Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0424 - Im Zeitstrom verschollen

Titel: 0424 - Im Zeitstrom verschollen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Startverzögerung nach sich ziehen, oder nicht?"
    Tatepostell schüttelte den Kopf.
    „Keineswegs, Doc. Wir würden den zuletzt fertiggestellten Meiler als Ersatz nehmen."
    „Sie müssen sich jetzt beeilen", unterbrach sie der Techniker mit dem Prallschirm. „Die nächsten Roboter kommen bald durch den Schacht."
    Tatepostell und Bashra sprangen zusammen in den Lift. Der Schacht war gleichmäßig beleuchtet, aber die nackten Wände ringsum boten keinen interessanten Anblick. Je tiefer sie kamen, desto kühler wurde es. Bashra hörte das Summen von weiter unten angebrachten Aggregaten. Aus einem weiter entfernten Schacht war ein Dröhnen zu hören, das die Erde vibrieren ließ.
    Ein Kreuzverband aus Feldprojektoren markierte die erste Ebene des Schachtes. Dann hörte die Verkleidung an den Wänden abrupt auf, und die beiden Männer sahen das rissige Gestein des Mount Lemur. An den frischen Bruchstellen erkannte Bashra, daß während des Bebens überall Felsen abgebröckelt waren.
    Am unteren Ende war der Schacht im Durchschnitt einen Meter breiter. Bashra sah eine Gruppe von Männern, die eine muldenförmige Vertiefung im Boden umstanden. Die Arbeitsmaschinen waren zur Seite geräumt und zum Teil nach oben gebracht worden.
    Bashra erkannte Galbraith Deighton und Geoffry Abel Waringer.
    Außer diesen beiden Männern weilten noch Techniker und Wissenschaftler im unteren Schachtraum. Insgesamt zählte Bashra zwölf Personen. Auch Dr. Claudia Chabrol war anwesend; zu Bashras Bedauern wurden ihre weiblichen Reize jedoch weitgehend von einer schweren Schutzkombination mit dazugehörigem Helm verborgen.
    „Da kommt Dr. Bashra!" Waringer hatte ihn entdeckt und kam ihm entgegen.
    Tatepostell blieb am Lift zurück, er fungierte offenbar als Verbindungsmann zu den Wissenschaftlern, die sich noch oben befanden.
    Bashra fühlte keine Verlegenheit, als sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn konzentrierte. Mit einem gewissen Stolz schritt er durch die Gasse, die sich für ihn bildete. Der Boden unter seinen Füßen war nicht hart, offenbar war man auf eine Schicht lockeren Erdreichs gestoßen.
    „Guten Morgen!" sagte Bashra und nickte den Umstehenden zu.
    Sein schwacher Witz löste nur wenig Heiterkeit aus. Er schloß daraus, daß sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden voll auf das konzentrierte, was in der Grube lag.
    Die Grube war einen halben Meter tief. Sie war rund, mit einem v-förmigen Einschnitt auf einer Seite. Um diesen Einschnitt herum lagen Teile eines gut erhaltenen Skeletts.
    Bashra starrte auf die gebleichten Knochen herab. Einer der jungen Anthropologen hatte sie nach einem Muster sortiert, das offenbar seinen Vorstellungen von jenem Wesen entsprach, zu dem dieses Skelett einmal gehört hatte.
    „Ein Pferd!" stieß Bashra hervor.
    „Das Skelett eines Pferdes. Es muß sich um ein besonders großes Exemplar gehandelt haben. Schade, daß der Kopf nicht vorhanden ist."
    „Gerade der Kopf hätte doch erhalten bleiben sollen", sagte Dr.
    Jewello, der zum Forschungsstab gehörte.
    Bashra antwortete nicht, sondern starrte unverwandt auf das Skelett hinab. Er hatte das Gefühl, als sei er plötzlich mit seinem gesamten Denken aus seiner gewohnten Umwelt herausgerissen worden, als hätte ihn eine unvorstellbare Macht in Regionen völliger Dunkelheit verstoßen. Dieses Gefühl verging, aber es blieb eine Spur des Entsetzens, denn Bashra sah nur zu deutlich, daß die verlängerte Wirbelsäule des „Pferdes" alles andere als normal war.
    Bashra drehte sich langsam um. Er spürte, daß ihn die anderen anblickten, als warteten sie auf ein erlösendes Wort von ihm. Er wich diesen Blicken aus.
    „Wurden bereits Teile des Fundes aus der Grube entfernt?"
    erkundigte er sich.
    Dr. Drewjek, einer der Archäologen, trat vor und hielt Bashra eine Schädelplatte entgegen.
    „Wir haben diese Schädelplatte aus der Grube genommen, weil sie offenbar nicht zu diesem Skelett gehört. Ich bin der Ansicht, daß wir hier den Überrest des Reiters vor uns sehen, dem dieses Tier einstmals gehört hat."
    Bashra nahm die Schädelplatte mit zitternden Händen entgegen.
    Er drehte sie behutsam nach allen Seiten gegen das Licht. Um ihn herum war es vollkommen still.
    „Ihre Hypothese ist nicht haltbar", sagte Bashra schließlich schroff.
    Im künstlichen Licht war deutlich zu sehen, wie Drewjek zusammenzuckte.
    Er vermutet ebenso wie ich, daß nur ein Wesen in dieser Grube lag, dachte Bashra erstaunt. Aber er hat nicht den Mut, es offen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher