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0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

0426 - Gangster in feiner Gesellschaft

Titel: 0426 - Gangster in feiner Gesellschaft
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dass er in der Ecke lag?« Einen Augenblick später biss die Frau sich auf die Unterlippe. Diese Frage hätte sie nicht stellen dürfen, und sie wusste es. In den Augen des Mannes glomm es auf. Trotzdem klang die Stimme ruhig, als er antwortete: »Habe ich was von einer Ecke gesagt? Welcher Ecke? Deine Nerven gehen mit dir durch, Puppe!«
    Sie zuckte bei dieser Anrede zusammen.
    »Jeff!«
    »Na«, sagte er gedehnt, »was ist denn? Wenn du auch einen reichen Mann geheiratet hast, aus dir wird doch keine Lady. Das hast du versäumt an dem Tag, als du die Sonne zum ersten Mal sahst!«
    Ihre blutleeren Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen. Die Hände lösten sich von der Handtasche. Die Finger mit den rot lackierten Nägeln zitterten.
    »Und du? Was ist aus dir geworden? Soll ich dir sagen, was du bist?«
    »Ein heruntergekommener verlotterter Dieb, den Schnaps und Schlimmeres zugrunde gerichtet hat.« Jeff sagte es ohne einen Funken Bitterkeit oder Leidenschaft in der Stimme. »Aber trotzdem habe ich dir was voraus: Ich war einmal ein anständiger Mensch!«
    Die Frau schüttelte den rotblonden Kopf, dass ihr die Haare in die Stirn hingen.
    »Lass mich jetzt aussteigen, Jeff.« Es klang mehr wie eine Frage. Der Mann zuckte mit den Schultern und trat das Gaspedal ein wenig weiter durch. Die Lexington Avenue schien kein Ende zu haben.
    »Lass das!«, fauchte Jeff, als sie an der Ampel stoppten. Er hatte bemerkt, wie ihre Finger zu dem Hebel hinübertasteten, der die Tür öffnete. »Du kämst nicht weit!«
    Sie zog die Hand zurück und blieb reglos neben ihm sitzen. An der 128. Straße bog er plötzlich nach links ab. Der Chrysler schaukelte hart in den Federn, als Jeff auf die Bremse trat. Er drehte sich halb zu ihr rum.
    »Einen Augenblick noch, ehe wir aussteigen!« Er ließ sie ein langes dünnes Messer sehen, dessen Klinge Flecken aufwies. »Nur damit du Bescheid weißt!«
    Sie ging gehorsam vor ihm her. Jeff blieb stets einen Yard hinter ihr.
    Er führte sie eine enge und winkelige Treppe hoch in ein kleines Zimmer, dessen stickige Luft einem den Atem nahm. Es war kein Zimmer, in dem man wohnen konnte, nur ein Schlupfwinkel. Auf dem Fußboden und an den Wänden klebte der Schmutz von Jahren. Die wenigen Möbel verdienten diesen Namen kaum. Im Ausguss in der Ecke türmte sich ein Haufen benutzten Geschirrs mit angetrockneten Speiseresten. Ein feucht-fauliger Geruch legte sich schwer auf den Atem.
    »Setz dich!« Die Frau zog es vor, stehen zu bleiben. Es gab nicht einen Fleck, der einigermaßen sauber war.
    »Die Polizei war einige Stunden im Hause, Jeff. Heute Morgen waren sie schon wieder da.«
    »Und?«
    »Dein Name ist nicht gefallen.«
    »Vielen Dank! Diesen Schandfleck breitet man auch nicht gern vor aller Augen aus, nicht wahr?«
    »Sie haben ihn im Verdacht, den Mann absichtlich erschossen zu haben. Sie haben es nicht so gesagt, ich hab’s aber trotzdem gemerkt.«
    »So? Vielleicht haben sie recht? Vielleicht hat er’s wirklich absichtlich getan.«
    »Jeff, sei vernünftig! Hast du ihn geschickt?«
    »Wen? Den Burschen, der erschossen wurde? Schlag dir aus dem Kopf, Detektiv spielen zu wollen! Warum kümmerst du dich plötzlich so um mich? Gib doch zu, dass es dir recht wäre, wenn sie mich ein paar Jahre einlochen würden! Dann wäre wenigstens einer aus dem Weg!«
    Unten auf der Straße heulte die Sirene eines Streifenwagens auf. Der junge Mann stand mit einem Satz beim Fenster. Halb durch die verdeckten Vorhänge verborgen, sah er hinaus. Erleichtert beobachtete er, wie die Cops in der Kneipe gegenüber verschwanden. Wahrscheinlich hatte es dort eine Schlägerei gegeben. Er wandte sich wieder der Frau zu. Mit einem schnellen Griff fasste er nach der Handtasche, aber war doch zu langsam. Die Frau sprang einen Schritt zurück, presste die Tasche an sich und wäre fast über ihre hohen Absätze gestrauchelt.
    Jeffs Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er wollte sich auf sie stürzen, aber im gleichen Augenblick hatte sie aus der Tasche eine kleinkalibrige Pistole geholt. Jeff zögerte.
    »Steck das Ding weg!«, forderte er drohend.
    »Geh in die Ecke«, sagte sie leise. Ihre Stimme zitterte, verriet aber eine Entschlossenheit, die den Mann bewog, dem Befehl Folge zu leisten. Jeff war klar, dass sie schießen würde. Kein Gericht konnte ihr etwas anhaben, wenn sie es als versuchten Raub darstellen würde.
    Dennoch setzte er alles auf eine Karte, und er war sicher, dass er Erfolg haben würde. Als
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