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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
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er neben dem Tisch stand, schnellte er vor.
    Seine Hand verfehlte die Waffe, erwischte stattdessen den Bügel der Handtasche und riss sie im Fallen mit zu Boden.
    Die rot lackierten Finger waren schneller. Sie zogen den Abzug durch.
    ***
    Roy Flint schien enorm knapp bei Kasse zu sein. Fünf Stunden später war er wieder da, und er erwischte mich tatsächlich noch kurz vor Dienstschluss. Keuchend ließ er sich in meinem Besucherstuhl nieder und legte seinen zerbeulten Filz so vorsichtig auf den Boden, als ob es der teuerste Panama wäre.
    »Ich hab was für Sie, Cotton!«
    »In der Halsbandgeschichte?«
    »Ich habe mit einem Mann gesprochen, der das Halsband gesehen haben will.«
    Phil schickte mir einen verzweifelten Blick herüber und deutete verstohlen auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr. Doch Flint ließ sich nicht beirren.
    »Es ist aus einzelnen Gliedern zusammengesetzt. Jedes Glied besteht aus drei Spangen, von denen die äußeren zwei in das nächste Glied übergreifen. Das mittlere Glied ist jeweils mit einem Diamanten von gut einem Karat besetzt, im ganzen sind es 64 Glieder. Jeder Stein ist mit 58 Facetten rund geschliffen.«
    »Also lauter Brillanten«, stellte mein Freund fest. »Eine Menge Geld, Roy, aber doch noch keine halbe Million Dollar!« Phil hatte schnell auf einem Stück Papier nachgerechnet.
    »Das Mittelstück«, verkündete Flint feierlich und erhob sich andeutungsweise feierlich von seinem Sitz, »trägt einen blauen Diamanten von ungefähr dreißig Karat. Der Stein ist etwa einen dreiviertel Zoll lang, G-man!«
    Roy Flint blickte uns siegesgewiss an, sicher in der Erwartung, wir würden jetzt mit offenen Mündern von unseren Stühlen springen. Doch ich zuckte die Achseln.
    »Sie glauben mir also nicht, Cotton?«
    »Es fällt mir schwer, Roy!«
    Diesmal war er wirklich beleidigt. Die Tür fiel hinter ihm zu. Über den Hausanschluss versuchte ich den alten Neville zu erreichen. Doch er war schon weg.
    »Agent Neville ist nicht mehr im Archiv, Agent Cotton. Agent Neville ist heute von guten Freunden zum Essen eingeladen.« Die zirpende Stimme gehörte dem Girl, das seit drei Wochen im Archiv Dienst machte. Mir blieb die Spucke weg, aber ich fing mich wieder.
    »Wo, wissen Sie nicht?«
    »El Charro, Charles Street. Er hat die Adresse hinterlassen, falls Sie nach ihm fragen sollten, Agent Cotton.«
    »Wieso ich?«
    »Er hat Ihren Namen ausdrücklich erwähnt, Agent Cotton. Sie sollten auch Agent Decker mitbringen, sagte er.«
    Die guten Freunde, die den alten Neville angeblich zum Essen eingeladen hatten, waren natürlich Phil und ich. Der durchtriebene Bursche hatte uns mit einer Wette aufs Glatteis gelockt, und wir hatten verloren.
    Ich sah Phil mit einer Leichenbittermiene an und hatte das Bedürfnis, den Inhalt meiner Brieftasche einer Inspektion zu unterziehen. Das El Charro ist eins der führenden mexikanischen Restaurants in der Stadt, ein Eldorado für Leute, die eine mit Leder überzogene Zunge haben, denn die Mexikaner essen gern scharf.
    Wir fanden unseren Kollegen hinter einer Speisekarte, die sich mit einem Volkslexikon im Umfang messen konnte. Ein Kellner mit weißem Hemd, schwarzer Hose und roter Bauchbinde half ihm beim Studieren. Der alte Neville war gerade dabei, die Salate zusammenzustellen.
    »Ich bin kein indischer Nabob«, zischte ich ihn wütend an. Er erwiderte mit einem sanften Lächeln.
    »Nett von dir, mich heute einzuladen, Jerry. Ich weiß wirklich nicht, ob ich das annehmen kann. Das kostet dich eine Menge Bucks, nicht wahr?«
    »Und dich kostet es meine Freundschaft«, verkündete ich. Der Kellner überhörte taktvoll meine Randbemerkungen. Mit einer eleganten Verbeugung entschwand er in Richtung Küche.
    »Roy Flint war heute bei dir«, sagte der alte Neville verbindlich. »Was wollte er denn?«
    »Er könnte dein Bruder sein«, knurrte ich. »Er hat was von einem Hochstapler an sich.«
    »Bitte, wir wollen uns doch den Appetit nicht verderben«, antwortete der Alte und widmete sich einem groß geratenen Truthahn, den zwei Kellner auf einer riesigen silbernen Platte heranschleppten. »Wie beliebtest du soeben sehr richtig zu bemerken, Jerry?«
    Ich gab keine Antwort und machte mich über meinen Teil des Vogels her.
    »Phil«, meinte der Kollege kauend, »erzähl du mir, was Flint von unserem Freund Jerry wollte. Ich sehe, Jerry ist im Augenblick zu beschäftigt!«
    Phil kam der Aufforderung nach.
    »Olé!«, prustete der alte Neville und fuhr mit einem saftigen
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