superintendent Sir John Powell. Und solange Colonel Balder Odinsson lebte, hatte er dafür gesorgt, daß auch das Pentagon der Sache nicht ganz so skeptisch gegenüberstand. Der russische Geheimdienst KGB setzte Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten ein - in einem Fall war sogar eine leibhaftige Vampirin aktiv geworden, die danach den Dienst quittierte und sich der Zamorra-Crew anschloß. Später hatte der Dämon Sanguinus sie umgebracht.
    »Mir war von Anfang an klar, daß etwas dran sein mußte«, sagte Mejia. »Ich kenne Julio. Er ist kein Lügner und kein Wichtigtuer. Aber es kann einfach nicht sein. Dieses Ungeheuer widerspricht allen Naturgesetzen.«
    »Trotzdem existiert es. Ich bin froh, daß diesmal niemand gestorben ist«, sagte Zantos.
    »Aber was soll ich tun?« fragte Mejia und wirkte dabei fast hilflos. »Wir können doch niemanden nur mit Worten überzeugen. Wir brauchen handfeste, klare Beweise.«
    »Und die können wir in der geforderten Form leider nicht erbringen«, sagte Nicole Duval. Sie sah Zamorra an. »Der Autovermietung werden wir auch schonend beibringen müssen, daß ein Totalverlust zu verbuchen ist. Wieder mal… irgendwann wird es auf der ganzen Welt keinen einzigen Autoverleih mehr geben, der uns Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Bei unserem Verschleiß…«
    »Wir werden dann auf fliegende Teppiche umsteigen«, sagte Zamorra.
    »Sie haben das Monster eher entdeckt als wir«, sagte Diego Sanjuan. »Sie haben uns gewarnt, ehe es überhaupt auftauchte. Ich habe die See-Oberfläche sehr genau kontrolliert. Woher wußten Sie, daß das Biest angriff, Señor Zamorra?«
    Zamorra zog sein Hemd etwas auseinander. Das Amulett wurde sichtbar. »Das hier hat mich gewarnt.«
    »Was ist das?«
    »Ein magischer Gegenstand«, sagte Zamorra. Er hatte keine Lust, ellenlange Erklärungen abzugeben. Er ging davon aus, daß jemand, der dieses unwahrscheinliche Monstrum erlebt hatte, auch an magische Detektoren glauben würde. Ärgerlich genug war, daß das Amulett nicht mehr funktionierte. Es bedurfte einer mühevollen, langwierigen und kräftezehrenden Prozedur, es wieder zu aktivieren.
    Warum, bei Merlins hohlem Backenzahn, war der Dhyarra-Kristall im Zimmer in der Bodega geblieben? Jetzt waren sie waffenlos, wenn ein zweiter Angriff erfolgte… und den Polizeiwagen wollte Zamorra nicht unbedingt opfern.
    Zumal das Feuer diese Kraken-Schlange nur angegriffen und verletzt, nicht aber getötet hatte.
    Und irgendwo in der Nähe mußte der Fürst der Finsternis
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