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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
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Besucher wartete schweigend, bis es wieder ruhig geworden war. Ungeduldig drehte er sich zur Tür hin.
    Ein schnelles Keuchen war alles, was er mitbekam. Dann war Jeff über ihm, hatte plötzlich ein Messer in der Hand und drückte es dem anderen an die Kehle. In den Augen seines Gegners blitzte nackte Angst auf. Seine Sicherheit war wie weggewischt.
    »Hör zu…«, gurgelte er matt. Es hörte sich an, als erwarte er selber, dass dies seine letzten Worte wären. Jeff wollte nicht zuhören. Mit der Linken fasste er seinen Peiniger an den Haaren, ohne das Messer einen Zoll zurückzuziehen.
    Der Kopf knallte schwer auf die Dielen, einmal, zweimal. Der Körper wurde schlaff. Keuchend drückte sich der junge Mann hoch. Aus der Tasche des Bewusstlosen holte er eine Waffe, aus der Brieftasche ein paar Scheine. Führerschein und Sozialversicherungskarte interessierten ihn nicht. Das leere Futteral landete in der Ecke, neben einem halben Dutzend geleerter Flaschen. Jeff schenkte dem Bewusstlosen noch einen Blick, dann ging er hinaus.
    Er spähte durch die Glasscheibe der Haustür, bevor er auf die Straße trat. Zehn Yards hinter dem Chrysler auf der anderen Straßenseite erreichte er den Bürgersteig. Am Steuer des Wagens saß eine rotblonde Frau, Mitte Dreißig. Ihre Augen verdeckte eine spiegelnde Sonnenbrille mit grünen Gläsern. Das Gesicht verdeckte eine Zeitung.
    Anfängerin!, dachte Jeff, riss die Tür auf und ließ sich neben ihr auf die Polster plumpsen. Die Frau verschwendete keinen überflüssigen Blick. Sie warf die Zeitung hinter sich auf den Rücksitz.
    »Fahr los!«, zischte Jeff. »Ich will mich mit dir unterhalten!« Beim Klang der Stimme fuhr sie herum. Ihre Hand, die sich schon nach dem Zündschlüssel ausgestreckt hatte, zog sich zurück.
    »Was ist mit Gus? Warum kommst du allein? Du hast ihn doch nicht…«
    »Keine Angst! Fahr jetzt los, sage ich dir!«
    Die Frau errötete vor Wut und zögerte.
    Jeffs Hand, die sich um ihren Arm krallte, schnitt mit seinen Nägeln tief ins Fleisch.
    Sie drehte den Zündschlüssel herum. Der junge Mann ließ los.
    »Nächste rechts!«, befahl er.
    »Was hast du mit Gus gemacht?« Die Stimme der Frau verriet Angst.
    »Deinem Schoßhündchen ist nichts passiert. Pass doch auf, verdammt noch mal!«
    Der Chrysler wäre um ein Haar auf die Hörner genommen worden. Der Fahrer des Sattelschleppers beugte sich aus seinem Fenster, zuckte die Achseln und fuhr wieder an. Der riesige Kasten donnerte an ihnen vorbei. Den Motor des Chrysler hatte die Frau abgewürgt. Nervös versuchte sie ihn wieder zu starten. Endlich fasste sie sich, wenigstens so weit, dass sie eine neue Frage stellen konnte.
    »Warum ist er dann nicht mitgekommen?«
    »Er war mir zu unmanierlich. Ich habe ihn zurechtgewiesen.«
    Die Frau lachte nervös, trotz ihrer Unsicherheit. Jeff riss ihr die Sonnenbrille herunter und zerdrückte sie, bis das Gestell splitterte. Achtlos warf er es auf die Straße.
    »Warum hast du mir diesen Affen auf den Hals geschickt?« Seine Stimme wurde plötzlich kalt. »Du hast den Alten reingelegt. Aber mit mir kannst du das nicht machen. Wenn Gus das nächste Mal bei mir antanzt, kann er sich beim Bestattungsverein als Pflichtmitglied aufnehmen lassen. Sag ihm das!«
    »Du nimmst gleich alles so tragisch, Jeff. Schließlich wollten wir nur wissen…«
    »Ja?«, sagte Jeff. »Was wolltet ihr wissen?«
    Sie suchte die freie Lücke neben einem Hydranten und ließ den Chrysler darauf zurollen. Jeffs Stimme schnappte über.
    »Bist du verrückt? In zwei Minuten steht ein Cop neben dem Fenster!« Er kroch von seinem Sitz, stieß die Tür auf und ging um den Wagen herum. Die Frau öffnete die Tür auf ihrer Seite und machte ihm den Platz hinter dem Steuer frei. Der junge Mann ließ den Chrysler wieder anrollen und ordnete sich in den fließenden Verkehr ein. Die Frau hatte jetzt ihre Handtasche auf den Knien. Sie lächelte Jeff verzerrt an, aber die Angst in ihrem Gesicht hatte sich tief eingegraben. Ihre Stimme wechselte ins Falsett, als sie antwortete.
    »Gestern ist im Garten ein Strolch erschossen worden. Ich war nicht zu Hause…«
    »Und?«
    »Und? Wundert es dich, dass ich an dich gedacht habe?«
    Jeff lachte, doch sein Lachen klang mehr wie ein irres Gekrächze. Er schüttelte seine hageren Schultern, als wollte er eine Last los werden.
    »Köstlicher Spaß!«, sagte er grunzend. »Im ersten Augenblick habt ihr natürlich gedacht, ich läge da in der Ecke…«
    »Woher weiß du,
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