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0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

0436 - Im Reich der Kraken-Schlange

Titel: 0436 - Im Reich der Kraken-Schlange
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Raben.
    ***
    Wenig später befanden sie sich an dem kleinen See, den keine Karte verzeichnete, weil er einfach zu klein dafür war. Professor Zamorra, Nicole Duval, die beiden Polizeibeamten und Julio Zantos.
    »Paßt auf!« warnte Zantos die beiden Polizisten. »Geht nicht zu nahe ans Wasser. Das Biest verursacht keine Geräusche, und es hat Enric auch auf dem Land erwischt.«
    »Keine Geräusche?« murmelte Sargento Sanjuan. »Wie soll das denn gehen, wenn es aus dem Wasser kommt?«
    »Ich weiß es auch nicht, aber es ist so«, sagte Zantos rauh.
    Zamorra und Nicole sahen sich an. »Magie«, murmelte Zamorra auf französisch. »Aber eine, die wir wohl noch nicht kennen, weil Geräuschunterdrückung eigentlich nicht zum Repertoire unserer höllischen Bekannten zählt…«
    »Kannst du etwas spüren?« fragte Nicole, Zamorra zuckte mit den Schultern. »Bis jetzt nichts. Entweder fantasiert Zantos tatsächlich und lügt uns allen die Hucke voll, oder das Ungeheuer schirmt sich ab.«
    »Oder es ist nicht magisch«, gab Nicole zu bedenken.
    »Und wie verhindert es dann verräterische Geräusche im Wasser? Ich glaube kaum, daß es sich wie Winnetou und Old Shatterhand stundenlang langsam und lautlos anpirscht. Wesen dieser Art müssen schnell sein, und Schnelligkeit und Lautlosigkeit schließen sich im Wasser grundsätzlich aus.«
    Er berührte das Amulett, das er unter dem halb offenem Hemd trug. Nicole hatte ihren ›Kampfanzug‹ angelegt, den schwarzen Lederoverall. Weil’s heiß war, war der so weit geöffnet wie Zamorras Hemd, war aber robuster als jede Bluse oder T-Shirt und weniger hinderlich als ein flatterndes Kleid. Zamorra hoffte, mit Hemd und Hose auszukommen bei diesem Prachtwetter, das aber wenigstens nicht ganz so brütend heiß war wie ein paar hundert Kilometer weiter nördlich in Texas. Dort hatte Zamorra einen Trucker gesehen, der auf der dunklen Motorhaube seines Lastwagens Spiegeleier briet.
    Das Amulett zeigte keine Schwarze Magie in unmittelbarer Nähe an.
    »Man müßte das Monstrum irgendwie anlocken können«, überlegte der Parapsychologe. »Von allein wird es möglicherweise nicht kommen. Vielleicht sind ihm diesmal zu viele Menschen hier. Ein oder zwei Opfer mag es mühelos packen können… oder es ist noch satt von gestern.«
    Langsam folgte er den beiden wachsamen Polizisten zum Ufer. Nicole ging neben ihm her. Mit versteinertem Gesicht blieb Julio Zantos oben bei den beiden Fahrzeugen zurück, mit denen sie gekommen waren.
    »Anlocken? Wie? Höchstens mit einem Köder. Aber ich fürchte, weder du noch ich werden uns in dieses Gewässer wagen, um uns der Bestie anzubieten…«
    Zamorra nickte.
    Er sah in die Runde und warf dann einen Blick nach oben. Zwei Raben kreisten über dem See. »Komisch«, murmelte er. »Gibt’s die Viecher überhaupt in Mexiko?«
    »Warum nicht? Was ist daran seltsam?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Zamorra. »Ich habe da ein komisches Gefühl.«
    »Glaubst du, das See-Ungeheuer hätte sich in einen oder zwei Raben verwandelt?« fragte Nicole etwas spöttisch.
    Zamorra winkte ab. Er trat dicht an das Ufer. Rechts rauschte der Wasserfall. Von dem Monstrum war nirgendwo etwas zu sehen.
    Achtung! warnte das Amulett. Größte Gefahr!
    ***
    Leonardo deMontagne beobachtete das Auftauchen der Menschen. Er sah Zamorra und seine Begleiterin, er sah aber auch noch drei andere Männer. Das gefiel ihm gar nicht. Fünf Personen waren für das Ungeheuer sicher zuviel.
    Während der Fürst der Finsternis sich vorsichtshalber sorgfältig abschirmte, um nicht durch einen dummen Zufall von Zamorra entdeckt zu werden, überlegte er. Die Gelegenheit war da, das Schlangenmonstrum auf den Feind zu hetzen. Aber ihm war nicht ganz klar, wie das vonstatten gehen sollte. Wie sollte er das Ungeheuer kontrollieren, das nicht seiner Welt entstammte? Und wahrscheinlich wurde es von der Menge der anwesenden Menschen sogar abgeschreckt.
    Er starrte nach unten.
    Für wenige Sekunden verschleierte sich sein Blick. Etwas schob sich wie in einer Fernseh-Überblendung in sein Sichtfeld. Er glaubte Eysenbeiß wieder vor sich zu sehen, den ehemaligen Großen der Sekte der Jenseitsmörder, den ehemaligen Berater des Fürsten der Finsternis, den ehemaligen Ministerpräsidenten der Hölle. Den Verräter.
    Dann schwand das Bild wieder. Leonardo deMontagne sah wieder den Talkessel mit dem kleinen See, in den sich der vom Toronto-See kommende San Juan-Fluß stürzte.
    Aber der Fürst der Finsternis hatte
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