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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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Westen her über den Himmel.
    Gewaltige Berge, die Schnee oder Regen mitbrachten, wenn sie sich entluden. Nur keine Sonne.
    An etwas anderes konnte er nicht denken.
    Die Sonne erschien nicht. Dafür frischte der Wind noch stärker auf. Er fand seinen Weg, fiel böig der Erde entgegen und wühlte sich mit seinen unsichtbaren Armen in das Buschwerk hinein, das der Vampir noch immer durchquerte.
    Hinter einer kleinen Mulde wurde der Hang ein wenig steiler. Dennoch raffte sich der Blutsauger auf, geriet in freieres Gelände und spürte den Wind im Rücken, als wollte ihn dieser schieben.
    Er mußte seinen Weg finden. Noch immer riefen die Stimmen. Er hörte die Botschaft und dachte daran, daß er bald in Sicherheit sein würde, wenn er den Ort erreichte.
    Ein Fleck, wo sich das Grauen manifestiert hatte und tief versteckt unter der Erde lag.
    Als sich der Blutsauger aufrichtete, sah es so aus, als hätte ihn der Wind in die Höhe gedrückt. Er blieb für einen Moment stehen, dabei schwankte er, aber er konnte genau das hellgraue Mauerwerk der Reststeine sehen, das sich auf dem Hügel befand.
    Es war nicht mehr weit. Wenige Schritte, die ihm aber schwerfallen würden. Er blickte hoch zum Himmel und sah dort einen Gegenstand, der sich klar und scharf unter dem Wolkenband abhob.
    Ein Gebilde mit schmalem Rumpf und langen Flügeln - ein Segelflugzeug, mit dem der Pilot seine Schwierigkeiten haben mußte, denn es sank mit grotesk wirkenden Bewegungen immer mehr dem Erdboden entgegen und schien auf die Trümmer von Luna Castle zu stürzen.
    Trotz seines Vampirdaseins gelang es dem Küster, dies wahrzunehmen.
    Sein Weg führte ihn weiter. Er ging ihn auf allen vieren. Aus dem Boden wuchsen jetzt graue Steinköpfe. Der Wind hatte ihre Kanten geschliffen, und dem Blutsauger gelang es, sich an ihnen festzukrallen. Sie als Stütze benutzend, zog er sich weiter, bis er in die Nähe der ersten Burgtrümmer geriet. Erst dann gestattete er sich wieder einen Blick in den grauen Wolkenhimmel.
    Gleichzeitig hörte er den Ruf und wurde von dem Bild über ihm abgelenkt. »Komm zu uns. Du hast es gleich geschafft.« Er taumelte, hielt dabei seinen Oberkörper gebeugt, denn er hatte das Gefühl, daß er nicht mehr fallen durfte. Wenn er einmal lag, würde er nicht mehr hochkommen.
    Das Segelflugzeug war schon verdammt tief. Wahrscheinlich war die Steuerung ausgefallen, denn der Pilot konnte es nicht mehr unter Kontrolle halten. Der Wind spielte mit dem Gerät, er schüttelte es durch, packte es mal an der linken Tragfläche und drückte es zur rechten Seite hinüber, so daß es aussah, als würde die Maschine abschmieren. Sie konnte sich aber fangen, glitt noch weiter und fast in direkter Linie auf den sich gegen den Wind stemmenden Blutsauger zu.
    Die Maschine schlug auf.
    Die Flügel zersplitterten wie dünnes Holz. Der Rumpf bohrte sich in den Boden. Die Kanzel riß es auseinander. Der Pilot war den fremden Kräften hilflos ausgeliefert. Das sah auch der Vampir!
    Er hatte nicht unbedingt von dem abstürzenden Segelflugzeug erwischt werden wollen und sich zurückgehalten. Für fhn war es faszinierend gewesen, zuzuschauen. Noch immer glaubte er, den dumpfen Aufprall zu hören.
    Jetzt lag der vogelähnliche Gegenstand still. Von den Tragflächen waren nur noch Fragmente vorhanden. Mit kleineren Teilen spielte der Wind.
    Der Pilot war eingeklemmt. Es war nicht zu erkennen, ob er noch lebte.
    In einem gewissen Umkreis hatten sich die Trümmer verteilt, und die Ruhe nach dem Absturz glich schon einer gespenstischen Stille. Kein Krachen mehr, auch kein Knirschen.
    Nur der Wind war zu hören, der über die flache Landschaft wehte.
    In den letzten Minuten hatte Morgan Ball seine Schwäche vergessen. Zu interessant war für ihn der Absturz gewesen. Nicht nur er, die Folge davon ließ ihn jubeln.
    Unter der zersplitterten Haube lag ein Mensch! Das bedeutete für ihn frisches Blut.
    Dieser Gedanke kräftigte ihn. Ein neuer Strom floß durch seinen Körper, es schüttelte ihn, als er seine Arme bewegte, und er drückte sich aus seiner geduckten Haltung hoch.
    Dann schlich er näher an das Wrack heran.
    Diesmal nicht so torkelnd oder taumelnd. Es gelang, ihm sogar, sich gegen den Wind anzustemmen.
    Der Vampir schaffte es.
    Die Gier hielt an, in seinen Augen leuchtete sie wider. Seine Zungenspitze tanzte bereits aufgeregt zwischen den Lippen.
    Seine Finger schienen noch länger geworden zu sein. Hin und wieder bogen sich deren Spitzen, dann zitterten die
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