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0428 - Der Todes-Tresor

0428 - Der Todes-Tresor

Titel: 0428 - Der Todes-Tresor
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Bensonhurst, aber er wohnt in einem Heim für Jugendliche ohne Angehörige. Die Adresse ist South Brooklyn, Sullivan-Street 112. Der Heimleiter gab die Vermißtenmeldung auf. Sein Name lautet Edwan Rust.«
    Ich stand auf. »Sollten Sie den Eindruck haben, Jerry, daß doch ein echter Entführungsfall vorliegt, so können Sie selbstverständlich Phil anfordern.«
    »Er steckt noch in der Fahndungsaktion nach dem Mörder des Polizisten Harry Forester«, warf ich ein.
    »Schon erledigt«, antwortete Mr. High. »Der Mann wurde in der vergangenen Nacht gefaßt.«
    »Ist die Identität seines Opfers geklärt?«
    »Sidney Rossowsky, ein Altwarenhändler und sehr wahrscheinlich ein Hehler.«
    Eine halbe Stunde später parkte ich den Jaguar vor dem Jugendheim in der Sullivan-Street. Ich traf Edwan Rust, einen breitschultrigen, noch jungen Mann mit einem offenen Gesicht und kurzgeschnittenem Haar, in seinem Büro. Ich zeigte ihm den FBI-Ausweis. Er reagierte damit, daß er krachend mit der Faust auf den Tisch schlug.
    »Ich will Ihnen eines sagen, G-man! Ihr Verein unternimmt verdammt wenig, um einen gekidnappten Jungen zu finden.«
    »Wir zweifeln daran, daß der Junge entführt wurde. Er ist sechzehn Jahre alt, er besitzt keine nahen Angehörigen. Mit ihm kann kein Lösegeld erpreßt werden. Aus welchem Grunde soll er also entführt worden sein?«
    Rusts Faust donnerte zum zweiten Male auf den Tisch.
    »Für mich steht jedenfalls fest, daß Jonny Hagett etwas zugestoßen ist. Selbstverständlich dachte ich zunächst an einen Unfall, aber die zentrale Unfallmeldestelle hat eindeutig festgestellt, daß Jonny nicht Opfer eines Unfalls geworden ist. Damit bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Entführung oder Mord.«
    »Drei Möglichkeiten, Mr. Rust. Jonny Hagett wäre nicht der erste Sechzehnjährige, den das große Fernweh packte.« Zum drittenmal dröhnte die Tischplatte unter einem Fausthieb. Ich hatte das Gefühl, einer Auktion beizuwohnen.
    »Sie wollen behaupten, er wäre ausgerissen? Ich sage Ihnen, G-man, daß Hagett niemals ausreißen würde. Er ist der anständigste Junge, der mir je begegnete.«
    »Fernweh und Anständigkeit schließen einander nicht aus.«
    Der Leiter des Jugendheims wischte den Einwand weg. »Jonny hat ein Sparbuch über achthundert Dollar zurückgelassen. Seine Kleider, seine Wäsche liegen in seinem Spind. Wenn er wirklich die Absicht gehabt hätte, durchzubrennen, so hätte er doch wenigstens sein Sparbuch mitgenommen! Oder sind Sie anderer Ansicht, G-man?«
    Ich gab mich geschlagen. »In Ordnung, Mr. Rust. — Geben Sie mir Einzelheiten über den Jungen! Wer war seine Mutter?«
    »Daisy Hagett! Sie starb, als er drei Jahre alt war.«
    »Sein Vater?«
    Rust breitete die Arme aus und zog die Schultern hoch.
    »Darüber ist nichts bekannt. Die Mutter hat den Behörden nie den Namen genannt. Später gingen in unregelmäßigen Abständen Zahlungen für den Jungen ein. Ein Absender wurde nicht angegeben. Die Beträge waren nie sehr groß. Sie lagen zwischen zwanzig und hundert Dollar.«
    »Was geschah mit dem Geld?«
    »Wir haben sie in irgendeiner Form für Jonny Hagett verwandt. Seitdem Jonny selbst verdient, wurde ihm das Geld ausgehändigt. Die achthundert Dollar seines Sparkontos setzen sich zum größten Teil aus den Geldsendungen des Unbekannten zusammen.«
    »Hat Hagett sich nie für den Absender des Geldes interessiert?«
    »Selbstverständlich, aber wir konnten die Herkunft nicht feststellen.«
    »Wann vermißten Sie den Jungen?«
    »Jonny kommt von seinem Job spätestens zum Abendessen nach Hause. Gestern war er um acht Uhr abends noch nicht hier. Ich rief in der Werkstatt an. Hin und wieder müssen dort Überstunden gemacht werden. Ich dachte, Jonny müßte woanders lange arbeiten, aber ich erfuhr, daß er pünktlich um fünf Uhr die Werkstatt verlassen hatte. Ich wartete noch bis zehn Uhr. Dann rief ich das nächste Polizeirevier an.«
    »Kann ich Hagetts Zimmer sehen?«
    »Kommen Sie mit!«
    Er führte mich in einen Raum, in dem drei Betten und drei Spinde standen. Er öffnete eines der Spinde.
    Ich durchsuchte mit Rusts Erlaubnis die Taschen der Anzüge, ohne etwas von Bedeutung zu finden. Dann entdeckte ich im Fach für die Wäsche eine Holzschachtel. Sie enthielt einige Papiere, die Jonny Hagetts Mutter betrafen, ein Sportdiplom und ungefähr dreißig Abschnitte von Geldüberweisungen. Die Anschrift lautete immer gleich und war offenbar von derselben Hand verfaßt worden'. Als
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