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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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schlimm. Sie fiel bis gegen die Wand und sackte dort zusammen, die Hände vor das Gesicht geschlagen. Dann kippte sie nach rechts und blieb vor meinen Füßen liegen, ohne sich noch einmal zu rühren. Betty Cernach war tot - und erlöst…
    Das wußte ich, aber Jack, ihr Sohn, schien darüber anders zu denken.
    Er sah in mir den Mörder. Parker und McFisher versuchten noch, ihn zurückzuhalten. Doch er war zu kräftig und außerdem bewaffnet. Zudem gab er mir die Schuld am Tod seiner Mutter.
    Mit beiden Händen hielt er die Stange und wollte mich erschlagen. Seine Wut war nicht zu beschreiben.
    Ich wich aus.
    Das Pfeifen der Stange vernahm ich noch, so nahe wischte sie an mir vorbei, aber Jack Cernach hatte sich zuviel vorgenommen und dabei gedacht, mit einem Hieb alles richten zu können. Der eigene Schwung brachte ihn aus dem Gleichgewicht, so daß ich meine Chance erhielt, die ich auch nutzte.
    Mit der Handkante säbelte ich zu.
    Dabei traf ich genau die richtige Stelle an seinem Nacken. Seine Reaktionen erlahmten, er erschlaffte schließlich, fiel auf das Gesicht und blieb liegen.
    Ich kannte die Wirkung meiner Treffer. Der Knabe würde für die nächste Stunde bewußtlos bleiben.
    Dem Konstabler war es gelungen, das Licht wieder in Ordnung zu bringen. Unter der Decke wurde der halbrunde Lampentopf hell.
    Parker kam mit schlurfenden Schritten näher. Er schüttelte dabei den Kopf, wischte über sein Gesicht und war nicht in der Lage, etwas zu sagen.
    Fred McFisher erinnerte mich an ein Standbild. Es war kaum zu sehen, daß er atmete. Ich ließ Parker an die Frau herangehen. Er konnte nur ihren Tod feststellen.
    »Und im Gesicht hat sie den Abdruck des Kreuzes!« flüsterte er in die Stille.
    »So sieht es wohl aus.« Er warf mir einen schiefen Blick zu. Natürlich hatte er Fragen, aber er hob nur die Schultern und blieb stumm.
    Ich trat auf McFisher zu. Erst als ich dicht vor ihm stehenblieb, hörte ich seinen Atem. »Es ist also wahr geworden«, sagte er. »Das Grauen hat Gestalt angenommen. Die Tiefen der Finsternis kamen über uns…«
    »Sie haben die Worte der Frau gehört?« fragte ich leise.
    Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit. »Ja, das habe ich.«
    »Und Sie kennen den Küster?« Er nickte.
    »Ihm gehört das Fahrrad, von dem Sie gesprochen haben«, meldete sich Parker aus dem Hintergrund.
    Ich griff zu meinen Zigaretten, zündete mir ein Stäbchen an und paffte.
    Mehr zu mir selbst sagte ich: »Vampire meiden das Licht. Aus diesem Grunde gehe ich davon aus, daß sie sich noch versteckt halten. Uns bleiben einige Stunden, um den Küster zu finden. Ich kenne den Ort nicht. Vielleicht können Sie mir helfen, ihn zu durchsuchen. Wir müssen ihn finden, bevor er wieder auf Beutejagd geht.«
    »Und der Earl of Luna?« fragte McFisher. Er lachte plötzlich unmotiviert.
    »Der kann nicht mehr leben. Der Geschichte nach ist er seit fast einem Jahrtausend tot.«
    »Vampire sind keine Menschen«, widersprach ich. »Ihnen ist manches möglich.«
    »Sie brauchen doch Blut.«
    »Haben sie sich das nicht schon geholt?« fragte ich gegen. »Denken Sie an die Tiere, die angefallen worden sind. Und diese Kette zieht sich doch durch die Zeiten.«
    »Das wäre ja Wahnsinn!« flüsterte der Mann.
    »Leider wird der Irrsinn oft zur Tatsache«, erwiderte ich. »Das Grauen läßt sich nicht so einfach stoppen.« Ich wandte mich ab und ging auf den Eingang zu. »Kommen Sie, wir haben nicht viel Zeit.« Vor der Leichenhalle warteten zahlreiche Dorfbewohner. Sie starrten mich an, stellten aber keine Fragen.
    Ich trat meine Zigarette aus. Parker suchte zwei kräftige Männer aus, die den bewußtlosen Jack aus der Leichenhalle trugen.
    McFisher war rieben mich getreten. Er fror.
    »Wissen Sie, wie ich mich fühle, Sinclair?« fragte er.
    »Nein.«
    »Wie jemand, der über sich eine gewaltige Presse sieht, die sich allmählich immer tiefer senkt und vor der man nicht fliehen kann. Sie verstehen?«
    »Sicher. Aber man kann dieser Presse entgehen. Wir müssen etwas tun, und Sie wissen es auch. Es bleibt uns jetzt eine große Chance. Und das ist der Küster.«
    »Morgan Ball.« McFisher lachte leise. »Klar, ich weiß nur nicht, wo er sich versteckt hält.«
    »So groß kann der Ort nicht sein.«
    Er hob die Schultern. »Wo wollen wir anfangen?«
    »Bestimmt nicht in seiner Wohnung. Ich weiß es nicht, kann mir aber vorstellen, daß Küster relativ fromme Menschen sind und in ihren Wohnungen Kreuze oder Heiligenbilder aufbewahren.
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