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0423 - Die Monster-Insel

0423 - Die Monster-Insel

Titel: 0423 - Die Monster-Insel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und uns dieses Hirngespinst anzusehen. Direkt vom NATO-Headquarter Süd. Die Australier und Neuseeländer schicken Schiffe hin, die es sich auch anschauen sollen, dieses Wunder. Und dann stehen wir hinterher da und schauen uns gegenseitig an.«
    »Vielleicht ist aber auch eine Insel da«, sagte Nicole. »Stellt euch das mal bildlich vor. Eine jungfräuliche, ganz neue Insel. Von keines Menschen Fuß berührt. Ein kleiner Garten Eden…«
    »…mit Schlange! Und die vertreibt nicht uns aus dem Paradies, sondern dieses Paradies aus unseren Vorstellungen, weil’s die Insel nicht gibt«, knurrte Siccine. »Und für dieses Hirngespinst dürfen wir jetzt mit voller Kraft voraus fahren und haben die GOGOL allein in der Tasman-See zu lassen…«
    »Deshalb die lauteren Maschinengeräusche«, nickte Zamorra, dem ebenso wie Nicole schon vor einer Viertelstunde aufgefallen war, daß die ANTARES Treibanker gelichtet und Fahrt aufgenommen hatte.
    Bisher hatte die ANTARES den Schutz des russischen Forschungsschiffes NIKOLAI GOGOL übernommen, das in der Tasman-See zwischen Neuseeland und Australien parapsychologische Experimente unternahm, um eine Verständigung zwischen Menschen und Delphinen auf telepathischer Basis zu versuchen. Dieser Schutz hatte sich in den letzten Tagen als nötig erwiesen, weil ein Piratenschiff die See unsicher gemacht und alles angegriffen hatte, was ihm vor die Kanonen kam. Erst Professor Zamorras Eingreifen hatte den Geister-Piraten befriedet, der jetzt mitsamt seiner Crew den Seelenfrieden gefunden hatte.
    Als wenn er es geahnt hätte, daß eine Trennung unmittelbar bevorstand, hatte Zamorras Freund, der Forschungsleiter Boris Iljitsch Saranow, ihnen beim letzten Zusammensein auf der NIKOLAI GOGOL ein paar Flaschen Wodka als »Abschiedsgeschenk« aufgedrängt. Eine stand jetzt neben der Whiskyflasche auf dem Tisch, und Zamorra fragte sich, wer die Unmengen an goldgelben und wasserklaren Spirituosen trinken sollte, damit die Spender Saranow und Siccine sich nicht beleidigt fühlen konnten.
    »Wie lange brauchen wir bis zu dieser Insel?«
    »Bis zu diesem Hirngespinst? Drei Tage etwa, dreieinhalb vielleicht«, sagte Siccine. »Was mir gar nicht gefällt, ist, daß die GOGOL allein zurückbeibt.«
    »Glaubst du, Spionage betreiben zu können?« erkundigte Nicole sich.
    Siccine sah sie stirnrunzelnd an. »Was sollte das denn bringen? Die Leute auf der GOGOL sind unsere Freunde. Und du glaubst doch nicht im Ernst, daß sie die einzigen sind, die mit Delphinen experimentieren? Unsere Jungs vom CIC dressieren Delphine als Wasserminenträger und -sucher, was noch viel gemeiner ist. Was die Russen auf diesem Gebiet anstellen, weiß ich nicht, aber auch wir machen Psi-Forschung, und ich denke, daß wir uns gegenseitig weder etwas nehmen noch geben können. Was ich hoffe, ist, daß wir in ein paar Jahren gemeinsame Forschung betreiben können. Ich glaube, die Zeit ist reif. Wenn ich mir die Umwälzung im gesamten Ostblock anschaue… Himmel, wer hätte das vor fünf Jahren gedacht, daß ein NATO-Kreuzer den Schutz eines russischen Forschungsschiffes mit höchstwahrscheinlich geheimdienstlichen Aufträgen in internationalen Gewässern übernimmt? Bloß die Chinesen müssen jetzt noch wach werden…«
    »Die Bevölkerung ist schon wach, nur die vergreisten Regierungsfunktionäre kleben noch mit aller Verzweiflung an ihren blutigen Stühlen und denken nicht daran, der Vernunft Platz zu machen«, sagte Nicole. »Aber spätestens wenn der letzte der Diktatoren gestorben ist, weht da auch ein frischer Wind…«
    »Wer kann so lange warten?« murmelte Siccine düster. »Wer, der unter der Diktatur dahinvegetiert?«
    Zamorra lehnte sich zurück.
    »Schön«, sagte er, »jetzt habt ihr eure politischen Festreden gehalten, können wir jetzt wieder vernünftig werden? William, diese Insel interessiert mich. Gibt es nicht vielleicht Bestätigungen von anderer Seite her, daß es sich tatsächlich um aufgetauchtes Land handelt? Du…«
    »Ich nicht!« sagte Siccine kategorisch. »Ich habe jetzt Freiwache, und die habe ich mir verdient. Ich funke keine offiziellen Stellen an, solange ich nicht im Dienst bin. Wenn ihr diesem Hirngespinst nachjagen wollt, müßt ihr euch an Enders wenden, aber ob der sein Ja und Amen dazu gibt…«
    »Wohl kaum«, resignierte Zamorra. Der 1. Offizier der ANTARES, erst seit einem Jahr auf dem Schiff, weil sein Vorgänger ein eigenes Kommando erhalten hatte, war ein absoluter Realist, der immer
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