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0424 - Im Zeitstrom verschollen

Titel: 0424 - Im Zeitstrom verschollen
Autoren: Unbekannt
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Deighton bereits am Videophon berichtet hatte, schien sich das Erdbeben nur in einem der Schächte ausgewirkt zu haben. Die Schächte waren ausgehoben worden, um einen Teil der Atommeiler so zu verankern, daß sie nach menschlichem Ermessen nicht beschädigt werden konnten, wenn es beim Einsatz des Nullzeitdeformators zu Schwierigkeiten oder gar zu Explosionen kommen sollte.
    Während des Aushubs hatten die damit beauftragten Männer Skelette gefunden. Obwohl diese Funde nicht gut erhalten und zudem bei den Arbeiten noch beschädigt worden waren, hatte Dr.
    Bashra bereits nach der ersten Untersuchung festgestellt, daß es sich bei den Skeletten nur um Affenmenschen der Spezies Neandertaler handeln konnte. Im Grunde genommen bedeutete diese Entdeckung eine wissenschaftliche Sensation ersten Ranges, aber daran, daß niemand viel Aufhebens davon machte, hatte Bashra erkannt, daß man mit solchen Zwischenfällen gerechnet hatte.
    Eine neue Revolution der menschlichen Entwicklungsgeschichte stand bevor. Im Verlauf der Zeitexpedition konnte - sofern sie erfolgreich verlief - alles widerlegt werden, was die Geschichtsforscher und Archäologen in mühsamer Arbeit zu einem scheinbaren Mosaik zusammengesetzt hatten. Die konservativen Mitglieder dieser Wissenschaftszweige gerieten mehr und mehr in Bedrängnis, während selbst aufgeschlossene Forscher wie Dr.
    Bashra von einer inneren Angst ergriffen wurden, wenn sie an die Konsequenzen dachten, die sich aus verschiedenen Entdeckungen der letzten Jahre ergaben.
    Nun hatte SolAb-Chef Galbraith Deighton über Videophon die Entdeckung neuer Skelette angekündigt, die so interessant sein mußten, daß man ihretwegen sogar den Großadministrator und Lordadmiral Atlan ins Enadatal gerufen hatte.
    Bashra fühlte, wie sich seine vom Alkohol noch immer benebelten Sinne allmählich erregten. Eine ständig wachsende Spannung ergriff von ihm Besitz. Er konnte kaum abwarten, bis er die Genehmigung erhielt, den Gleiter zu verlassen. Eine nochmalige Kontrolle seiner Person verlief ohne Schwierigkeiten.
    Bashra stand vor dem Gleiter und sah die Kontrollroboter auf ihren energetischen Prallfeldern davonschweben. Seine Blicke waren auf das Talinnere gerichtet, wo die silberne Kuppel des Nullzeitdeformators siebzig Meter in die Höhe ragte. Gegenüber den anderen Gebäuden wirkte diese Kuppel fast winzig, und doch war sie der Mittelpunkt des Enadatals, auf den sich alle Bemühungen der hier arbeitenden Menschen konzentrierten. Auch in dieser Nacht wurde gearbeitet. Längst waren die riesigen Montagegerüste und Feldprojektoren in ihre Hallen gefahren worden. Die Abschlußarbeiten im Innern der Kuppel gingen dem Ende entgegen. Nur auf der anderen Seite des Tales, wo die Atommeiler verankert wurden, glich das Enadatal noch einer großen Baustelle.
    Bashra blickte sich um und bewunderte zum unzähligsten Mal, was menschlicher Forschungsdrang innerhalb kurzer Zeit zu leisten imstande war. Allein die Errichtung jener Gebäude, die zum Bau des Nullzeitdeformators notwendig gewesen waren, hätte unter normalen Umständen Jahre in Anspruch genommen. Im Verlauf der letzten zwölf Monate hatten sich im Enadatal Arbeiter, Techniker, Wissenschaftler und Roboter praktisch gegenseitig auf den Füßen gestanden.
    Ein junger Mann mit einem Rückentornister schwebte auf das Landefeld herab.
    Es war Wynn Tatepostell, einer der Techniker, die den Aushub beaufsichtigten. Er winkte Bashra zu.
    „Sicher hat man Sie aus dem Bett geworfen, Doc", vermutete er mitfühlend. „Aber Sie werden durch das, was wir dort unten" - er deutete mit dem Daumen auf den Boden - „gefunden haben, reichlich entschädigt werden."
    „Ich war noch auf", erwiderte Bashra. „Zusammen mit zwei entzückenden Damen war ich damit beschäftigt, ein paar Flaschen Champagner zu leeren."
    Tatepostell grinste amüsiert. Wie jeder andere hier im Tal hatte er sich längst an Bashras Aufschneidereien in Beziehung auf das andere Geschlecht gewöhnt. Big Bwar ein Mann mit Komplexen, aber er war ein ausgezeichneter Anthropologe und bis auf seine kleinen Schwächen ein guter Mensch.
    Bashra, der das unterdrückte Lächeln seines Begleiters nicht bemerkt hatte, deutete in Richtung der Schächte.
    „Was haben Sie ausgegraben, Wynn?"
    „Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler", erwiderte Tatepostell, sehr schnell wieder ernst werdend. „Es ist eine komische Geschichte. Zunächst wollte ich meinen Augen nicht trauen, als wir die Skelette fanden. Die
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