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0428 - Der Todes-Tresor

0428 - Der Todes-Tresor

Titel: 0428 - Der Todes-Tresor
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Augen lagen tief in den Höhlen und blickten stumpf und ausdruckslos. Das Kinn stieß vor, und die eingefallenen Wangen ließen die Backenknochen stark vorspringen.
    »Hallo«, sagte ich. »Sie sind Carell Culw?« Ich angelte mir einen Hocker und setzte mich. »Mein Name ist Jerry Cotton. Ich bin FBI-Beamter.«
    Ich bot ihm eine Zigarette an. Er schüttelte den Kopf.
    »Sie sind kein FBI-Fall, Culw«, fuhr ich fort. »Bevor ich zu Ihnen kam, habe ich die Unterlagen der Mordkommission der City-Police gelesen. Sie haben zwar kein Geständnis abgelegt, aber die Kommission wird Ihren Fall an die Staatsanwaltschaft zur Erhebung der Anklage weitergeben. Man hält Sie durch die Indizien und die Zeugenaussagen für ausreichend überführt.«
    Ohne Erregung sagte er: »Ich habe den Händler und den Cop nicht umgelegt.«
    »Diese einfache Behauptung nimmt Ihnen das Gericht nicht ab, Culw. Der Polizeibeamte wurde von Ihrer Hütte aus erschossen, und zwar mit einer Pistole, auf der sich Ihre Fingerabdrücke befanden. Sie wurden gesehen, als Sie die Hütte verließen, wenige Augenblicke nach dem Mord. Befand sich noch jemand in Ihrer Behausung?«
    »Nein«, stieß er hervor.
    »Dieses ,Nein‘ ist so gut wie ein ausführliches Geständnis«, erklärte ich ruhig. Er sah mich eine halbe Minute lang stumm an, dann senkte er wieder den Kopf und starrte vor sich hin.
    »Kennen Sie Jeff Levin?« fragte ich.
    Mit einem Ruck warf er den Kopf in den Nacken. Wieder brauchte er eine volle Minute oder länger, bis er sich zu einer Antwort durchrang. »Nein, ich kenne niemanden mit diesem Namen.« Seine Stimme klang noch rauher als gewöhnlich. Ich war ziemlich sicher, daß er log.
    »Haben Sie jemals einem gewissen Jonny Hagett Geld geschickt, Culw?« fragte ich.
    Dieses Mal kam die Antwort prompt, — so prompt, als hätte er die Frage erwartet. »Sie, nennen dauernd Namen, die ich nie gehört habe, G-man. — Haben Sie sonst noch Fragen?«
    »Bleiben Sie dabei, daß Sie weder Rossowsky, noch den Polizeibeamten erschossen haben?«
    Mit einem Ruck stand er von der Pritsche auf. Ich sah, daß er groß war, aber er hielt den Rücken gekrümmt, als habe er irgendwann eine Wirbelsäulenverletzung erlitten. Er ging zum Fenster, krallte die Hände um die Gitterstäbe und starrte hinaus. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Lassen Sie mich bitte in Ruhe, G-man. Ich habe nichts zu sagen.«
    Ich sprach mit Inspektor Rayth, der den Fall Carell Culw bearbeitet hatte.
    »Sie wissen recht wenig über das Vorleben des Mannes, Inspektor«, stellte ich fest.
    Rayth trug einen kleinen, gebürsteten Schnurrbart wie ein englischer Kolonialoffizier. »Zum Teufel, Cotton!« rief er und zupfte ärgerlich an den Spitzen des Bärtchens. »Was sollen wir aus einem Mann herausholen, der starr und stumm wie ein Felsbrocken vor dem Schreibtisch hockt? Er besitzt keinen vernünftigen Ausweis. Wir fanden lediglich bei ihm einen Entlassungsschein aus dem Gefängnis von Salt Lake City, wo er vierzehn Tage wegen Landstreicherei absaß, sonst wüßten wir nicht einmal seinen Namen. Trotzdem braucht der Name nicht zu stimmen. Tramps legen sich gern neue Namen zu, weil im Wiederholungsfälle die Strafen wegen Landstreicherei höher ausfallen, und Carell Culw ist nichts anderes als ein Tramp.«
    »Immerhin scheint er seit fast einem Jahr in der Hütte zu wohnen.«
    »Auch Tramps haben hin und wieder eine Neigung, sich seßhaft zu machen.«
    »Okay, aber niemand wird als Tramp geboren. Woher kommt dieser ,Carell Culw?«
    Rayth zuckte die Achsel. »Wenn er es uns nicht selbst erzählt, so kann es Monate dauern, bis wir es herausfinden. Ich habe sein Bild und seine Fingerabdrücke quer durch die Staaten verteilt, so kann es Monate dauern, bis etwas über ihn aus den Archiven gewühlt ist. — Bis dahin können ihn die Geschworenen längst schuldig gesprochen haben.«
    »Was geschah mit seinem Rücken?«
    »Auch darüber schweigt er sich aus. Der Arzt meint, der müsse sich bei einem Unfall das Rückgrat angebrochen haben. Der Bruch sei schlecht verheilt, als wäre er nicht sachgemäß behandelt worden.«
    Ich rieb mir das Kinn. »Wenn Sie schon nichts über Culws Vergangenheit wissen, was haben Sie über sein Treiben in New York herausgefunden?«
    »Er scheint sich ein paar Dollar als Gelegenheitsarbeiter verdient zu haben. Meistens hielt er sich am Strand von Rockaway Beach auf, half den Bootsverleihern, den Parkplatzwächtern und Schaubudenbesitzern.« Er öffnete eine Akte. »Wir
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