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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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Nägel, unter denen der feuchte Dreck des Bodens klebte.
    Ein Blutsauger brauchte nicht zu atmen. Dennoch gab er ähnliche Geräusche von sich, als er über im Weg liegende Flugzeugtrümmer hinwegstieg.
    Einmal trat er auf einen Teil der Tragfläche. Sie brach unter ihm. Das Geräusch hörte sich an, als würden Knochen zersplittern.
    Über sein Gesicht glitt ein Grinsen, als er einen halben Schritt von der Kanzel entfernt stehenblieb und die Arme ausstreckte, um die Haube zu berühren.
    Sie war offen, hing aber noch immer an einer Seite fest, so daß der Wind durch den Spalt fahren konnte. Er spielte auch mit den Haaren des Piloten.
    Der Vampir duckte sich ein wenig. Er schaute durch die Kanzelverglasung, sah den Kopf des Piloten, der nach vorn gesunken war, aber er konnte nicht feststellen, ob der Mann lebte oder bereits tot war. Beide Hände legte er auf die Kanzel. Sein Gesicht, eine bleiche Maske, verzerrte sich, als er Kraft einsetzte, um die Kanzel aus der Verankerung zu lösen.
    Zweimal faßte er nach, weil er abrutschte, dann hatte er es geschafft.
    Die Kanzeltrümmer lösten sich.
    Mit einem letzten Schlag hieb er sie völlig aus der Verankerung, so daß sie zur anderen Seite hin wegrutschten und dort zu Boden fielen.
    Sofort trat er noch näher an den Rumpf heran, streckte die Arme aus und faßte den Piloten unter die Achseln. Vampire haben Kraft. Das bewies auch der Küster, als er den anderen mit einem Ruck in die Höhe zog und über den Kanzelrand hievte.
    Der Pilot schlug noch mit den Hacken gegen die Kante, dann war er draußen und konnte an der Seite des Blutsaugers zu Boden gelegt werden, was dieser auch tat.
    Er hätte jubeln können. Kaum hatte der Pilot den Boden berührt, hörte der Vampir ihn stöhnen.
    Tote stöhnen nicht…
    Der Mensch mußte noch leben! Sein Blut war so herrlich frisch. Es wartete darauf, getrunken zu werden.
    Der Blutsauger legte ihn sich zurecht, so daß der Pilot eine Rückenlage eingenommen hätte.
    So war es bestens.
    Allerdings für Morgan Ball ein wenig unbequem. Er schleifte den anderen durch das Gras, damit dieser so lag, daß er ohne Mühe an dessen Hals gelangen konnte.
    Ein wenig mußte der den Kopf noch drehen, dann straffte der Blutsauger an der Stelle des Halses die Haut, wo er zubeißen wollte.
    In großer Vorfreude zog er bereits die Lippen zurück und präsentierte seine Zähne.
    Das Opfer war ihm sicher.
    Bis plötzlich etwas eintrat, mit dem er nicht gerechnet hatte. Der Wind wehte ihm das Geräusch herüber.
    Er kannte es genau.
    Das war das Geräusch eines fahrenden Wagens…
    ***
    Um das Blut zu trinken, brauchte er Ruhe. Er mußte warten und ließ von dem Piloten ab. Er dachte an seine Schwäche, an sein Versteck, an die Stimmen, die ihn gerufen hatten, und die Dunkelheit der Verliese oder Gräber.
    Das alles wog er gegeneinander ab, bevor er sich entschloß, zunächst einmal Deckung zu suchen oder sich weiter dem Versteck zu nähern, das im Augenblick wichtiger war.
    Und so kroch er weg, mit einem letzten bedauernden Blick auf sein Opfer. Und er flüsterte: »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben…«
    ***
    In meinen Rover fragte mich Fisher, ob ich denn wirksame Waffen gegen Vampire besäße.
    »Ja, die habe ich.«
    »Welche?«
    »Mein Kreuz.«
    »Ist das nicht ein bißchen mager?«
    »Wohl nicht. Es ist sehr mächtig. Aber ich besitze zudem eine mit Silberkugeln geladene Waffe. Und diese Geschosse sind ebenfalls für Vampire tödlich.«
    McFisher grinste schief. »Dann kann ja nichts mehr schiefgehen.«
    »Das hoffe ich zumindest.«
    Den Weg zu den Burgtrümmern kannte ich nicht und war deshalb froh, einen kundigen Begleiter zu haben. Nur - das hatte er mir auch mitgeteilt - gab es keine Straße zu der verfallenen Burg. Wir mußten quer durch das Gelände mit einem Wagen, der dafür nicht gerade geeignet war.
    Buschinseln und große Steine konnten wir leicht umfahren, die Querrillen und Schlaglöcher bekamen wir aber voll mit.
    Über uns lag der Himmel in seiner unendlichen Weite. Er war klar, trotz der dicken Wolkenhaufen, die ihn bedeckten und die vom Wind getrieben wurden.
    Stürmisch war es. Manchmal rüttelte der Wind an unserem Wagen, als wollte er ihn umstoßen.
    Neben mir saß McFisher. Der alte Mann verhielt sich ruhig, aber er beobachtete die Umgebung mit scharfen Augen, denn er wollte auf keinen Fall überrascht werden.
    Und er war es auch, der mich auf den Gegenstand aufmerksam machte, der dicht unter den Wolken flog und näher kam.
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