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0428 - Der Todes-Tresor

0428 - Der Todes-Tresor

Titel: 0428 - Der Todes-Tresor
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die mit dem Schmuggel an der Küste zusammenhing.
    »Wollen Sie etwas trinken, G-man?« fragte er und holte eine Flasche aus einem Barschrank. Ich lehnte ab. »Danke! Jetzt nicht.«
    Er füllte sich eine gehörige Portion ein und hielt sich am Glas fest wie an einem Betonpfeiler.
    »Wann haben Sie Jeff Levin zuletzt gesehen?«
    Sein Gesicht verfärbte sich. Er rettete sich in einen Hustenanfall und prustete die Hälfte des gerade geschluckten Whiskys in ein rasch gezücktes Taschentuch. »Verzeihung«, keuchte er zwischen zwei Hustenserien.
    »Macht nichts«, antwortete ich kalt. »Wenn Ihnen eine Antwort eingefallen ist, können Sie aufhören zu husten.«
    Er brach ab, starrte mich an und entschloß sich zu einem vagen Gestammel: »Das muß so vor drei, vier Wochen gewesen sein.«
    Ein Blinder hätte seine Unsicherheit mit dem Stock fühlen können. Ich entschloß mich zu einem Bluff. »Lügen Sie nicht, Huster. Ich weiß nicht, ob Sie ihn vor zwei Tagen sahen, aber ich wette, daß Sie mit ihm gesprochen haben.«
    Er ging in die Falle. »Richtig! Aber Sie fragten, wann ich ihn sah. Darum dachte ich nicht an den Anruf. Er telefonierte mit mir vorgestern.«
    »Worüber sprachen Sie miteinander?«
    »Über eine ganz belanglose Angelegenheit. Er wollte mich zu einer Runde Poker einladen, aber ich war schon anderweitig verabredet.«
    »Wohin wollte er Sie einladen?«
    »In… in seine Wohnung…«
    Er sah mein ironisches Lächeln. Der Satz starb ihm auf der Zunge.
    »Levins Wohnung ist für ihn ungefähr so heiß wie die Hölle. Nicht einmal im Traum würde er auf den Gedanken kommen, sie zu ‘ner Pokerpartie zu benutzen. Außerdem hat Levin anderes im Kopf als eine Pokerrunde zu zehn Dollar. Er spielt längst eine schärfere Partie. Steigen Sie aus, Huster, solange Sie noch mit kleinem Verlust davonkommen können.«
    Er starrte mich an. Dann kippte er sich mit einem Ruck den Whisky hinter den Kragenknopf. Als er das Glas absetzte, stand sein Mund offen, und er keuchte, als habe er einen Zehn-Runden-Boxkampf hinter sich.
    »Was wissen Sie, Huster?« fragte ich scharf.
    Ich glaube, daß er gesprochen hätte, aber er kam nicht mehr dazu. Von draußen hörte ich, leise Und wie durch die dicken Mauern dringend, einen Schrei, der abbrach, bevor er richtig laut geworden war, aber ich hatte ihn deutlich vernommen.
    Ich zischte aus dem Sessel hoch. »Das war auf Ihrem Gelände, Huster! Reden Sie!«
    »Nein«, kreischte er. »Das war nicht hier.« Seine Stimme sank zu einem Flüstern. »Er kann doch nicht hier bei mir einen Mord begehen«, stöhnte er.
    Ich packte den Kerl an den Jackenaufschlägen und riß ihn aus dem Sessel. »Wo?« schnauzte ich ihn an.
    »In der Werfthalle«, stotterte er.
    Ich nahm nur eine Hand von den Aufschlägen des Burschen. Ich sauste ‘raus auf den Hof, ohne ihn loszulassen.
    In der Dämmerung konnte ich noch erkennen, daß ein großes, zweiflügeliges Schiebetor aus Stahl die Front der Werkhalle bildete. Es sah so aus, als ließe es sich verdammt schwer bewegen.
    »Wo ist der Eingang?« schrie ich Huster an.
    »Eine Seitentür in der Giebelwand«, japste er. »… ist verschlossen.«
    »Der Schlüssel?«
    Er kramte in den Taschen, und das alles geschah im Laufen. Ich hörte das Klirren eines Schlüsselbundes. Wir erreichten die Mauer der Werkhalle. Ich ließ Huster los. Die Halle besaß keine Fenster, sondern nur Lüftungsöffnungen unter dem Dachfirst. Durch das Glasdach drang ein noch schwaches Licht. Wir rannten an der Mauer zur Giebelseite. Ich streckte die Hand aus, aber Huster torkelte selbst gegen die Stahltür und begann, mit einem Schlüssel im Schloß zu stochern. Er drehte den Schlüssel. Ich wollte ihn zur Seite schieben, aber er hatte offenbar völlig den Kopf verloren, riß die Tür auf und erhielt prompt die Quittung. In der Halle krachten zwei Schüsse. Charles Huster schrie auf, drehte sich um die eigene Achse und stürzte zusammen.
    Mit einem Fußtritt feuerte ich die Tür zu, bückte mich, griff Huster unter die Arme und zog ihn an der Mauer entlang aus dem Schußfeld. Nach dem ersten Schreckensschrei war er zunächst verstummt. Jetzt begann er zu wimmern. »Ich bin getroffen! Retten Sie mich, G-man! Ich brauche einen Arzt! Rasch! Ich verblute.«
    Ich riß ihm die Jacke herunter. Er hatte einen ganz hoch sitzenden Schulterschuß, der außerdem so weit rechts saß, daß es mehr ein Oberarmkratzer war. Die zweite Kugel schien ihn verfehlt zu haben.
    Ich stellte ihn auf die Füße.
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